Moderne Gemeindeprojekte wecken Interesse der Medien

Christliche Gemeinden kommen in den Medien nicht immer gut weg. Zwei Beiträge im Deutschlandfunk und der Süddeutschen Zeitung hingegen loben christliche Initiativen. Sie zeigen am Raumschiff Ruhr, dem Gebetshaus Augsburg und der Saddleback Church in Berlin, wie innovative Gemeindearbeit gelingen kann.
Von PRO
Der Kirchenraum beim Raumschiff Ruhr wird auch oft für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die Süddeutsche Zeitung hat das Projekt wohlwollend vorgestellt.

Auch heute noch gelingt es Gemeinden, junge Menschen für den Glauben zu begeistern. Darauf haben in den vergangenen Tagen auch säkulare Medien hingewiesen. Der Deutschlandfunk lobt in einem Beitrag die Saddleback Church Berlin. Sie sei modern und alltagsnah. Trotz konservativer theologischer Ansichten wie sexueller Enthaltsamkeit bis zur Ehe schaffe sie es, Menschen jedes Alters zu erreichen.

Der Gottesdienst am Sonntagmorgen verbreite fröhliche und ausgelassene Stimmung und eine Willkommenskultur. Deutschlandfunk-Autorin Nana Brink findet die Botschaft an diesem Sonntag „etwas verschwommen“. Es bleibe hängen, dass Jesus die Menschen liebe. Die Gemeinde lebe ihren Glauben modern und sei eine der erfolgreichsten religiösen Neugründungen in Berlin.

Austausch über spirituelle Bedürfnisse erwünscht

Die Gemeinde ist im bürgerlichen Stadtteil Charlottenburg angesiedelt. Über 1.000 Mitglieder seien eine beachtliche Zahl für Berlin, wo sich viele Menschen nicht mehr religiös gebunden fühlten. Ein Erfolgsrezept sei, dass die Menschen ein spirituelles Zuhause geboten bekämen. In Kleingruppen würden die spirituellen und religiöse Bedürfnisse thematisiert.

Der Gemeinde gelinge es, Menschen da abzuholen, wo ihre Probleme liegen. Etwas kritisch sieht die Redakteurin die exponierte Stellung von Kirchengründer Rick Warren. Dessen Predigt werde per Video sonntags nach Berlin übertragen. Der Bochumer Religionswissenschaftler Martin Radermacher sieht darin die Gefahr großer Abhängigkeit. Trotzdem gelinge es der Gemeinde, populärkulturelle Stile mit konservativen christlichen Inhalte zu verknüpfen und die Menschen zu erreichen.

Der Redakteur der Süddeutschen Zeitung Matthias Drobinski hat für seine Reportage das „Raumschiff Ruhr“ in Essen und die Gebetsbewegung in Augsburg besucht. Beiden Gemeinden gelinge es aus Drobinskis Sicht auf sehr unterschiedliche Weise, junge Menschen zu begeistern. In Essen findet das Angebot in der Marktkirche statt, in Augsburg im Industriegebiet nahe der Messe.

Anlaufstelle bei Trauer und Zweifel

Für die Arbeit des Raumschiffs Ruhr ist Pfarrerin Hanna Jacobs verantwortlich. Das Angebot richtet sich vor allem an junge Menschen, die auf der Suche sind. Jacobs möchte zudem den Gestressten und Getriebenen einen Ort der Ruhe bieten. „In Essen sind es die Individualisten, die den Mittwochabend zum Sonntag machen“, schreibt Drobinski. Manche nutzten die spirituellen Angebote fast immer. Hier fänden Trauernde und Zweifler eine Anlaufstelle. Jacobs sieht das Projekt als Pionierarbeit. Gerade für junge Menschen auf der Suche habe die Kirche kaum Angebote.

In Augsburg ist der katholische Theologe Johannes Hartl die prägende Figur. Er hatte als Student die Vision für einen Ort, an dem 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche gebetet wird. 2005 gründete er das Gebetshaus in Augsburg. Mittlerweile beten in einem ehemaligen Fitnessstudio mehr als 100 Freiwillige und 49 Hauptamtliche, finanziert durch Spenden und CD-Verkäufe.

An einem normalen Dienstagnachmittag beten 60 Menschen für ihr Umfeld und für Europa und geraten dabei „in religiöse Ekstase“, beschreibt Drobinski die Szenerie. Immer im Januar veranstaltet das Gebetshaus die Mehr-Konferenz mit über 10.000 Teilnehmern. Die Gebetsbewegung kann man als „Gebetshausmissionar“ unterstützen und sich vollzeitlich dem Gebet widmen und sich ihr Gehalt durch einen Spender finanzieren.

Keine fromme Sonderwelt

Auch bei Hartl seien alle Mitbeter willkommen. Dieser wünsche sich von ihnen eine „emotional entschiedene und freudige“ Glaubensfestigkeit und eine „persönliche Gottesbeziehung“. Hartl wehrt sich in dem Artikel gegen den Vorwurf, eine „fromme Sonderwelt“ geschaffen zu haben. Der Katholischen Kirche wirft er vor, zu viel Geld auszugeben und zu wenig zu beten und über Gott zu reden.

Viele der Mitarbeiter stammen aus evangelikalen oder katholisch-charismatischen Gemeinschaften. Einige sagen, dass sie im Gebetshaus „ihren Traum leben“ können, andere finden dort „Erfüllung, Leben, Sinn, Spaß“. Genau wie das Raumschiff Ruhr in Essen setzen sie auf die Beteiligung der Menschen, die kommen. Im Vorjahr hatte eine Studie herausgefunden, dass sich die Zahl der Kirchenmitglieder der beiden großen Kirchen bis 2060 halbiert. Die drei vorgestellten Gemeinden und Initiativen wachsen gegen den Trend: mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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