Schupelius sieht Probleme mit der Meinungsfreiheit

Der Berliner Journalist Gunnar Schupelius ist am 31. Dezember Opfer eines Brandanschlags geworden. Im Interview der Neuen Zürcher Zeitung spricht der Christ jetzt über die Gefahren der Meinungsfreiheit und seine enttäuschten Hoffnungen nach einer „bürgerlichen und ordentlichen Auseinandersetzung“.
Von PRO
Meinungsfreiheit ist im Grundgesetz garantiert. Die Bereitschaft jedoch, sich auch mit anderen Meinungen zu befassen, sei gesunken, meint der Journalist Gunnar Schupelius.

Der Journalist Gunnar Schupelius mag den Meinungsaustausch „im Sinne einer intellektuellen Auseinandersetzung“. Die Meinungsfreiheit in Deutschland sieht er jedoch als gefährdet an, sagte der Kolumnist der Berliner Boulevardzeitung B.Z. im Interview der Neuen Zürcher Zeitung. Schupelius’ Auto war an Silvester von linksextremen Kräften angezündet worden.

Natürlich dürfe Meinungsaustausch Reibungen erzeugen. Die Täter der linksextremen Szene hätten mit dem Brandanschlag aber die Diskussionsebene verlassen. Bereits 2014 war Schupelius Opfer eines Brandanschlags geworden: „Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass es verirrte Geister gibt, die das Mittel der Gewalt wählen“, sagte der Journalist der schweizer Zeitung. Dabei habe er eigentlich gehofft, dass sich Deutschland auf den Weg in eine „bürgerliche und ordentliche Auseinandersetzung“ begeben könne.

Hoher Rechtfertigungsdruck

Erstmals angefeindet worden sei er bereits 2005, kurz nachdem er seine Kolumne „Mein Ärger – der gerechte Zorn von Gunnar Schupelius“ begonnen habe. Ihn irritiere, dass die Linken einerseits Toleranz und freie Meinungsäußerung forderten, die Meinung von Andersdenkenden aber oft nicht tolerierten: „Wir befinden uns in einer Zeit, in der die Diskussion eingeengt wird“, meint er.

Wer Abtreibung kritisch sehe, müsse sich sofort dafür rechtfertigen. Wer für ihre bedingungslose Freigabe sei, habe diesen Rechtfertigungsdruck nicht. Eine kleine Gruppe nehme für sich in Anspruch, festzulegen, was moralisch höherwertig sei. Für jede Aussage jenseits der Mehrheitsmeinung werde man schnell als „rechts“ eingeordnet. Auch die Zuschreibung „konservativ“ sei negativ assoziiert.

Klare Meinungsäußerungen dürfen nicht stigmatisiert werden

„Die Bereitschaft, sich mit abweichenden Meinungen zu befassen, nimmt meiner Ansicht nach ab – und zwar so sehr, dass man sich fragen muss, ob es überhaupt noch eine sinnvolle öffentliche Auseinandersetzung geben kann.“ Wer seine Meinung klar äußere, dürfe nicht stigmatisiert werden, fordert Schupelius. Zudem wolle er mit seinen Meinungsäußerungen verhindern, „dass die Ideologie die Macht ergreift“.

Er fühle sich auch nicht in der Minderheit, nur weil Linke „ihre Ansichten zweifellos gern als Mehrheitsmeinung“ verkauften. In der Auseinandersetzung mit der Berliner Linksextremistenszene wirft er der Politik mangelndes Rückgrat vor. Schupelius bedauert, dass kaum noch öffentliche Debatten über heikle Thema stattfänden: „Ein SPD-Abgeordneter, der das Problem angehen wollte, musste jedenfalls schon Erfahrung mit Gewalttätern machen“, sagte Schupelius.

Bei dem Anschlag am 31. Dezember wurde das Auto des Journalisten nahezu vollständig zerstört. Die „Feministische Autonome Zelle“ bekannte sich auf der Plattform de.indymedia.org zu der Tat. Die Unterzeichner kritisieren unter anderem die christlichen Wertvorstellungen des Journalisten und seine Sympathien für den „Marsch für das Leben“.

Schupelius absolvierte die Axel-Springer-Journalistenschule. Anschließend arbeitete er für verschiedene Medien der Springer-Presse. Aktuell ist er Chefkolumnist der Berliner Boulevardzeitung B.Z. Dort veröffentlicht er regelmäßig seine Kolumne „Mein Ärger – der gerechte Zorn von Gunnar Schupelius“, in der er sich kritisch zu aktuellen gesellschaftlichen Themen äußert.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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