Nach dem Urteil gegen Latzel: Zwei Lektionen

Pastor Olaf Latzel wurde wegen Volksverhetzung verurteilt. Selbst wenn die Entscheidung von einer höheren Instanz gekippt werden sollte: Diese beiden Konsequenzen können Christen jetzt schon daraus ziehen. Ein Kommentar von Nicolai Franz
Von Nicolai Franz
Die Verteidigung Latzels kündigte Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Amtsgerichts Bremen an

Volksverhetzung. Ein extremes, ein brutales Wort. Es enthält das Wort „hetzen“, das man von „Hetzjagden“ kennt, in der die Beute des Jägers von Hunden bis zur Erschöpfung verfolgt wird. Wer hetzt, stachelt zu Unfriede und Aggression an. Volksverhetzung ist im juristischen Sinne schlimmer als etwa eine Beleidigung, sagte der Jurist Ralf Richard Peters schon im August gegenüber pro. „Es muss eine feindselige Haltung zum Ausdruck kommen, die den Menschen im Kern seiner Persönlichkeit trifft, indem er unter Missachtung des Gleichheitssatzes als minderwertig dargestellt wird.“

Trifft diese Definition auf das zu, was der Bremer Pastor Olaf Latzel in einem Eheseminar über Homosexualität und Homosexuelle geäußert hat? Das Amtsgericht Bremen befand am Mittwoch: Ja.

Im Kern ging es um die Frage, ob Latzel Homosexuelle in ihrem Menschsein oder lediglich in ihrem Verhalten angegriffen hat, als er über eine „Degenerationsform der Gesellschaft“ oder über „Genderdreck“ referierte. Die Frage, ob und wer am Ende „verhetzt“ wurde, lässt sich kaum beantworten. Von den 30 beim Seminar anwesenden Paaren ist nicht bekannt, dass sie danach auf homosexuelle Menschen losgegangen wären. Auch als eine entsprechende Aufzeichnung des Seminars Monate später im Netz veröffentlicht wurde, folgten dem augenscheinlich keine Gewaltausbrüche. Trotzdem habe Latzel zum Hass aufgestachelt, sagte das Gericht – und das ist strafbar. Es ist gut möglich, dass höhere Instanzen anders entscheiden werden.

Doch davon abgesehen können Christen aus dem Urteil zwei Lektionen ziehen. Die erste ist, dass die meisten Menschen in Sachen Homosexualität mit dem Satz „Gott hasst die Sünde, aber liebt den Sünder“ nichts mehr anfangen können. Für sie ist Homosexualität Teil der Identität des Menschen. Daraus folgt für sie: Wer Homosexualität kritisiert, kritisiert auch die Menschen dahinter.

Die zweite ist: Auf den Ton kommt es an. Viele Evangelikale und auch die katholische Kirche vertreten konservative Ansichten in Bezug auf Homosexualität. Sie tun das aber sachlich, wertschätzend und empathisch und verzichten dabei auf Beleidigungen. Wer lautstark und wortgewaltig über Homosexuelle herzieht, schwört damit natürlich seine Anhänger ein, schreckt aber auch Außenstehende – vielleicht für immer – ab. Wie sehr die Causa Latzel auch unter Christen polarisiert, kann man in den sozialen Medien verfolgen. Die einen freuen sich, dass der „Hassprediger“ Latzel „endlich“ verurteilt wurde. Die anderen klagen, dass nun auch Christen verfolgt würden, „nur weil sie das Evangelium predigen“. Zwischentöne gibt es kaum. Sollte nun ein jahrelanger Rechtsstreit folgen, dürfte dieser die Spaltung nur befeuern. Auch das ist eine bedauerliche Folge der Entwicklungen aus Bremen.

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3 Antworten

  1. Ich finde es gut wenn Christen Klartext im Sinne des Wortes Gottes reden!
    Es ist klar ,das ein eisiger “Wind“ denen entgegenbläst ,die nicht im Einklang mit
    der Einheitsmeinung der Gesamtbevölkerung sind.
    Aber das kann nicht der Leitgedanke von fundamentalen ,evangelikalen Christen sein.
    Natürlich müssen wir aufpassen, wie unsere Wort – und Tonwahl dem entgegenstehen!
    Sachliche ,gemäß dem Wort Gottes gegenüber, sollten unsere Argumente sein.

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  2. Ich finde es gut wenn Christen Klartext im Sinne des Wortes Gottes reden!
    Es ist klar ,das ein eisiger ”Wind” denen entgegenbläst ,die nicht im Einklang mit
    der Einheitsmeinung der Gesamtbevölkerung sind.
    Aber das kann nicht der Leitgedanke von fundamentalen ,evangelikalen Christen sein.
    Natürlich müssen wir aufpassen, wie unsere Wort – und Tonwahl dem entgegenstehen!
    Sachliche ,gemäß dem Wort Gottes gegenüber, sollten unsere Argumente sein

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  3. Zu hoffen bleibt hinsichtlich des Gutachtens des Prof. Raedel, dass seine Aussagen sich auf biblisches Fundament gründen und nicht auf den Deutungspluralismus über biblische (Grund-)Aussage, der die EKD schon längst erlegen ist. Darauf hoffe und dafür bete ich.

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