„Deutschland ist eine Hochburg der Muslimbruderschaft“

Der Bischof der Kopten in Deutschland wünscht sich eine Reform der religiösen Bildung, um Gewalt von Muslimen einzudämmen. Dies betont Anba Damian in einem Interview der Zeitung Die Welt. Junge Muslime müssten „von klein auf Milde lernen, damit sie später nicht den Radikalen folgen“.
Von Johannes Blöcher-Weil
Anba Damian ist Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland. Im Interview mit der Zeitung Die Welt äußert er sich zur aktuellen Lage der Kopten in Ägypten und in Deutschland.

Die Bombenanschläge auf koptische Kirchen in Ägypten haben die Welt erschüttert. Die koptischen Christen gelten als Urbewohner Ägyptens. Mittlerweile liegt deren Anteil bei rund zehn Prozent der Bevölkerung. „Das überhaupt noch Christen in Ägypten leben ist nach all der Verfolgung schon ein achtes Weltwunder“, meint der Bischof der Kopten in Deutschland, Anba Damian, im Interview mit der Tageszeitung Die Welt.

Von den Attacken der vergangenen Woche sei er wenig überrascht: „Mit uns greift man eine Wurzel des Christentums an.“ Ihn stört, dass die Al-Azhar-Universität Imame zur Friedfertigkeit aufrufe, sich aber sehr oft nicht ausreichend von der Muslimbruderschaft distanziere und Gegenmaßnahmen treffe. Der Muslimbruderschaft seien die Christen ein Dorn im Auge: „Wir wurden und werden in unserem Land wie Insekten behandelt, wie Bürger zweiter oder dritter Klasse.“

„In der Not ist Volker Kauder immer dabei“

Der jetzige Präsident Abdel al-Sisi meine es gut mit den Christen, findet Damian. Aktuell habe sich am Status noch nicht viel verbessert, er hoffe aber weiter darauf. „Wir raten den Geschwistern, ihr Leben dort so gut wie möglich zu führen und ihre Rechte zu verbessern, dass sie ihr Leben in Ägypten aushalten können.“ In Ägypten befänden sich die Heiligtümer, Klöster, Kirchen und Denkmäler der eigenen Religion.

Die Kopten in Deutschland könnten, abgesehen von Einzelfällen, sicher leben. Dies habe damit zu tun, dass es mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem CDU-Politiker Volker Kauder einflussreiche Fürsprecher gebe: „In der Not ist Volker Kauder immer dabei.“ In Deutschland gebe es viele lebendige christliche Gemeinden und standhafte Priester: „Christus hat auch in Deutschland viele Zeugen.“ Das Osterfest könne er trotz der Vorkommnisse gegen die Kopten feien – immerhin sei es das Fest des Sieges über den Tod. „In seinem Leiden verschwinden alle Leiden der Menschheit.“ Darüber hinaus gebe er die Hoffnung, mit ihm in alle Ewigkeit leben zu dürfen.

Allerdings: „Deutschland ist eine Hochburg der Muslimbruderschaft und der Salafisten“, so der Bischof. In Städten wie Düsseldorf, Köln oder Berlin seien radikale Muslime „sehr mächtig“.

Der Bischof der Kopten in Deutschland, Anba Damian, wuchs in Kairo auf. Er studierte Medizin und arbeitet als Arzt. Dann beschloss er, sein Leben Gott zu widmen. 1993 wurde er in Ägypten zum Priester geweiht und als Seelsorger nach Deutschland entsandt. Die Zahl der koptischen Christen in Ägypten schwankt zwischen sieben und zehn Millionen. Etwa eine halbe Million lebt in anderen Ländern, circa 12.000 davon in Deutschland. Ihre Anfänge gehen auf den Evangelisten Markus zurück. (pro)

Von: jw

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