Erzbischof Heße: Gemeinden müssen bei Flüchtlingen um Einheit ringen

Die Integration von Flüchtlingen spielt eine zentrale Rolle in den Kirchen. Dass die Willkommenskultur auch eine Kehrseite hat, hat der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, eingestanden.
Von Norbert Schäfer
Erzbischof Stefan Heße ist seit September 2015 Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz

Die Willkommenskultur hat auch eine Kehrseite. Das sagte der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Flüchtlingsfragen, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, beim vierten Flüchtlingsgipfel der Kirche. Die Aufnahme von Flüchtlingen habe in katholischen Kirchengemeinden auch Spannungen hervorgerufen, gestand er ein. „Auch in unseren Gemeinden gibt es mancherorts Angst vor Überfremdung, die ja immer auch Angst vor Veränderung ist. Auch unter uns in der Kirche gibt es Angst vor dem Fremden und vor den Fremden – und auch Ablehnung“, sagte Heße laut Redemanuskript. Manche Kirchengemeinden müssten „um ihre Einheit ringen“, wenn es um Flüchtlinge und Migranten geht.

Dass die Integration von Geflüchteten auch mit Konflikten einhergehe, sei bereits 2015 klar gewesen. „Aktuell scheint unsere Gesellschaft über den Umgang mit den Herausforderungen gespalten zu sein“, erklärte Heße. Geflüchtete wie auch Engagierte erlebten neben Zustimmung auch Anfeindung. „Fremdenfeindliches Gedankengut droht sich in der Mitte der Gesellschaft auszubreiten“, konstatierte er. Rund 51.000 Ehrenamtliche und 5.100 Hauptamtliche in der Katholischen Kirche haben sich Heßes Angaben zufolge „mutig und hoffnungsvoll“ für Geflüchtete eingesetzt und „für eine offene und vielfältige Gesellschaft“.

„Rassismus widerspricht der Botschaft Jesu“

Heßes Angaben zufolge bilde „der Umgang mit dem Rechtspopulismus“ einen „inhaltlichen Schwerpunkt der kirchlichen Flüchtlingshilfe“. Heße: „Hass und Hetze treten wir entschieden entgegen.“ Dazu hat die DBK vor wenigen Tagen das Papier „Dem Populismus widerstehen. Arbeitshilfe zum kirchlichen Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen“ veröffentlicht. „Unser gemeinsames Ziel soll es sein, die Stimme der Mitmenschlichkeit, der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit laut werden zu lassen“, sagte Heße, und weiter: „Eindeutig bekennen wir: Rassismus und Fremdenfeindlichkeit widersprechen der Botschaft Jesu.“

Am Donnerstag fand in Essen der vierte Katholische Flüchtlingsgipfel statt. Auf Einladung der Migrationskommission der DBK trafen sich dort nach Angaben der Veranstalter rund 150 Praktiker, Experten und Ehrenamtliche auf der Zeche Carl, um über Fremdenfeindlichkeit als Herausforderung der kirchlichen Flüchtlingshilfe zu diskutieren.

Von: Norbert Schäfer

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