Glaubensweitergabe in der Diktatur – „reiner Wunschtraum“?

Ein geflüchteter nordkoreanischer Militär hat bei einem Pressegespräch der Internationalen Gemeinschaft für Menschenrechte (IGFM) über die Lage der Christen in seinem Heimatland berichtet. Obwohl der christliche Glaube nicht ganz erloschen sei, gäbe es keine Untergrundgemeinden, sagt er.
Von PRO
Joo Il Kim floh im Jahr 2005 aus Nordkorea und kam zum christlichen Glauben.

Der 2005 aus Nordkorea geflohene Hauptmann Joo Il Kim zeigte sich diese Woche bei einem Pressegespräch der Internationalen Gemeinschaft für Menschenrechte (IGFM) skeptisch darüber, ob Untergrundgemeinden und schon kleinsten Versammlungen von Christen in Nordkorea möglich sind. Gläubige werden bewusst nicht vernetzt, weil dies für „alle Beteiligten viel zu gefährlich“ wäre, so Kim. Laut Angaben der christlichen Organisation Open Doors leben etwa 300.000 Christen unter den 25 Millionen Einwohnern der „demokratischen Volksrepublik“.

Aus Kims Sicht ist hat die grausame Verfolgung und „Gehirnwäsche“ tiefe psychische Spuren in der Bevölkerung hinterlassen. Echter, persönlicher Austausch zwischen Menschen werde von Misstrauen und allgegenwärtiger Angst verhindert. Schon die Vorstellung von Gott und Religion existiere bei den Nordkoreanern vielfach gar nicht mehr, so Kim. „Gespräche über regimefeindliche Themen wie Religion können nur zwischen nahen Angehörigen geführt werden. Wenn dort jemand über Jesus spricht, würden sich die Angehörigen echte Sorgen machen, dass er den Verstand verloren hat. Sie würden ärztliche „Hilfe“ suchen – mit fatalen Folgen.

Gläubige Christen werden generell in Nordkorea als „feindlich gesinnte Personen“ betrachtet. Deswegen ist missionarische Arbeit dort höchst gefährlich. Wenn sich jemand für Jesus interessiert, wird er bewusst nicht mit anderen Christen in Kontakt gebracht, um niemanden zu gefährden. Die „unglaublich vielen Fragen“ über den Glauben kann ihnen niemand beantworten. „Es ist ein Missverständnis, dass Christen in Nordkorea jeden Tag ihr Leben riskieren, um zusammen in der Bibel zu lesen oder zu beten“, sagte Kim der IGFM. Seiner Ansicht nach wäre das auch kontraproduktiv, weil die Gefahr, entdeckt zu werden, dadurch steigen würde.

Ins Land geschmuggelte Bibeln können häufig nicht direkt an Personen weitergegeben werden, sondern werden ausgesetzt, in der Hoffnung jemand könnte sie finden und direkt durch das Wort Gottes Jesus kennen lernen. Der erst nach seiner Flucht Christ gewordene Kim hält das für wenig wahrscheinlich: „Diese Leute haben keine Vorstellung davon, was das Regime aus den Menschen gemacht hat. Sie können mit biblischen Texten ohne Erklärung überhaupt nichts anfangen. Das sind reine Wunschträume.“

Unterstützung im Gebet

Open Doors untersucht die Christenverfolgung auf der ganzen Welt und bietet an vielen Orten Unterstützung an. Ihre Experten stufen Nordkorea als den Ort ein, an dem Christen am meisten verfolgt werden. Sie rufen dazu auf, die Geschwister im Glauben im Gebet zu unterstützen und für Veränderung in dem Land zu beten. (pro)

Von: dsp

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