Papst fühlt sich „böswillig missverstanden“

Papst Franziskus hat sich von seiner umstrittenen Aussage, Kinder mit homosexuellen Neigungen seien psychiatrisch zu behandeln, distanziert. Er habe sich versprochen und sei missverstanden worden, erklärte er nun.
Von Anna Lutz
Papst Franziskus hat eine eigene Aussage zu Homosexualität relativiert. Er fühlt sich von Journalisten missverstanden.

Papst Franziskus fühlt sich in Sachen Homosexualität missverstanden. Im Sommer letzten Jahres hatte er sich dafür ausgesprochen, Kinder, die homosexuell sind oder solche Neigungen zeigen, eventuell psychiatrisch zu behandeln. Die öffentliche Kritik war immens, der Vatikan zog die umstrittenen Äußerungen sofort offiziell zurück. Nun hat sich das katholische Oberhaupt erneut dazu geäußert. Laut Vatican News erklärte er im Rahmen eines TV-Interviews, man habe ihn „böswillig missverstanden“.

Kein moralisches Urteil über Homosexualität

Er habe sich schlicht versprochen: „In diesem Moment kommt Ihnen das Wort heraus, das Ihnen eben herauskommt, wenn Sie in einer Sprache reden, die nicht die Ihre ist”, erklärte der Papst. Gemeint habe er, dass Eltern mit Blick auf unerwartete Verhaltensweisen ihrer Kinder einen Fachmann zu Rate ziehen sollten, um die Ursachen abzuklären. Dies sei kein moralisches Urteil über Homosexualität gewesen. Ganz im Gegenteil habe er sagen wollen, dass Eltern ihre Söhne und Töchter niemals vestoßen dürften. „Wenn die homosexuelle Neigung einmal feststeht, dann hat dieser Mann oder diese Frau das Recht auf eine Familie, und der Vater und die Mutter haben Recht auf ein Kind, egal wie es beschaffen ist; man kann einen Sohn oder eine Tochter, die homosexuell sind, nicht aus dem Haus werfen”, zitiert Vatikan News den Papst weiter. Das sei für viele Menschen „schwer zu akzeptieren, aber es ist die Realität des Lebens”.

Damals antwortete der Papst auf die Frage eines Journalisten bei einer Pressekonferenz im Flugzeug. Dieser hatte ihn gefragt, wie er sich als Vater eines homosexuellen Kindes verhalten würde. Franziskus sagte damals laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Ich würde als Erstes sagen: beten. Nicht verurteilen, reden, verstehen, dem Sohn oder der Tochter Raum geben.“ Und weiter: „Den Sohn oder die Tochter mit homosexueller Tendenz zu ignorieren, ist ein Mangel an Vaterschaft, an Mutterschaft.“ Man dürfe die Kinder „nicht davonjagen“. Entscheidend sei auch, in welchem Alter sich die Unruhe des Kindes zeige? „Das ist wichtig. Eine Sache ist, wenn es sich als Kind zeigt, wenn es so viele Dinge gibt, die man tun kann, mit Psychiatrie oder (…), um zu sehen, wie es um die Dinge steht“, erklärte Franziskus auf seiner Rückreise aus Irland. Eine andere Sache sei es, wenn Homosexualität erst „nach 20 Jahren“ auftrete.

Von: Anna Lutz

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