Harald Lesch: „Hatte nie eine Sekunde lang ein Problem, Physiker und Christ zu sein“

Er ist Astrophysiker, TV-Moderator und Autor. Der Wissenschaftler Harald Lesch hat kürzlich das Buch „Unberechenbar“ geschrieben. Im Interview von Domradio erläutert er, wo die Grenzen menschlicher Berechenbarkeit liegen. Genau dann sei es wichtig, eine Hoffnung außerhalb der Zahlen zu haben.
Von PRO
Physiker und Christ zu sein, ist für Harald Lesch kein Problem

Für den Astrophysiker Harald Lesch stehen Glaube und Wissenschaft nicht im Widerspruch. Die Art und Weise, wie er Physik betreibe, habe nichts mit seinem Bekenntnis als Christ zu tun, sagte der Wissenschaftler im Interview von Domradio. Wie er mit seinem Nächsten und der Welt umgehe, aber sehr wohl: „Ich hatte noch nie eine Sekunde lang irgendein Problem, Physiker und Christ zu sein. Ich weiß gar nicht, warum das irgendwie immer wieder hinterfragt wird.“

Menschen, die ihn zu Glaube und Wissenschaft befragten, ermutige er, auch mal den Tankwart oder den Supermarkt-Verkäufer danach zu fragen: „Wenn es Gott nur für die theoretischen Astrophysiker gäbe, wäre das eine sehr kleine Gemeinde. Von der religio soll aber keiner ausgeschlossen sein.“

„Nicht eine Sekunde lang ein Problem, Physiker und Christ zu sein“

Aus Leschs Sicht wurden viele Lebensbereiche in den letzten 200 Jahren ökonomisiert. Der Wissenschaftler findet, dass sich die Menschen der Technologie nicht unbedingt immer unterwerfen sollen. In Wirklichkeit gebe es andere Qualitäten, die „unser Leben“ ausmachen. Auch in der Corona-Krise könnten wissenschaftliche Berechnungen für „ziemlich gute Prognosen“ sorgen oder bei der Entwicklung eines Impfstoffs helfen. An „vorderster Stelle“ stehe aber trotzdem das menschliche Verhalten: „Da geht es um das, was wir aus den Werten unseres Lebens ableiten“, findet Lesch. Insgesamt komme es auf ein gutes Zusammenspiel beider Bereiche an.

Nicht nachvollziehen kann Lesch, dass immer noch Menschen die Gefahr von Corona leugneten. Bundeskanzlerin Angela Merkel spreche von einer Jahrhundertkatastrophe, in anderen Ländern herrschten „wirklich katastrophale Bedingungen“. Diesen Menschen könnte man weder mit Argumenten noch mit Zahlen beikommen: „Das hat eigentlich eher was mit einer grundlegenden Ablehnung von wissenschaftlicher Erkenntnis zu tun.“

In Bezug auf die Corona-Krise lobt Lesch die Gesellschaft ausdrücklich. Sie nehme ganz erhebliche Einschränkungen hin, um die „wirklich verwundbaren Gruppen“ zu schützen. Bei Grippe-Epidemien im 20. Jahrhundert sei dies so nicht der Fall gewesen. Er hoffe auch in Zukunft auf diese Solidarität. Jeder müsse in dem Bewusstsein leben, dass ihm auch etwas passiere. Mit Geduld könne man auch diese „Jahrhundertkatastrophe“ zusammen überstehen.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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