Peking erhöht Druck auf Christen

Die kommunistische Regierung Chinas will wieder stärkeren Einfluss in der Gesellschaft gewinnen. Dazu beschneidet sie die Religionen im Land. Christen müssen erdulden, dass ihre Kirchen geschlossen werden.
Von PRO
Christen in China müssen derzeit mit „systematischer Unterdrückung" rechnen

Die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichtet am Dienstag von Übergriffen auf Kirchen in „Chinas christlichem Kernland“, der Provinz Henan. Dem Bericht zufolge drangen im März des Jahres Polizisten in eine Hauskirchengemeinde ein und vertrieben die versammelten Gläubigen. Auf Anweisung mussten ein Kreuz und Bilder mit religiösen Motiven abgehängt werden. Von der Hausgemeinde wurde verlangt, dass sie sich bei der örtlichen Behörde samt den Gemeindegliedern registrieren lässt. AP spricht in diesem Zusammenhang von einem „ehrgeizigen neuen Bemühen der offiziell atheistischen regierenden Kommunistischen Partei, die Praxis des Glaubens im Land zu diktieren – und in einigen Fällen zu verdrängen.“ Die Auflösung der Hauskirche sei kein Einzelfall. Im ganzen Land würden Kirchen geschlossen, oder demoliert.

Experten sprechen von „systematischer Unterdrückung“

Zurzeit würden die Freiheiten der Gläubigen in dem Land stark beschnitten, obwohl sich China religiös wiederbelebe, schreibt AP. Als Grund nennt die Nachrichtenagentur Bemühungen von Präsident Xi Jinping, der mit den Maßnahmen seine Macht konsolidieren wolle, indem er das Christentum zurückdränge. Unter Berufung auf Experten und Aktivisten meldet AP, dass es sich dabei um die „strengste systematische Unterdrückung des Christentums im Land“ handelt, seit dem 1982 die Religionsfreiheit in die chinesische Verfassung aufgenommen wurde.

Die chinesische Regierung hat nach AP-Angaben im Frühjahr einen Fünf-Jahres-Plan zur „Sinisierung“ des Christentums eingeführt. Daraufhin hätten die Provinzregierungen Hunderte von privaten christlichen Hausgemeinden im Land geschlossen. Der Versuch, auch das Christentum in dem Land zurückzudrängen, sei Teil dieser Bemühungen der Regierung, die das Ziel hat, alle Religionen in dem Land zu „sinisieren“. Dazu sollen alle Religionen mit „chinesischen Eigenschaften“, beispielsweise der Loyalität zur Kommunistischen Partei, durchdrungen werden. Im Zuge dieser Regierungs-Bemühungen seien auch bereits islamische Halbmonde und Kuppeln von Moscheen entfernt worden und tibetische Kinder von buddhistischen Tempeln in staatliche Schulen verlegt worden.

Die Zahl der Gläubigen aller Religionen hat sich nach AP-Angaben in zwei Jahrzehnten auf geschätzt 200 Millionen verdoppelt. Grund dafür sei der geschwundene Einfluss der kommunistischen Partei. In dem Land leben rund 1,3 Milliarden Menschen, schätzungsweise 67 Millionen davon sind Christen. Deren Anzahl wird voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten zur weltgrößten christlichen Bevölkerung anwachsen. Das rasante Wachstum der Religionen sei ein Grund, warum die Partei ihre Mission wiederbelebt habe, traditionell mit dem Westen verbundene Religion zu zähmen und die Anbindung an westliche Werte dadurch zu unterbinden.

Die Hilfsorganisation für verfolgte Christen, Open Doors, kritisiert die „zunehmend harte Vorgehensweise der Regierung und Behörden in China gegen die Kirchen“. Diese erinnere an die Jahre unter Mao Tse Tung, erklärte das Hilfswerk auf Anfrage. Razzien und Verhaftungen in Gottesdiensten, Schließungen und Abrisse von Kirchen unterstrichen die Entschlossenheit von Staatschef Xi Jinping, seine Forderung nach der Unterordnung der Kirchen unter die kommunistische Führung durchzusetzen. Etliche Gemeinden haben nach Open-Doors-Informationen ihre Sonntagsgottesdienste bereits eingestellt und treffen sich nur noch in kleinen Hausgruppen. Wahrnehmbar sei das Wachstum der Gemeinde trotz teilweise härtester Verfolgung in der Vergangenheit. „Millionen Chinesen haben in den letzten Jahren zum Glauben an Jesus Christus gefunden, deshalb sehen andere Leiter gerade jetzt die Zeit gekommen, wo sich – auch wegen des Drucks durch die Regierung – noch viel mehr Menschen in China dem christlichen Glauben zuwenden werden“, erklärte Open Doors.

Bereits im Frühjahr hatte Amnesty International (AI) auf die Beschneidung der Religionsfreiheit in China hingewiesen. „In China wurden die Bestimmungen über religiöse Angelegenheiten verschärft und dazu benutzt, das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit […] noch stärker zu beschneiden als bisher“, sagte der Generalsekretär von Amnesty Deutschland, Markus N. Beeko, anlässlich der Veröffentlichung des AI-Reportes zur weltweiten Lage der Menschenrechte im Februar in Berlin.

Von: Norbert Schäfer

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