EU darf afrikanische Gewaltherrscher nicht alimentieren

Der Äthiopier Asfa-Wossen Asserate erkennt ein Versagen der EU-Entwicklungshilfe in Afrika. Weil das Geld in die Hände korrupter Politiker gelange, müssten die Menschen ihre Heimat verlassen, sagte der politische Analyst und Autor.
Von PRO
Der Äthiopier Asfa-Wossen Asserate ist politischer Analyst, Autor und Angehöriger des entthronten äthiopischen Kaiserhauses

Der politische Analyst, Autor und Angehörige des entthronten äthiopischen Kaiserhauses, Asfa-Wossen Asserate, erkennt die „Urproblematik“ der Migrationsbewegungen in Afrika darin, dass auf dem Kontinent „die Gewaltherrscher, die Flüchtlinge exportieren“ seit Jahrzehnten von der Europäischen Union alimentiert würden. Asserate fordert ein Ende der „Realpolitik“ gegenüber Afrika, die „in Wirklichkeit Appeasement“ bedeute, also Beschwichtigungspolitik. Das sagte er am Rande der 123. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg gegenüber pro. Die Europäische Union müsse mit ihrer Entwicklungshilfepolitik „gute und humane Regierungen“ in Afrika fördern. Entwicklungshilfe bringe nichts, wenn die Gelder durch Korruption in die falschen Hände gerieten.

„In den letzten 50 Jahren sind über zwei Billionen Dollar aus dem Westen als Entwicklungshilfe nach Afrika gekommen – aber etwa 1,6 Billionen davon sind direkt zurückgeflossen. Sie stecken in Häusern in Paris und London oder in Yachten an der Riviera“, sagte Asserate. Daher sei die Förderung von guten Regierungen in Afrika die Voraussetzung, um den Menschen in ihren Heimatländern die notwendige Lebensgrundlage zu bieten. Der Strom der Flüchtlinge reguliere sich dann von alleine.

Wer hierher kommt, muss die Gesetze einhalten

Immigranten, die nach Deutschland kommen, müssen nach Ansicht Asserates „ohne Wenn und Aber die Gesetze halten und die Sitten und Gepflogenheiten des Landes akzeptieren“. Religiöse Eigenarten anderer Religionen sollten in Deutschland nur insofern toleriert werden, als dass sie nicht mit den lokalen Gesetzen in Konflikt stünden. Flüchtlinge dürften nicht vergessen, dass sie als Gäste hier seien.

Den Friedensschluss zwischen Äthiopien und Eritrea bezeichnete Asserate als ein „wahres Gotteswunder“. Der 41-jährige Regierungsschef Äthiopiens, Abiy Ahmed Ali, habe es binnen drei Monaten geschafft, mehr als 12.000 politsche Gefangene in dem Land zu entlassen und mit allen Nachbarn Äthiopiens Frieden zu schließen. „Der Herrgott hat die Tränen der letzten 40 Jahre gesehen und eine neue Zeit der Gnade eingeleitet“. Asserates Wunsch ist, dass dieser „äthiopische Frühling“ nicht endet wie viele andere Bemühungen um Frieden und Entwicklung in Afrika und im Mittleren Osten.

Äthiopien kann nach Ansicht von Asserate ein Vorbild für das friedliche Miteinander der Religionen auf dem afrikanischen Kontinent werden. Das Land sei schon immer ein Mikrokosmos in Afrika gewesen, was den religiösen Zuammenhalt angehe. „Äthiopien ist das Land, in dem die drei abrahamitischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – nicht nur seit Jahrhunderten in dem Land verwurzelt sind, sondern wo sie seit Jahrhunderten in friedlicher Koexeistenz leben.“

Die religiöse Landschaft Äthiopiens ist komplex; offizielle Angaben sind teilweise widersprüchlich. Die letzte Volkszählung 2007 ergab rund 63 Prozent Christen und 34 Prozent Muslime; der Rest entfällt auf diverse andere Gruppen. Von den Äthiopiern sind etwa 43 Prozent äthiopisch-orthodox. Alle drei abrahamitischen Religionen haben in Äthiopien eine lange Geschichte – so auch die äthiopischen Juden, von denen seit verschiedenen Evakuierungsaktionen in den letzten 30 Jahren nun die Mehrheit in Israel lebt. Nur rund 8.000 „Falaschen“ – wörtlich: „Ausgewanderte“ – leben noch in Äthiopien. Die israelische Justizministerin Ajelet Schaked versprach im April auch ihnen, sie schnell nach Israel zu holen.

Von: Norbert Schäfer

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