Kirchen wollen Suizid vorbeugen

Vom 4. bis 11. Mai veranstalten Katholische und Evangelische Kirche die „Woche für das Leben“. In diesem Jahr setzen sie sich mit dem Thema Suizidprävention auseinander. Die Themenwoche trägt den Titel „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern.“. Es geht unter anderem um die vielfältigen Beratungsangebote für gefährdete Menschen und ihre Angehörigen.
Von PRO
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm setzt sich gemeinsam mit der Katholischen Kirche in der „Woche für das Leben“ für eine Enttabuisierung von Suizid und eine Sensibilisierung des persönlichen Umfelds ein (Archivbild)

„Beim Thema Suizidprävention können wir nicht nur von Gott reden, wir müssen sogar von Gott reden“, sagt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Samstag im ökomunenischen Gottesdienst in der Marktkirche Hannover. Dort eröffneten die Katholischen Kirche und die Evangelischen Kirche die „Woche für das Leben“. Die Aktion gibt es seit 25 Jahren. Protestanten und Katholiken setzen sich damit für den Schutz und die Würde des Menschen vom Anfang bis zum Ende des Lebens ein.

In seiner Predigt thematisierte Bedford-Strohm die Leiden und die Verzweiflung von Suizidgefährdeten. Er nannte auch das Beispiel einer seiner früheren Kommilitoninnen, die zwischenzeitlich keinen Sinn mehr im Weiterleben sah, dann aber neuen Lebensmut gewann. Der EKD-Ratsvorsitzende erinnerte in diesem Zusammenhang an die gerade erlebte Karwoche, an die Leiden Jesu, an den Garten Gethsemane und den Kreuztod: „Jesus schreit für alle, die heute so verzweifelt sind, dass sie gar nicht mehr schreien können, die aber genau wie er die Erfahrung tiefer Gottverlassenheit machen.“

„Radikale Liebe Gottes ernstnehmen“

Der Auferstehung Jesu an Ostern in der eigenen Seele Raum zu geben, gehe nur, „indem wir die radikale Liebe Gottes ernstnehmen“. „Eine radikale Liebe, die so weit reicht, dass sie auch noch in die Abgründe der Verzweiflung vordringt. Eine Liebe, die ganz bei denen ist, die fassungslos zurückbleiben“, sagte Bedford-Strohm, der von einer „historischen Schuld der Kirche“ sprach, Selbstmörder viel zu lange moralisch verdammt, ihnen das Begräbnis verweigert und die offenen Arme Gottes vorenthalten zu haben.

Den Eröffnungsgottesdienst leitete Bedford-Strohm gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sowie der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wirkten im Gottesdienst mit.

Thema enttabuisieren

Mit diesen Plakaten werben Katholische und Evangelische Kirche für die „Woche für das Leben“ Foto: www.woche-fuer-das-leben.de
Mit diesen Plakaten werben Katholische und Evangelische Kirche für die „Woche für das Leben“

„Als Christen wollen wir unseren Mitmenschen beistehen in ihrem Nachdenken über das, was sie hält und trägt, und über das, was brüchig und dunkel ist“, schreiben Marx und Bedford-Strohm im Vorwort des Themenheftes zur „Woche für das Leben“. Es gehe darum, Suizid zu enttabuisieren und die Menschen im Umfeld zu sensibilisieren.

Die Woche trägt den Titel „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern.“. Sie soll auch die vielfältigen Beratungsangebote beider Kirchen für suizidgefährdete Menschen und ihre Angehörigen bekanntmachen. Es gehe darum, dass das Thema breit in der Gesellschaft diskutiert werde. Daher wolle man Gründen von Depressionen und Todeswünschen nachgehen und Wege für eine bessere Prävention und Versorgung von suizidgefährdeten Menschen aufzeigen, heißt es von Seiten der Veranstalter.

Pro Jahr nehmen sich etwa 10.000 Menschen das Leben. Die Zahl der Suizidversuche ist laut den Veranstaltern deutlich höher. Der christliche Glaube könne in ausweglosen Situationen Hilfe und Orientierung bieten. Auch die Solidarität des Umfeldes mit dem Mitmenschen sei wichtig. Die „Woche für das Leben“ wirbt seit 1994 für die Anerkennung der Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des menschlichen Lebens in allen Phasen. Sie beginnt immer zwei Wochen nach Ostersamstag und dauert sieben Tage. Auf der Internetseite stehen Themenheft, Postkarten und Plakate als pdf-Dateien zur Verfügung und können heruntergeladen werden. Etliche Gemeinden planen im Rahmen der Woche für das Leben Gottesdienste, Diskussionsrunden und Ausstellungen.

Von: Johannes Blöcher-Weil/Michael Müller

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