„Der Vortrag war pro Israel“

Bischof Hans-Jürgen Abromeit musste für seinen Vortrag bei der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg öffentlich Prügel einstecken. Vorwürfe lauteten, dass er die Geschichte des Zionismus falsch dargestellt und ein verzerrtes Israelbild vermittelt habe. Im Interview von ERF Medien erklärte er sein Anliegen nun noch einmal.
Von PRO
Bischof Hans-Jürgen Abromeit hat in einem Interview mit dem ERF auf die medialen Vorwürfe reagiert

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Hans-Jürgen Abromeit, teilt die mediale Empörung nicht, die sein Seminar bei der 124. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg verursacht hat. Der Theologe hatte zum Thema „Zwei Völker – ein Land. Eine biblische Vision für Frieden zwischen Israel und Palästina“ referiert. Im Interview von ERF Medien bemängelt er, dass sich diejenigen, die sich zu Wort meldeten, auf verkürzte Agenturmeldungen stützten. Die Nachrichtenagentur idea hatte sich den Bericht über sein Seminar autorisieren lassen.

Er habe keinen „Anti-, sondern einen Pro-Israel-Vortrag gehalten“. Der Theologe betonte, dass er durch seine eigene Biografie schon lange mit Israel verbunden sei. Leider gebe es im Friedensprozess kaum Fortschritte. Im Vortrag habe er herausarbeiten wollen, ob die Bibel Ansatzpunkte biete, „die aus den bisher eingeschlagenen Gleisen herausführen“.

„Ein steiniger Weg liegt vor uns“

Beim Propheten Hesekiel, Kapitel 47,21 und folgende, sei von einem „gemeinsamen Wohnen im Lande zwischen Israel und anderen Völkern“ die Rede. Auch Jesu Aussage in der Bergpredigt in Matthäus 5,5 („Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen“) fordere zu einem Miteinander der Bewohner auf, „auch wenn das ein steiniger Weg ist“.

Der Konflikt müsse immer wieder die Interessen beider Seiten berücksichtigen. Dies habe der frühere Ministerpräsident Jitzchak Rabin getan und mit seinem Leben bezahlt: „Ich darf bei einem Friedensprozess nicht so lange warten, bis der Gegner meine Überzeugungen übernimmt“, sagt Abromeit in dem Interview. Nach Rabins Ermordung habe der Prozess gestockt. Es brauche deswegen auch heute Menschen, die die Welt aus der Sicht ihrer Feinde betrachteten, um Kompromisse zu ermöglichen.

Einige Seminarteilnehmer in Bad Blankenburg hätten ihm zu stark pro-palästinenische Positionen attestiert. Es habe aber auch Rückmeldungen gegeben, die sich über die „einigermaßen neutrale Betrachtung“ gefreut hätten.

Realistische Lösung, die nicht nur auf dem Papier funktioniert

Die Deutschen und auch die beiden christlichen Kirchen hätten „während des Holocausts eine große Schuld auf sich geladen und versagt“. Deutschland müsse alles tun, damit Israel nicht zu Schaden kommt, und zugleich den Blick weiten: „In dem Land leben auch Palästinenser, die für den Holocaust nichts können. Sie brauchen auch eine Lösung, mit der sie leben können.“ Ihm gehe es nicht darum, die Verantwortung gegenüber Israel zurückzufahren. Gerade wegen der Verantwortung für Israel müsse es am Ende auch eine realistische Lösung geben, die nicht nur auf dem Papier funktioniert.

Er persönlich habe als Resonanz etliche E-Mails und Anrufe erhalten. Etwa 60 Prozent hätten ihn bestärkt, so nachdenklich an die Sache herangegangen zu sein. Die negativen Rückmeldungen hätten häufig Verse aus dem Alten Testament genannt und auf die gegenwärtige politische Lage bezogen: „Aus meiner Sicht ist nicht jedes Bibelwort nahtlos politisch anzuwenden. Nach meiner Einschätzung gehen aber einige Christen so unreflektiert mit der Bibel um.“

Seinen Vortrag und die Wortwahl werde er noch einmal überprüfen, weil einige Wörter für Irritationen gesorgt hätten, die so nicht beabsichtigt waren: „Ich habe die deutsche und die christliche Schuld betont. Vom Grundduktus her war das Referat eine notwendige Aussage.“ In seinem Vortrag hatte Abromeit unter anderem gesagt, dass aus dem Schuldbewusstsein der Deutschen infolge des Holocausts eine „Überidentifikation mit dem Staat Israel“ resultiere. Die Nordkirche hatte sich in einer Stellungnahme von Abromeits Aussagen distanziert. Solche Begriffe seien „völlig unangemessen“. Es handele sich in dem Vortrag um eine persönliche Meinungsäußerung, die keine Stellungnahme der Nordkirche darstelle.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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