Russische Freikirchen bieten Public Viewing an

Eigentlich müssen christliche Gemeinden, die nicht der russisch-orthodoxen Kirche angehören, mit Strafen rechnen, wenn sie missionarisch aktiv sind. Dennoch nutzen viele Freikirchen die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land, um das Evangelium unter die Leute zu bringen.
Von Jörn Schumacher
Manche Christen in Russland nutzen die Fußball-Weltmeisterschaft, um Menschen den Glauben näherzubringen

Die Fußball-Weltmeisterschaft wird in einem Land ausgetragen, in dem missionarische Tätigkeiten strengen Auflagen unterliegen. Einige Gemeinden in Russland hoffen dennoch darauf, das Sportereignis für die Verbreitung des Evangeliums nutzen zu können, berichtet das Magazin Christianity Today.

Niemand wird Bibeln oder Traktate auf den Straßen verteilen, wie dies eventuell noch bei der vergangenen WM vor vier Jahren in Brasilien möglich war. Das „Yarovaya“-Gesetz, benannt nach der russischen Politikern Irina Yarovaya, aus dem Jahre 2016 gilt als Anti-Terror-Gesetz und verbietet unter anderem missionarische Tätigkeiten außerhalb der orthodoxen Kirche.

Wie Christianity Today berichtet, dachten sich manche protestantische Gemeinden in Russland: „Wenn die Regierung verbietet, dass sich die Christen an die Fußballfans richten, dann müssen die Fußballfans eben in die Gemeinden kommen.“ Mehr als 400 evangelikale Gemeinden in Moskau, Sankt Petersburg und anderen größeren Städten öffnen ihre Räumlichkeiten für Public Viewing während der Zeit der Weltmeisterschaft. Angesichts ausverkaufter Stadien bieten die Gemeinden neben der Übertragung von Fußballspielen Snacks an und predigen das Wort Gottes.

Skepsis bei älteren Pastoren

Hunderte Freiwillige verteilen unter dem Dach der amerikanischen Missionsgesellschaft „Mission Eurasia“ laut dem Magazin Bibeln und christliche Bücher und laden zu christlichen Veranstaltungen ein. Der Leiter von „Mission Eurasia“, Sergey Rakhuba, sagte, dass es für russische Gemeinden eher ungewöhnlich ist, die Türen für derartige Veranstaltungen zu öffnen. Gerade viele ältere Pastoren dächten sich: „Wieso sollte man Gebäude, die für das Lob Gottes gedacht sind, für solche unsinnigen Spiele öffnen?“ Jüngere Russen seien der Idee positiver gegenüber eingestellt.

Rakhubas Organisation bildete jüngere russische Christen aus baptistischen, evangelikalen und Pfingstkirchen aus, die WM zu nutzen, um den Glauben unter die Menschen zu bringen. Die gastgebenden Veranstalter müssen sich allerdings offiziell bei der Regierung als Kirchen registrieren.

Manche Christen vermuten, dass die Handhabung des Gesetzes während der WM nicht so restriktiv gehandhabt wird wie sonst. „Selbst bei den Verboten aus dem Jahr 2016 denke ich, dass die Veranstalter mit weniger Einschränkung von Seiten der Regierung zu rechnen haben, als es sonst der Fall wäre, weil der Kreml jede negative Publicity während der WM vermeiden möchte“, sagte die Journalistin und Russland-Expertin Geraldine Fagan gegenüber Christianity Today.

Von: Jörn Schumacher

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