Rom: Ausstellung und Konferenz zum Thema Atheismus

Ausgerechnet in der päpstlichen Universität in Rom gibt es derzeit eine Ausstellung zum Thema Atheismus. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet: Anlass ist eine Expertentagung in Rom, bei der die Frage im Zentrum steht: „An was glauben Ungläubige eigentlich?“
Von Jörn Schumacher
In der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom finden derzeit eine Ausstellung und eine Konferenz zum Thema Atheismus statt, berichtet Der Spiegel

Die Schau mit Fotos von Atheisten gibt es derzeit an der Gregoriana in Rom, der päpstlichen Universität. Das berichtet das Magazin Der Spiegel. Die Universität, gegründet im Jahr 1551 vom heiligen Ignatius von Loyola, gelte als Kaderschmiede des Vatikans.

Ausgestellt sind Bilder des britischen Fotografen Aubrey Wade. Darauf sind Ungläubige aus aller Welt zu sehen: „Eine elegante Nō-Schauspielerin aus Japan, zwei eng umschlungene Männer aus Brasilien, eine wild tätowierte ‚Chaos-Magierin‘, die mit ‚Fake-Religion‘ den Glauben attackiert“, schreibt das Magazin. Auf einem Foto sei ein ehemaliger Priester aus Brasilien zu sehen, der sich dem Atheismus zugewandt hat, um mit seinem Ehemann zu leben.

Etlichen der Studenten der Universität erscheine die Fotoausstellung wie eine gezielte Provokation, schreibt der Spiegel, eine Mutprobe boshafter Kirchenhasser. Auf Karten, auf denen die Besucher ihre Meinung zur Ausstellung hinterlassen können, stünden sowohl negative Reaktionen wie „Absolut falsch“ oder „Satanisch und peinlich“, als auch Zuspruch: „Sehr erhellend“ oder „Wunderschön“.

Mehr als 70 Fachleute für Atheismus und Agnostizismus treffen sich in der Universität zur Tagung mit dem Motto „Cultures of Unbelief“ (Kulturen des Unglaubens). Weltweit gelten rund 1,2 Milliarden Menschen laut dem Meinungsforschungsinstitut Pew Forum als religionsfern. Das sind ungefähr genau so viele, wie es Katholiken auf der Welt gibt. In Deutschland liege der Anteil der nicht konfessionell Gebundenen bei etwa einem Drittel.

Zur Atheismuskonferenz wurde eine repräsentative Umfrage veröffentlicht, die in sechs Ländern durchgeführt wurde. Die Leitfrage: Haben eigentlich auch Ungläubige etwas, an das sie glauben? Die Studie widerlege unter anderem, dass ungläubige Menschen keine Wertvorstellungen hätten, erklärte Lois Lee, Soziologin an der britischen Kent University und wissenschaftliche Leiterin der Studie. Lees Befund: Bei zentralen Grundwerten liegen Normalbevölkerung und Ungläubige „erstaunlich dicht beieinander“. Die Befragten durften aus einer Liste von 43 Begriffen auswählen, die sie sinnstiftend finden. „Familie“ landete ganz vorn, gefolgt von „Freiheit“. Finanziert wurde das Projekt von der John Templeton Foundation mit umgerechnet 2,6 Millionen Euro.

Der Spiegel schreibt: „Zwar gibt es unter den Kirchenmitgliedern auch Atheisten; das ist bekannt. Doch ebenso gibt es viele Atheisten, die an Übernatürliches glauben.“ Selbst unter US-amerikanischen Atheisten bestritten nur 35 Prozent die Existenz übernatürlicher Phänomene. Bei der Evolutionstheorie und der Frage, ob sich der Mensch aus anderen Lebewesen entwickelt habe, gaben zwischen 20 und 51 Prozent der Ungläubigen an, nicht daran zu glauben.

Von: Jörn Schumacher

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