Protestanten machen Missbrauch zum Thema

Sexuelle Gewalt in Einrichtungen der Evangelischen Kirche ist ein Thema bei der Tagung des Kirchenparlaments Mitte November. Die Protestanten wollen außerdem über Digitalisierung beraten und Strategien entwicklen, um junge Menschen neu für die Kirche zu begeistern.
Von Anna Lutz
Irmgard Schwaetzer ist Präses der Synode und damit Vorsitzende des evangelischen Kirchenparlaments der EKD

Sexueller Missbrauch soll nicht das wichtigste Thema der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 11. bis 14. November in Würzburg sein, das ist Präses Irmgard Schwaetzer wichtig. Vieles andere sei ebenfalls zu besprechen, um die Zukunft der Kirche zu gestalten. Dennoch räumte sie am Montag vor Journalisten ein: Die Klärung von sexuellen Missbrauchsfällen innerhalb der eigenen Strukturen sei eine „Frage, die für die Glaubwürdigkeit der Evangelischen Kirche sehr wichtig ist“. Deshalb wolle sich die Synode „ganz sicher der Schuld stellen, die die Evangelische Kirche bei diesem Thema in der Vergangenheit auf sich geladen hat“.

Geplant sind eine oder gar mehrere Studien zum Thema. Die EKD strebt eine Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, an. Auch mit Betroffenen will sie sprechen. Die Finanzierung einer zentralen Anlaufstelle für Missbrauchsopfer soll die Synode ebenfalls beraten. Schwaetzer zeigte sich zuversichtlich, dass erstere auch zustande kommen werde. Vorbild bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle soll ausdrücklich nicht die Katholische Kirche sein. Die Herausforderungen seien andere, sagte Schwaetzer, wohl mit Blick auf Zölibat und eine stärkere Männerdominanz im katholischen Raum. Die Evangelische Kirche müsse zudem alle Angestellten in die Aufarbeitung einbeziehen, nicht nur Pfarrer.

Projekte zur Digitalisierung

Zur „Realität“, der sich die Synodalen laut Schwaetzer „stellen“ müssen, gehört neben der Missbrauchsaufarbeitung auch, dass sich junge Menschen zunehmend nicht mehr von der Kirche angezogen fühlten. Gerade innerhalb von Familien werde sichtbar, „dass es eine große Distanz gibt zwischen älteren Kirchenmitgliedern und der jungen Generation“. Junge Menschen zeigten eine große Skepsis gegenüber Institutionen, empfänden aber ein individuelles Verantwortungsgefühl für das Gemeinwesen. Die Synode soll nun Anknüpfungspunkte entwickeln.

Einer davon könnte in der Digitalisierung liegen, das dritte Schwerpunktthema der diesjährigen Synode. Dazu soll ein Strategie-Entwurf beraten werden. Schwaetzer kündigte drei größere Projekte an, die das Kirchenparlament besprechen soll. Beispielhaft nannte sie eines, das Interessierten dabei helfen könnte, Gottesdienste in der Nähe online ausfindig zu machen.

Von: Anna Lutz

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