Musical über Martin Luther King kommt zum Kirchentag

Bürgerrechtler, Pastor, Pazifist, Attentatsopfer - das alles ist und war Martin Luther King. Ein pompöses Musikspektakel erzählt die Geschichte des bekannten Christen - und wird im kommenden Jahr auch auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag aufgeführt. Ein Gespräch mit dem Autor Andreas Malessa. Die Fragen stellte Stefanie Ramsperger
Von PRO
Andreas Malessa, Jahrgang 1955, ist Journalist, Theologe und Buchautor. Er hat die Texte für das Chormusical „Martin Luther King“ geschrieben.

Ganze 2.000 Stimmen sollen das Chormusical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ im kommenden Jahr beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund Szene setzen. Schon im Februar feiert das Stück seine Premiere in Essen. Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken haben die Musik geschrieben, Andreas Malessa den Text. Mit ihm sprach Stefanie Ramsperger.

pro: Herr Malessa, Martin Luther King steht für Gerechtigkeit. Warum ist das heute besonders wichtig?

Andreas Malessa: Gesellschaftlicher Friede, Kooperation und Solidarität sind nicht nur als frommer Appell machbar, sondern müssen auch real erlebbar sein. Wir haben eine boomende Wirtschaft und trotzdem sind viele Menschen sehr arm. Neuerdings haben wir auch Politiker und ihre Wähler, die die Menschen wieder nach Rasse, Religion und ihren Herkunftsbedingungen sortieren wollen. Kings Gerechtigkeitsbegriff ist ein Schlüssel zu sozialem Frieden.

Wo sehen Sie Mängel, die jeder Einzelne heute beheben kann?

Unsere Sozialsysteme, an denen sich die Kirchen durch Diakonie und Caritas auch löblich beteiligen, müssen durch Ehrenamt unterfüttert werden. Hilfeleistungen Einzelner, beispielsweise Engagement in Vereinen oder kirchlichen Gruppen, können einen ganz wunderbaren Beitrag zu sozialem Frieden leisten.

Martin Luther King hat auf das damals moderne Medium TV gesetzt, um soziale Gerechtigkeit zu erreichen. Welche Medienkanäle empfehlen Sie heute?

Wir müssen alles nutzen, was da ist. Obwohl Neue Medien Segen und Fluch zugleich sind. Segen, weil sich Fläche und Reichweiten erweitert haben. Fluch, weil der Konsument nicht mehr unterscheiden kann zwischen fachkundigen Reportagen von professionellen Journalisten und dem, was sich Lieschen Müller zwischen zwölf und Mittag aus dem Ärmel schüttelt. Wenn der Konsument diesen Unterschied nicht mehr bemerkt, haben wir einen Niveauverlust, der zu Lasten der politischen Bildung und Reife des einzelnen Bürgers geht.

Wie bewerten Sie die Rolle der Kirchen, wenn es darum geht, moderne Medien zu nutzen, um ihre Botschaft zu vermitteln?

Wenn ich auf die Webseiten einzelner Gemeinden komme, befällt mich zuweilen das große Gähnen oder Kopfschütteln. Internetpräsenz ist immer von Know-How und Budget abhängig. Ich frage mich, wo die jungen Leute sind, die bereit sind, viel Zeit und Kraft – unentgeltlich – in den Internetauftritt ihrer Gemeinde zu stecken.

Warum haben Sie sich für das Medium Chormusical entschieden?

Weil ich an die wunderbare Wirkung einer persönlichen, emotional und analog erlebten Erfahrung glaube. Ich kann noch so viel herumzappen auf meiner Couch daheim. Es geht doch nichts über ein starkes, emotionales, erinnerbares Erlebnis mit Freunden.

Erwartet werden etwa 2.400 Sänger, die mit Musical-Stars auf der Bühne stehen werden. Warum das Mitmach-Konzept?

Das ist eine missionarische Möglichkeit. Es gibt in Deutschland mehr Chöre als Kirchengemeinden. Das gemeinsame Singen ist eine wunderbare Form von Beteiligungskirche, nach dem Motto „belonging before believing“ (Anm. d. Red.: Zuerst dazugehören, dann glauben). Deswegen hat die Stiftung Creative Kirche nach den 10 Geboten, Amazing Grace und Luther jetzt noch ein weiteres Chormusical aufgelegt, das den Sinn und Zweck hat, möglichst viele Menschen in Chören einzubinden.

In der Chorpartitur kommt die Figur der „Heiligen Geistin“ vor. Warum die weibliche Form?

Weil der Heilige Geist den neuen Menschen ‚gebären‘ kann, wie Jesus sagt (Johannes 3,3–6). Weil er nach Gottes Zusage aus Jesaja 66,13 („Ich will Euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“) den Heiligen Geist „Tröster“ nennt und sich selbst mit einer Henne vergleicht, die Küken beschützt (Matthäus 23,37). Alles eindeutig weibliche Gottesbilder mit sprachlicher Entsprechung: „Der“ Heilige Geist ist im Hebräischen „die“ Geistin und in vielen alttestamentlichen Texten obendrein „die“ Weisheit. Das festzustellen ist weder neu noch feministisch. Mir hat es die exegetische wie dramaturgische Entscheidung leicht gemacht, Kings „Antrieb“, den Geist Gottes, von einer Sängerin singen zu lassen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Stefanie Ramsperger

Dieser Text ist zuerst in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro erschienen. Bestellen Sie pro kostenlos hier.

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