Grand Canyon: Kreationistische Forschung nun doch erlaubt

Ein australischer Geologe will im Grand Canyon in den USA beweisen, dass dieser durch eine große Flut entstand, wie sie in der Bibel beschrieben wird. Doch die Parkverwaltung verbot ihn die Forschung. Nun hat ihm eine Verfügung von US-Präsident Donald Trump doch noch die Tore geöffnet.
Von Jörn Schumacher
Der Grand Canyon in Arizona gilt für viele Kreationisten als Hinweis dafür, dass die Sintflut stattgefunden haben könnte

Andrew Snelling ist Doktor im Fach Geologie an der Universität von Sydney. Außerdem ist er für die amerikanische Organisation „Answers in Genesis“ (Antworten im Ersten Buch Mose) tätig, in der Wissenschaftler versuchen, die naturwissenschaftliche Glaubwürdigkeit der Bibel aufzuzeigen.

Snelling will seit Langem seine These überprüfen, wonach für die Entstehung des Grand Canyons im US-Bundesstaat Arizona eine große Flut verantwortlich ist. Die Bibel spricht von einer Sintflut, und viele Kreationisten glauben, dass gerade der Grand Canyon einen Hinweis darauf bietet, dass diese tatsächlich stattgefunden hat.

Über die genaue Entstehung des Canyons, der 446 Kilometer lang, rund 30 Kilomter breit und bis zu 1.800 Meter tief ist, streiten sich die Experten noch. Als am wahrscheinlichsten gilt die These, dass der Colorado River vor rund sechs Millionen Jahren die Erosion auslöste.

Snelling versucht seit 2013, eine Fortschungsarbeit im Grand Canyon zu unternehmen, wobei er in der Schlucht etwa 50 faustgroße Steine untersuchen möchte. Als Geologe interessiere ihn, dass in den Felsen Faltungen sichtbar seien, sagte er gegenüber der Zeitung The Australian. „Waren diese Steine also noch weich, als sie sich dort anlagerten?“, fragt der Wissenschaftler. „Denn das würde implizieren, dass die Ablagerung nur eine kurze Zeit in Anspruch nahm, und nicht Millionen von Jahren.“

Die Verwaltung des Nationalparks verbot ihm das Vorhaben, weil es wissenschaftlich keinen Nutzen bringe. In E-Mails wurde Snellings Forschungsprojekt als „unangebracht“ und „seltsam“ bezeichnet. Ein Verantwortlicher kritisierte, er halte die Arbeit für „reinsten Kreationismus“.

Der australische Geologe hatte angekündigt, seine Studienergebnisse öffentlich zu machen, unabhängig vom Ergebnis. Es gebe schon jetzt zahlreiche Hinweise auf eine große Flut in der Vergangenheit. „Die australischen Aborigines kennen Geschichten über eine große Überflutung. Man findet ähnliche Geschichten in China. Ich glaube, dass die Bibel ein Bericht ist, den Gott uns gegeben hat, und dass die Bibel Recht hat.“

Widerspruch vom Kollegen

Im Mai, wenige Tage nachdem US-Präsident Donald Trump eine Verfügung unterzeichnet hatte, nach der die Religionsfreiheit in Amerika gestärkt werden soll, reichte Snelling eine Klage gegen die Verwaltung des Parks und das amerikanische Innenministerium ein, weil er sich religiös diskriminiert fühlte. „Die Art, wie sie mit mir umgingen, war diffamierend. Meine Methode ist tadellos, aber ich bin eben Christ, der alternative Sichtweisen hat“, sagte Snelling dem Australian. Die Nationalparkbetreiber hätten ihm die Arbeit verboten, weil ihnen „die Fragen nicht passen, die ich stelle“. Die Anwälte des Geologen sagten, der Nationalpark verletze das von Trump unterzeichnete Dekret zur Religionsfreiheit. Am Freitag berichtete The Australian, dass Snelling seine Grand Canyon-Forschung nun doch durchführen darf, nachdem er seine Klage fallen gelassen habe.

Gilles Brocard, ein anderer Geologe von der Universität Sydney, sagte gegenüber der britischen Zeitung The Guardian, Snellings These stehe nicht in Einklang mit der wissenschaftlich allgemein anerkannten Erklärung zur Entstehung des Grand Canyons. „Wir wissen, welche Auswirkungen große Fluten auf die Erde haben“, sagte Brocard. „Sie kommen immer wieder vor. Gletscher mit großen Eismauern hinterlassen eine sehr eindeutige Spur auf der Landschaft. Diese Spuren sind sehr genau zu identifizieren.“ Doch der Grand Canyon sei nichts Ungewöhnliches. Forschungen legten ein Alter von fünf Millionen Jahren nahe.

Im Grand Canyon werden nur wenige Forschungsprojekte pro Jahr genehmigt, Snelling hat nun eine von rund 80 erhalten. (pro)

Von: js

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