Ein Künstler will mit der christlichen Botschaft verzaubern

Matthias Drechsel ist Illusionskünstler und überzeugt davon, dass er durch seine Kunst Menschen für den christlichen Glauben begeistern kann. pro hat ihn bei einem seiner Auftritte begleitet.
Von Johannes Blöcher-Weil
Matthias Drechsel ist Illusionskünstler und überzeugt davon, dass er durch seine Kunst Menschen für den christlichen Glauben begeistern kann.

Matthias Drechsel schließt kurz die Augen. Er pustet sich noch einmal in die Hände. Dann geht er entschlossen den langen Gang zum Altarraum entlang. Er ist an diesem Abend zu Gast in der Erlöserkirche in Detmold. Der Künstler mimt Martin Luther. Er möchte seinen Gästen „zauberhaft“ die reformatorische Erkenntnis vermitteln.

Im Laufe des Abends zertrümmert er Handys, zaubert fehlende Puzzleteile hervor oder verschiebt seinen „Lebensrahmen“ so, dass darin Jesus auch noch einen Platz hat. Und er lässt Blankoschecks der „göttlichen Himmelsbank“ regnen. Sie sind für sein Publikum und ausgestellt auf „mein geliebtes Kind“. Bezahlt wurden sie auf Golgatha mit Jesu Tod am Kreuz. Diese Nachricht begeistert Drechsel und damit möchte der Illusionskünstler sein Publikum verzaubern.

Die Begeisterung für Illusionskunst trägt der 48-Jährige schon seit seiner Kindheit in sich. Damals besuchte der damalige Jugendreferent Fritz Reschke einmal jährlich Drechsels Heimat im sächsischen Reichenbach und zauberte und erzählte von seinem Glauben. „Er war ein begnadeter Zauberkünstler und ein toller Mensch“, schwärmt Drechsel noch heute. Der Funke sprang über und schon bald versuchte er sich selbst in dem Metier. Bei Familienfesten führte Drechsel Tricks vor. Sein Onkel – ein Pfarrer – schenkte ihm den ersten Zauberkasten. Die pietistisch geprägten Eltern beäugten das neue Hobby ihres Sohnes mit Sorge. „Meine Eltern hatten Angst, dass ich mich mit etwas beschäftige, das Christen nicht guttut“, erinnert er sich.

Besonderer Blick auf (Ent-)täuschungen

Drechsel machte zunächst eine Ausbildung zum Mediengestalter. Vor 15 Jahren kramte er seine Zauber-Utensilien vom Dachboden hervor. Er bot sich an, eine private Silvesterfeier mit Illusionskunst zu gestalten. Bis er seine Berufung zum Beruf machte, dauerte es aber noch ein paar Jahre. Er möchte dem Publikum die biblische Botschaft in seiner Kunstform vermitteln. Aktuell bestreitet er damit 80 Prozent seines Einkommens. Er tritt vorwiegend in christlichen Gemeinden auf, hat sein Programm aber auch schon in Golf-Clubs und im Rahmen von Sportturnieren dargeboten. Drechsel bezeichnet sich bewusst als Illusionskünstler. „Bei Zauberern denkt jeder an den bösen Zauberer im Märchen. Das deckt sich nicht mit dem, was ich tue.“ Er sagt: „Ich spiele mit dem Gegensatz von Realität und Illusion. Bei mir weiß der Zuschauer vorher, dass er getäuscht wird.“ Im wahren Leben und in der Werbung sei das anders. Deswegen beschäftigt er sich mit den Themen Täuschung und Enttäuschung.

Bei einer Messe sei er mit einer älteren Dame ins Gespräch gekommen. Aus dem Stegreif habe er der Frau einen Trick vorgeführt. An dessen Ende hatte sie eine Karte mit dem Spruch „Gott liebt Dich“ in der Hand. Von Tränen gerührt habe sie die Karte in ihren Geldbeutel gesteckt: „Das ist genau das, was ich brauche“, sagte sie ihm.

Dann erzählt Drechsel von der Goldenen Hochzeit eines Kirchenvorstehers. „Kurz bevor es losging, bekam der Gastgeber Angst, dass die meisten Gäste vermutlich die Feier verlassen würden, würde ihnen etwas Frommes geboten, weil sie nichts mit dem christlichen Glauben anfangen konnten.“ Drechsel zog sein Programm dennoch durch. Er ließ einen Geldschein schweben und vermittelte den Zuschauern, dass Gott sie nicht fallen lässt. Alle Gäste blieben und viele suchten sogar das Gespräch mit dem Künstler.

Staunen über reale Wunder

Mit Gleichgesinnten tauscht sich Drechsel in der Gemeinschaft christlicher Zauberkünstler aus. Dazu gehört auch Dirk Rosemeier. Für den Familienvater ist die Illusionskunst seit 15 Jahren eine willkommene Abwechslung zu seinem Beruf. Der Finanz- und Vermögensberater staunt immer wieder, wie einfach man Bilder transportieren kann: „Das klappt oft besser als mit gesprochenen Worten.“ Rosemeier ist auch Prädikant in der Lippischen Landeskirche.

Einmal im Jahr treffen sich die etwa 100 Mitglieder der Gemeinschaft christlicher Zauberkünstler zu einem Kongress. Die Zeit nutzen sie zum künstlerischen und geistigen Auftanken oder um sich regional zu vernetzen. Außerdem geben sie die Zeitschrift „Zauberstab“ heraus. Rosemeier und Drechsel legen Wert darauf, wie sie ihre Inhalte präsentieren: „Die Leute müssen wissen, dass ich keine übernatürlichen Kräfte habe“, sagt Drechsel. „Christen sollen anderen Menschen erzählen, wovon sie begeistert sind“, wünscht er sich. „Positive Erlebnisse in einer netten Atmosphäre machen die Menschen offener.“ Der Laienprediger Rosemeier wünscht sich eine vielfältigere Kirche, in der der christliche Glaube unterschiedlich präsentiert wird, sodass er verschiedene Menschen anspreche. Der traditionelle Gottesdienst sei gut, erreiche aber nur eine bestimmte Klientel. „Wir sollten unterschiedliche Wege gehen. Einer davon kann Gospel Magic sein.“

Er selbst nutzt beispielsweise Konfirmationsgottesdienste, um „zauberhafte“ Elemente in den Gottesdienst einzubauen. Danach höre er immer: „Wenn Kirche öfter so wäre, würde ich häufiger kommen.“ Das Bildhafte sorge häufig dafür, dass die Menschen Dinge besser verstehen und sich damit beschäftigen. Rosemeier zaubert auch im dienstlichen Kontext. Den Jahresempfang seiner Firma nutzt er, um Kollegen zu überraschen. „Viele haben nichts mit Glauben am Hut.“ Gerne bezieht er sich dabei thematisch auf die Jahreslosung. Als diese von Gott als Kraftquelle des Menschen sprach, nahm Rosemeier einen Maßkrug und verwandelte Wasser in Bier. Das blieb bei seinen Zuschauern im Gedächtnis. „Wasser in Bier zu verwandeln, schaffe ich. Wasser in Wein zu verwandeln, das hat jemand anderes geschafft“, schlägt er die Brücke von der biblischen Botschaft zum täglichen Leben. „Ich arbeite mit Illusionen. Glaube und Erlösung sind mehr als Zauber und Magie. Jesus war Realität und sein Tod am Kreuz hat nichts mit Magie zu tun.“

In Detmold gibt es nach 90 Minuten reichlich Applaus. Die anschließenden Gespräche im Gemeindehaus verdeutlichen, dass die Impulse beim Publikum nachklingen. Es sind die Momente, die Matthias Drechsel selbst „verzaubern“: Faszinierende Begegnungen und Gespräche mit Menschen. Am Ende eines langen Abends macht er sich auf den Weg zu seinem Kollegen Rosemeier, wo er übernachtet. Die Gemeinschaft christlicher Zauberkünstler hat die beiden zusammengebracht und aus Menschen mit derselben Begeisterung Freunde gemacht.

Der Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro erschienen. Dies können Sie kostenlos und unverbindlich unter der Telefonnummer 06441/915151, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online bestellen.

Von: Johannes Weil

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