„Nehme die Kirche in der Krise nicht wahr“

Ein Artikel in der Welt am Sonntag kommt zu dem Schluss, dass die Kirche in der Corona-Krise zu wortkarg sei. Es bestehe die Gefahr, in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Gründe dafür gebe es viele.
Von PRO
Die Kirchenbänke in Deutschland bleiben derzeit aufgrund des Versammlungsverbots wegen Corona leer

Laut der Welt am Sonntag könnte die Corona-Pandemie eine „Art Offenbarungseid“ für die christlichen Kirchen in Deutschland werden. Seit Jahren kämpften sie schon gegen Mitgliederschwund und weniger Gottesdienstbesucher. Weiterhin erschütterten Skandale um sexuellen Missbrauch das Vertrauen in die kirchlichen Institutionen. Hinzu käme nun die „Selbstbeschränkung der Kirchen“ – gerade in einer Zeit, „in der Orientierung mehr denn je gefragt ist“. Sollten die Kirchen nicht bald das Ruder herumreißen können, müssten sie sich zukünftig keine Gednken mehr über überfüllte Gotteshäuser und Abstandsregeln machen.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Verfassungsrechtler und Mitverfasser der Ad-hoc-Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zur Corona-Krise, Steffen Augsberg. „In Zeiten der Not erfolgt eine stärkere Hinwendung zum Glauben. Ich nehme die Kirche in der Krise aber kaum wahr.“ Seiner Meinung nach verzettele sich die Kirche in ihrer „Innerweltlichkeit“. Anstatt sich um Seelsorge oder Gottesdienste zu kümmern, beschäftige sie sich intensiv mit Atommüllendlagern oder mit der Gremienarbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Es gebe Pfarrer, die „lieber über Digitalisierung, Klimaschutz oder Motorradgottesdienste als über Gott, Jesus und die Bibel“ sprechen. Dadurch mache sich die Kirche selbst entbehrlich. Das Schweigen der Kirche zu Vorschlägen des Deutschen Ethikrates zur Corona-Krise sei „ziemlich laut“.

Das sei nicht immer so gewesen, stellt Welt-Redakteurin Susanne Gaschke fest. „In der Friedensbewegung, in der Nachrüstungsdebatte, im Widerstand gegen die Atomkraft, im Kampf für Solidarität mit der Dritten Welt und gegen Hartz IV in Deutschland waren die christlichen Kirchen, insbesondere die evangelische, immer ganz vorn mit dabei.“ Vor allem von der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sei man über viele Jahre anderes gewohnt gewesen. Sie habe zu fast jedem Thema eine Stellungnahme abgegeben. Das fehle nun.

Von: Martin Schlorke

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