EKD stimmt über den Weg in die digitale Zukunft ab

Die Synode der EKD berät über konkrete Schritte darüber, wie sie sich in der digitalen Welt aufstellt. Dafür hat eine Projektgruppe Vorschläge gemacht. So soll eine Stabsstelle für Digitalsierung geschaffen werden, ein Innovationsfonds ist geplant wie auch eine App, die alle kirchlichen Angebote zusammenfasst. Mehr als 2 Millionen Euro sind dafür vorgesehen.
Von Jonathan Steinert
Christian Sterzik, Projektkoordinator für Digitales beim EKD-Kirchenamt, stellte den Prototyp der App „Kirche bei dir“ auf der Synode vor

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will ihre Digitalstrategie voranbringen, 2,2 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Das Geld ist geplant für sechs konkrete Maßnahmen, die der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung auf der Synode in Würzburg vorstellte. So soll beim Kirchenamt eine „Stabsstelle Digitalisierung“ eingerichtet werden, die den Prozess anleitet und ihn zwischen EKD, ihren Gliedkirchen wie auch der Diakonie koordiniert. Weiterhin sind zwei Projektstellen für zunächst drei Jahre geplant. Im Projekt „Theologie und Ethik“ geht es darum, den Einsatz digitaler Technologien im kirchlichen Bereich ethisch zu reflektieren und sich dazu auch in der öffentlichen Debatte einzubringen. Eine zweite Projektstelle soll digitale Prozesse in der Verwaltung unterstützen.

Darüber hinaus will die EKD innovative und kreative digitale Projekte finanziell fördern. Dafür steht ein Fonds mit einer Million Euro zur Verfügung. Auch das Projekt „Kirche bei dir“ soll weiterentwickelt werden: eine interaktive App, die einen bundesweiten Überblick über Kontakte, Gottesdienste, Veranstaltungen und andere Angebote der evangelischen Kirche bietet. Dazu ist in den vergangenen Monaten ein Prototyp entwickelt worden. Vorbild ist ein Digitalprojekt der Kirche von England, „a church near you“. „Wir wollen eine einzige Lösung schaffen, wo man alle Kirchen findet. Die Grenzen der Landeskirchen spielen in Social Media keine Rolle,“ sagte Christian Sterzik, der als Projektkoordinator für Digitales beim EKD-Kirchenamt diese App vorstellte.

Schließlich soll es einen Medienpool geben mit Medienbeiträgen zu kirchlichen Themen, aus dem sich Gemeinden für ihre Webseiten, Social-Media-Auftritte oder auch den Gemeindebrief bedienen können. „Menschen werden von Kirche im digitalen Raum erreicht“, formuliert die EKD eines der Ziele. Für ihre Kernaufgaben, die Verkündigung des Evangeliums, Gottesdienste, Seelsorge oder Diakonie will die EKD digitale Möglichkeiten nutzen. Verwaltung und Organisation der Kirche soll durch digitale Technik effizienter und nutzerfreundlicher werden.

Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie Mitglied im Rat der EKD, brachte die Ergebnisse derbisherigen Beratungen über den Prozess „Kirche im digitalen Wandel“ auf der Synode ein Foto: pro/Jonathan Steinert
Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie Mitglied im Rat der EKD, brachte die Ergebnisse derbisherigen Beratungen über den Prozess „Kirche im digitalen Wandel“ auf der Synode ein

„Chance, Kirche neu zu beleben“

Die EKD will sich auch theologisch und ethisch den gesellschaftlichen Veränderung durch digitale Technologien stellen. Besonders Künstliche Intelligenz fordere die Diskussion heraus, erklärte Jung: Die alte theologische Frage „Was ist der Mensch?“ müsse neu gestellt werden. „Ziel muss es sein, ethisch verantwortlich zu gestalten, um nicht gestaltet zu werden.“

Die eingebrachte Beschlussvorlage ist das Ergebnis der Synode im vorigen Jahr, die den Rat der EKD damit beauftragt hatte, einen Strukturvorschlag zu erarbeiten. Jung betonte, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen ein Einstieg auf diesem Weg seien und weiterentwickelt werden könnten. In der digitalen Kommunikation liege die Chance, Kirche neu zu beleben: „Indem wir mit Menschen weit außerhalb der Kirchenmauern ins Gespräch kommen. Indem wir junge digital natives für unsere Kirche gewinnen“, sagte Jung. „Wir müssen nicht digitale Kirche werden, aber Kirche in der digitalen Welt.“

Bei den Synodalen gab es geteiltes Echo auf den Vorschlag des Rates. Während die meisten, die sich zu Wort meldeten, die ausgearbeiteten Punkte ausdrücklich lobten, warnten andere vor zu viel Euphorie. Besonders die Frage, wie sich die einzelnen Gemeinden an diesem Prozess beteiligen können, wurde angesprochen. So sei es schon jetzt oft schwierig, die eigene Webseite aktuell zu halten. Anderen ging der Vorschlag wiederum nicht weit genug. „Das reicht nicht. Das ist digitale Schminke für unsere Amtskirche“, kritisierte einer der Synodalen. Er regte an, etwa die Ausbildung der Theologen und kirchlichen Mitarbeiter in dieser Hinsicht zu verändern. Die Kirche sollte in größeren Dimensionen denken, etwa an Formate wie Internetbeichte oder virtuelle Gemeindestrukturen.

Der Beschlussvorschlag liegt nun bei den Fachausschüssen der Synode, bevor sie am Mittwoch darüber abstimmt.

Von: Jonathan Steinert

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