Erzbischof Schick: „Kultfreiheit, aber keine Religionsfreiheit“ in Golfstaaten

Auf der Arabischen Halbinsel gibt es praktisch keine einheimischen Christen, dennoch leben rund drei Millionen Christen in der Region. Die müssen Einschränkungen bei der Religionsausübung erdulden. In Saudi-Arabien gibt es nach Angaben des Erzbischofs Ludwig Schick keine einzige Kirche.
Von PRO
Erzbischof Ludwig Schick wirbt um Solidarität für verfolgte und bedrängte Christen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat am Donnerstag in Berlin eine Arbeitshilfe zur Situation der Christen auf der Arabischen Halbinsel veröffentlicht. Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, wies auf die unterschiedliche Lage von Christen in den verschiedenen Staaten der Arabischen Halbinsel hin. In den Golfstaaten könnten Christen ihren Glauben relativ frei leben. „Es gibt Kultfreiheit, aber keine Religionsfreiheit“, erklärte der Erzbischof.
Deutlich schlechter sei die Situation für Christen in Saudi-Arabien. Dort dürfe nur der Islam, vorzugsweise in seiner wahhabitischen Auslegung, praktiziert werden. Schon der Besitz christlicher Kultgegenstände ist dort verboten. Wer eine Bibel besitzt oder ein christliches Symbol trägt, kann in dem Land bestraft werden. Muslimen, die zu einer anderen Religion übertreten wollen, droht in Saudi-Arabien die Todesstrafe. In dem Land leben nach Schätzungen rund 1,5 Millionen Christen, überwiegend handelt es sich dabei um Gastarbeiter. Filipinos, Äthiopier und Inder stellen dabei die größte Gruppe dar, rund 800.000 von ihnen sind katholisch. Die haben jedoch keine einzige Kirche.
Auf der gesamten Arabischen Halbinsel sind Christen in der Minderheit. Die Forderung nach Religionsfreiheit gelte universell für alle Menschen und Glaubensüberzeugungen, sagte Schick. Dazu gehöre auch die Freiheit, die Religion wechseln zu dürfen.

Wirtschaftliche Interessen versus Menschenrechte

Der Apostolische Vikar für das südliche Arabien, Bischof Paul Hinder, schätzt die Zahl ausländischer Christen auf der Halbinsel auf mindestens drei Millionen. „Einheimische Christen gibt es praktisch keine“, sagte Hinder bei der Pressekonferenz in der Katholischen Akademie Berlin. In einzelnen Golfstaaten bestehte die Wohnbevölkerung demnach aus bis zu 80 Prozent Ausländern, vorwiegend aus dem südasiatischen Raum. „Wir sind auf der Arabischen Halbinsel eine Kirche aus Migranten für Migranten.“ Hinder wies im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien auf die vielfälltigen internationalen Interessen hin. Es würden doppelte Standards angewendet, eine „Doppelmoral“ betrieben, hinter der vorwiegend wirtschaftliche „Milliardeninteressen“ stünden. „Das Schlimme daran ist, dass das keiner mehr als Sünde sieht“, erklärte Hinder.
Nach Angabe von Harald Suermann, Direktor des Missionswissenschaftlichen Instituts Missio in Aachen, gelten Christen nach dem Koran als eine geschützte Minderheit, die das Recht hätten, ihren Glauben zu leben und eigene Gotteshäuser zu unterhalten. Dies werde in Saudi-Arabien allerdings eingeschränkt. „Liturgische Feiern sind dort verboten und können nur privat unter großer Gefahr vollzogen werden“, sagte Suermann.
Mit ihrer Arbeitshilfe will die Deutschen Bischofskonferenz über Geschichte und die aktuelle Situation von Christen in der Region und die Lage bedrängter Glaubensgeschwister informieren. In Deutschland sucht die Deutsche Bischofskonferenz immer wieder das Gespräch mit Politikern und anderen gesellschaftlichen Akteuren, um auf bedrohliche Entwicklungen hinzuweisen. Am 26. Dezember, dem Stephanustag, beten katholische Christen für verfolgten Glaubensgeschwister auf der ganzen Welt. (pro)Christen in Bedrängnis: Internationale Konferenz in Wien (pro)
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