Warum Christen dann mal so frei sind

Christen fühlen sich freier als als nichtgläubige Menschen, schreibt der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann. Der CDU empfiehlt er, das „C“ nicht nur in sozialen Fragen zu verorten.
Von Nicolai Franz
Christen fühlen sich freier als andere Menschen, schreibt der Politologe Andreas Püttmann

Die Kirchen werden allgemein für ihre Wohltätigkeit geschätzt. Doch wenn es nach Andreas Püttmann geht, gibt es noch einen anderen Wert des Christentums, der kaum zur Sprache komme: „Seltener kommt jemand auf die Idee, dass unsere Freiheiten etwas mit der christlichen Religion zu tun haben könnten“, schreibt der Politologe Andreas Püttmann in der Tageszeitung Die Welt. Stattdessen würden die Kirchen, die zu Menschenrechten und Demokratie „erst bekehrt“ hätten werden müssen, schon zu lange als System von Geboten und Verboten wahrgenommen. Zu Unrecht, wie Püttmann weiter ausführt.

1957 habe Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) gesagt: „Nirgendwo prägt sich das Christentum, die christliche Überzeugung stärker aus als in dem Verlangen nach Freiheit.“ Auch einschlägige Stellen im Galaterbrief und im 1. Korintherbrief betonten den christlichen Freiheitsgedanken, so Püttmann. Martin Luther habe die „Freiheit eines Christenmenschen“ geradezu sprichwörtlich gemacht.

Püttmann, der früher bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung gearbeitet hat, geht in seinem Text auch auf die Partei ein, die das Christliche im Namen trägt: Die CDU nenne als ihre Wurzeln „liberale, konservative und christlich-soziale“ Stränge, bemerkt der Autor und plädiert für eine Korrektur. Denn alle drei Wurzeln – auch die liberale – müssten unter ihren christlichen „Vorzeichen“ betrachtet werden.

Demokratie lebt von „vormordernen Werten“

Dass Christen die Freiheit besonders wichtig ist, belegt der Publizist mit Studien, zum Beispiel mit dem Allensbacher „Freiheitsindex“. 2017 hätten 70 Prozent der Katholiken und 67 Prozent der Protestanten „das Gefühl, dass man in Deutschland seine politische Meinung frei sagen kann“, gehabt, während dies nur 56 Prozent der Konfessionslosen vertraten. In derselben Studie würden Christen stärker als Konfessionslose dazu tendieren, ihr Leben als Aufgabe zu betrachten, „für die ich da bin und für die ich alle Kräfte einsetze. Ich möchte in meinem Leben etwas leisten, auch wenn das oft schwer und mühsam ist“. Die Auffassung, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sei, sei bei Christen stärker ausgeprägt als bei Konfessionslosen.

Ist das Christentum also auch eine Grundlage für die Freiheiten einer säkularisierten Demokratie? Püttmann zitiert in dem Zusammenhang den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der 1986 gesagt habe, „nüchterne Beobachter“ äußerten den Verdacht, „die Demokratie lebe geistig von den Restbeständen vormoderner Werte und brauche diesen Vorrat allmählich auf“. Mit diesen „vormodernen Werten“ ist wohl auch das Christentum gemeint, das in dieser Logik also auch zur freiheitlichen Grundordnung der Bundesrepublik beigetragen habe. Allerdings relativiere das Christentum eine allzu optimistische Sicht auf den Menschen, wie sie viele Liberale und erst recht Libertäre verträten – „durch realistische Skepsis“.

Von: Nicolai Franz

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