„Hunderttausende haben alles verloren“

In Malawi, Mosambik und Simbabwe leiden mehrere Millionen Menschen unter den Folgen des tropischen Wirbelsturms Idai. In der Stadt Beira teilt sich die deutsche Missionarin Claudia Middendorf ihre Wohnung mit 23 Katastophenopfern.
Von Norbert Schäfer
Ein tropischer Wirbelsturm (Zyklon) hat an der Küste Ostafrikas eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Hundertausende Menschen haben alles verloren.

Der Zyklon Idai hat an der südostafrikanischen Küste eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, die von Mosambik bis Malawi und Nord-Simbabwe reicht. Eine der am schwersten betroffenen Regionen ist die Stadt Beira in Mosambik. In der mehr als 500.000 Einwohner zählenden Küstenstadt haben hundertausende Menschen alles verloren. Was der Sturm nicht weggerissen hat, haben die Wassermassen vernichtet. Etwa 90 Prozent der Häuser sind durch Sturm und Hochwasser zerstört.

Die deutsche Missionarin Claudia Middendorf hat 23 Personen aus der unmittelbaren Nachbarschaft und dem Bekanntenkreis in ihrer Wohnung aufgenommen, darunter ein Mädchen mit Tuberkulose. „Die meisten Häuser haben kein Dach mehr“, sagte Middendorf in einem Telefonat mit pro am Montag. Anders als bei vielen der Opfer ist das Haus, in dem die Missionarin lebt, aus Stein gebaut, zudem hat das Dach dem Zyklon standgehalten. Die Mitarbeiterin des Missions- und Hilfswerkes DMG betreut in der Stadt die Ausbildung von Kirchenmitarbeitern.

Die DMG-Mitarbeiterin Claudia Middendorf hat den Wirbelsturm Idai in der Küstenstadt Beira erlebt Foto: DMG interpersonal
Die DMG-Mitarbeiterin Claudia Middendorf hat den Wirbelsturm Idai in der Küstenstadt Beira erlebt

Als nachts Sturm und Wasser kamen, ging der Strom aus

Als der tropische Wirbelsturm am 15. März gegen Mitternacht die Küste überquerte, lag die andauernde Windgeschwindigkeit bei 165 km/h. Zu diesem Zeitpunkt war in der Stadt die Stomversorgung bereits zusammengebrochen. „Der Strom war so gegen 22 Uhr weg“, überschlägt Middendorf rückblickend. Die Menschen hätten dann die ganze Nacht und bei völliger Dunkelheit gegen die Wassermassen angekämpft.

Bereits am Tag nach dem Sturm habe die Bevölkerung mit dem Aufräumen angefangen und versucht, notdürftig die Schäden zu beseitigen. „Wir müssen damit leben, dass jetzt viele Menschen kein Dach über dem Kopf haben“, sagt Middendorf. Von der Katastrophe sind nach ihrer Einschätzung alle der rund 3.000 Mitglieder in den 16 Muttergemeinden und 50 Außengemeinden betroffen, die sie betreut. „Wie schwer einzelne Gemeinden betroffen sind, ist noch nicht klar.“ Sie rechnet damit, dass viele der Gemeindehäuser dem Sturm nicht standhalten konnten.

Lage stabilisiert sich, aber Seuchen drohen

An Hilfsmaßnahmen tut sich ihrer Einschätzung nach sehr viel in der Stadt. „Am Flughafen sind eine Vielzahl von Hilfsorganisationen aktiv. Die Hilfe wird auch gut koordiniert“, sagt Middendorf. Die Regierung habe die Einfuhr- und Zollbestimmungen umgehend geändert, sodass Hilfe aus dem Ausland ohne bürokratischen Aufwand in das Land gelagen könne. „In der Innenstadt ist die Stomversorgung mittelerweile wieder hergestellt“, sagt Middendorf. In den Außenbezirken sei das allerdings schwieriger, weil die Masten umgekippt oder abgeknickt seien und die Leitungen zudem im Wasser lägen. „Wir haben inzwischen auch wieder fließendes Wasser“, sagt sie. Allerdings werde davon abgeraten, das Wasser zu trinken, weil durch die Überschwemmungen verunreinigtes Oberflächenwasser in die Trinkwasserleitungen gelangt sei.

Die Zahl der Opfer ist eine Woche nach der Naturkatastrophe wegen der anhaltenden miserablen Bedingungen noch unklar. Mehrere Hundert Menschen haben bislang ihr Leben verloren, zudem sind die Menschen wegen der Trinkwasserverunreinigung nun von Seuchen und Krankheiten bedroht. Diese „water-born diseases“ sind Krankheiten wie beispielsweise Cholera, Typhus oder Durchfälle, die durch den Konsum von bakteriell verseuchtem Trinkwasser hervorgerufen werden. Die Krankheiten treten besonders nach Naturkatastrophen auf, weil sich aufgrund von Überschwemmungen Abwasser mit Trinkwasser vermischt.

Von: Norbert Schäfer

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