Der Versuch eines Dialogs

Papst Franziskus will auf seiner Ägyptenreise die Al-Azhar-Universität in Kairo besuchen. Dort hat auch der Publizist Alexander Görlach studiert – als erster deutscher Katholik. Seine Wahrnehmung des päpstlichen Besuchs schildert er in Christ & Welt.
Von PRO
Die Al-Azhar-Universität in Kairo ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtungen des sunnitischen Islam – und eine der ältesten überhaupt. Seit 988 läuft der Lehrbetrieb.

Inmitten aufgeregter Zeiten besucht Papst Franziskus die bedeutendste Lehreinrichtung des sunnitischen Islam in Ägypten, die Al-Azhar-Universität in Kairo. Das Oberhaupt des Vatikans will auf diese Weise den Dialog zwischen Christen und Muslimen beleben. Doch diese Herangehensweise hat in den vergangenen Jahren bereits für Unmut gesorgt. „Es ist in Teilen der ägyptischen Gesellschaft, aber auch innerhalb der Universität sehr umstritten, sich mit westlichen Christen, den sogenannten Lateinern, zu beschäftigen“, erklärt der Publizist Alexander Görlach in Christ & Welt, einer Beilage der Wochenzeitung Die Zeit. Er war einst selbst als Student an der Al-Azhar eingeschrieben. Die Ägypter trennten zwischen Kopten, die zum eigenen Land gehörten, und den westlichen Christen, denen sie eine Nähe zu Amerika, dem Kapitalismus und der Dekadenz unterstellten.

Darüber hinaus gebe es im Islam den Leitgedanken, dass alles, was nicht islamisch ist, einen zweiten Rang einnehmen müsse. „Nach islamischer Vorstellung dürfen sie keine neue Kirchen bauen, sofern keine Moschee daneben errichtet wird“, sagt der katholische Theologe Görlach. „Das Christentum und der Islam, die Kulturen, die aus diesen Religionen erwachsen sind, schließen sich an etlichen Stellen gegenseitig aus.“ Die gegenseitigen Werturteile seien tief verankert. „Für die Zukunft braucht es einen neuen Dialog“, meint er.

„Der Dialog mit Al-Azhar ist wichtig“

Görlach empfindet die Al-Azhar-Universität vielmehr als Missionsschule denn als Universität. Junge Ägypter lernten dort keine kritische Wissenschaft, sondern wie man Christen in Europa zum Islam bekehrt. So sei sein Studienaufenthalt als „erster Schritt zu einer Bekehrung“ verstanden worden. „Das ist absurd, was Dialog bedeutet, ist nicht einstudiert und gelernt gewesen. Auch deshalb fand man mit dem Heiligen Stuhl keine Wellenlänge. Doch der Dialog mit der Al-Azhar ist wichtig. Deshalb will der Papst ihn wiederbeleben.“

Alexander Görlach arbeitet seit 2015 an der Harvard-Universität am Center für European Studies und der Divinity School. Der promovierte Linguist und Theologe forscht dort im Bereich Politik und Religion. Darüber hinaus schreibt er für Die Zeit, den Focus und die Wirtschaftswoche. (pro)

Von: ak

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