Christen in Israel

Der israelische Spätsommer ist stark von den jüdischen Festen geprägt. Auch viele Christen besuchen in der Zeit das Land, um zu staunen und zu lernen. Nicht alle haben dabei den richtigen Zugang. Zwei Amerikaner bitten daher ihre Glaubensgeschwister um die Beachtung einiger Grundsätze.
Von PRO
Deutsche beim jährlichen Jerusalem-Marsch zum Laubhüttenfest (Archivbild)

Im Jahr 2004 sei er zum ersten Mal nach Israel gekommen. So berichtet Tommy Waller in einem Video, das er zu Beginn der Woche online stellte. Gott habe ihn vorbereitet auf die Begegnung mit dem Land. Doch natürlich konnte Waller damals nicht erahnen, auf was genau er sich einlassen würde.

Seit seiner Kindheit in einer amerikanischen Baptistenkirche habe er sich immer nach einer tiefen Beziehung zu Gott gesehnt. Damals wie heute nenne er sich Christ, doch sein ernsthafter Aufruf heute sei: „Liebe Brüder und Schwestern, bitte unterbindet jegliche Missionsversuche, welche die jüdische Identität von denen wegnehmen, die Gott erwählt hat, seinen Namen zu tragen.“

Waller ist Leiter der christlichen Organisation „HaYovel“, die es Christen ermöglicht, ihre Arbeitskraft bei der Weinernte Israelis zur Verfügung zu stellen. Die Arbeit ist motiviert durch Jeremia 31,5: „Du sollst wiederum Weinberge pflanzen an den Bergen Samarias.“

Mit Liebe Gottes Volk begegnen

Statt missionarisch tätig zu sein, sollten Christen dem jüdischen Volk Liebe und Wertschätzung entgegenbringen, sagt der Leiter der Initiative „HaYovel“, einer gemeinnützigen Organisation, die Christen aus aller Welt in das Westjordanland bringt, um dort jüdischen Bauern in der Landwirtschaft zu helfen. Jeder Versuch von Ersatztheologie sei gegen den Willen Gottes, der sich als Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs offenbare.

Was Christen den Juden im Namen ihrer Religion in den vergangenen 2.000 Jahren angetan haben, sei schrecklich, sagt Waller: „Für Juden haben die Kreuzzüge niemals Erlösung mit sich gebracht, lediglich die lebendige Hölle.“ Als Christ sei er dazu verpflichtet, zu Israel zu stehen. Für Christen sei es an der Zeit, umzudenken und endlich das Volk Gottes anzuerkennen. Die Prophetien der Heiligen Schrift hätten auch heute noch Gültigkeit. Unter anderem erwähnt Waller in dem Video Jesaja 52: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König! … Der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.“

An Juden, die den Beitrag eventuell sehen, wendet er sich mit der klaren Aussage: „Bitte vergebt mir. Und vergebt meinen Vorfahren die furchtbaren Verbrechen, die sie gegen euch begangen haben. Mit jeder Faser meines Lebens möchte ich für die Errichtung des Staates Israels einstehen. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass eine neue Generation von Christen entsteht, die sich bedingungslos zur Erwählung des jüdischen Volkes durch Gott stellen und sich von der Lehre der Ersatztheologie distanzieren.“

Besuch in Gottesdiensten

Anfang September hatte sich bereits Aaron Hecht, ein messianischer Jude aus Jerusalem, in einem offenen Brief an Christen gewandt, die das Heilige Land besuchen.

Wiederholt sei ihm aufgefallen, dass Gäste seiner Gemeinde sich nicht an bestimmte Regeln hielten. Arglos aufgenommene und verbreitete Fotos zum Beispiel hätten einheimische Gläubige in der Vergangenheit bereits in Unannehmlichkeiten gebracht. Hecht weist darauf hin, dass die Jerusalemer Gemeinden keine Touristenattraktionen seien, sondern Gotteshäuser. Er ruft Pilger dazu auf, in Jerusalemer Gemeinden nicht anders gekleidet zu kommen, als sie das in ihren Heimatgemeinden tun würden. „Unsere Familien und Kinder sind keine Ausstellungsstücke eines Museums, und auch keine Tiere im Zoo, die man streicheln, füttern und fotografieren kann, um sie später auf Facebook zu teilen mit dem Hinweis: ‚jüdisch-gläubige Kinder in ihrem Alltag‘.“ Wenn Pilger ihren Besuch in Israel ausschließlich als Ferien betrachteten, sollten sie sich besser ein anderes Urlaubsziel suchen.

„Seid gute Botschafter!“

Vielmehr hätten sie bei ihrer Reise auch einen Auftrag. Christen sollten sich ihrer Identität bewusst sein und ein Bewusstsein für den Ort mitbringen, an den sie kämen. Hecht wendet sich deshalb an die Pilger mit der Bitte, gute Botschafter zu sein und ihre Besuche weise zu umbeten, bereits bevor sie das Flugzeug bestiegen. Christen sollten so viel wie möglich die Schriften studieren, bevor sie ins Land Israel kämen, damit sie sich an die Dinge erinnern würden, die wichtig seien, wenn sie das Land besuchen. „Alles, was Sie sagen und tun, ob es gut ist oder schlecht, großzügig oder geizig, nachsichtig oder ungeduldig, wird von den Einheimischen registriert. Und es wird als Abglanz des Königreiches wahrgenommen, dessen Botschafter Sie sind.“

Auch im Blick auf Finanzen sollten sich Christen weise verhalten. Wer Bettlern auf der Straße Geld spende, unterstütze dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit organisierte Bettlerbanden, aber das sei sicher kein Weg, Israel zu segnen. Israelisch-messianische Gemeinden, christliche Organisationen mit humanitären Angeboten oder auch säkulare Organisationen wie der Rote Davidstern, Magen David Adom, seien hingegen Anlaufstellen, wo Christen spenden könnten, um das Volk Israel auch finanziell zu unterstützen.

Hecht betont den Segen, den Christen bringen, wenn sie das Land Israel und auch die die messisanisch-jüdischen Gottesdienste mit einer angemessenen Einstellung besuchten. Er schließt seinen Artikel mit den Worten: „Willkommen in Israel, meiner Heimat und dem Land der Bibel. Seid durch euren Besuch gesegnet und werdet selbst zum Segen.“

Von: Merle Hofer

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