Ausstellung: In bester Verfassung

Bereits die Präambel des Grundgesetzes stellt einen Bezug zur Religion und zu Gott her. Ihre Verfasser haben das Vertragswerk im „Bewusstsein vor Gott und den Menschen“ geschrieben. Pastor Tim Behrensmeier hat zu dem trockenen Vertragswerk eine Ausstellung konzipiert. Johannes Blöcher-Weil hat sie sich angeschaut.
Von PRO
Tim Behrensmeier und Benjamin Carstens zeigen die Ausstellung. Rechts sind die drei Hügel (Golgatha, Akropolis und Kapitol in Rom) zu sehen, auf denen ein Staat gegründet sein sollte.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg prägte gesellschaftliche Umwälzungen. Die Menschen fragten, wie es mit ihnen und ihrem Land weitergehen sollte. Vier Jahre nach dem Ende des Kriegs trat 1949 das Grundgesetz in Kraft. Die Wanderausstellung „In bester Verfassung“ nimmt das Vertragswerk unter die Lupe und macht trockene Gesetzestexte erlebbar.

Kurator der Wanderausstellung ist Tim Behrensmeier. Der Pastor aus der Nähe von Heilbronn ist mit 10 Prozent seiner Stelle vom Süddeutschen Gemeinschaftsverband für die Konzeption der Ausstellung beauftragt worden. Darüber hinaus hat er noch die Ausstellung „MinIsrael“ entwickelt, in der die Besucher mit allen Sinnen erleben können, was sich zu biblischen Zeiten ereignet hat.

Staat auf drei Hügeln errichten

Ein roter Teppich weist den Besucher in den ersten von mehreren Räumen. Filmausschnitte führen den Besucher auf eine Zeitreise bis ins Jahr 1945. Benjamin Carstens, Pressesprecher des Bibellesebundes führt die Besucher durch die Ausstellung, die gerade bei der Organisation im nordrhein-westfälischen Marienheide zu Gast ist. Er erklärt, dass die Gründerjahre der Bundesrepublik Deutschland von Krieg und Zerstörung gekennzeichnet waren. Das Land hatte zudem mit der organisierten Vernichtung der Juden eine große Schuld auf sich geladen.

Hinter dem samtschwarzen Vorhang enthüllt Carstens Bilder von drei Hügeln. Der spätere Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) habe sich gewünscht, dass sich Deutschland und die deutsche Verfassung auf drei Hügel gründen sollten. Golgatha, der biblische Ort der Kreuzigung von Jesus Christus, die Akropolis, als Sinnbild für die griechischen Wurzeln der Demokratie, und das römische Kapitol, als Zeichen des römischen Rechstssystems.

Im guten Gleichgewicht sollte das Verhältnis von Mensch, Mitmensch und Gott stehen Foto: pro/Johannes Blöcher-Weil
Im guten Gleichgewicht sollte das Verhältnis von Mensch, Mitmensch und Gott stehen

Die Besucher erfahren, wie weit die Wurzeln der Menschenwürde zurückreichen – nämlich bis zu den Zehn Geboten der Bibel. Für Carstens prägen diese bis heute die freie Gesellschaft: „Die Bibel und die Zehn Gebote vermitteln, dass jeder Mensch wertvoll ist.“ Dieser Satz wird von einem Strahler an die Decke projiziert.

Eine Weltkarte zeigt mit Punkten die großen Demokratien der Welt. Auf einer weiteren Weltkarte sind die Bereiche der Welt zu sehen, in denen das Christentum vorherrscht. Beide Karten sollen zeigen, dass die Schnittmenge zwischen Demokratie und christlich geprägten Ländern groß ist. In einem weiteren Raum können die Besucher aktiv werden. Sie müssen einen an vier Schnüren befestigten Tennisball in eine Eierschale balancieren: Ein interessantes Bild, um die Balance zwischen den Gewalten Exekutive, Legislative und Judikative erfahrbar zu machen.

In die Debatten einmischen

Carstens geht dann auf wichtige Paragraphen des Grundgesetzes ein, die aktuell in der Diskussion sind. Der Schutz der Ehe, die Debatte um Waffenexporte und die Diskussion um die Abtreibung zeigten, wie wichtig es sei, dass ein Staat mit dem Grundgesetz eine solide Grundlage habe. Die Besucher lädt Carstens ein, sich in die gesellschaftlichen Debatten einzumischen. Im letzten Raum verdeutlicht Behrensmeier an einer Installation, wie sensibel die Balance zwischen Mensch, Mitmensch und Gott auf Störungen reagiert. Sobald das Dreieck mit Mensch, Mitmensch und Gott auf einer Seite belastet wird, befindet es sich nicht im Gleichgewicht.

Ausstellungsstücke gibt es auch zum Thema Menschenwürde Foto: pro/Johannes Blöcher-Weil
Ausstellungsstücke gibt es auch zum Thema Menschenwürde

Behrensmeier hat sich für die Ausstellung intensiv mit dem Thema beschäftigt. „Das Grundgesetz ist ein enormer Schatz, den wir haben. Den vorgegebenen Rahmen dürfen wir nutzen und dankbar gestalten“, sagt er im Gespräch mit pro. Zur Vertiefung erhält jeder Besucher noch ein Grundgesetz. Benjamin Carstens ermuntert die Besucher, sich „fröhlich für die Gesellschaft zu engagieren“ und der „Stadt Bestes“ zu suchen.

Tim Behrensmeier hat interessante Ansätze gefunden, die Relevanz der Ausstellung für die heutige Zeit zu verdeutlichen. Dafür hätten noch mehr „aktive“ Stationen gut getan. Trotzdem hat sie auch einige Überraschungsmomente: das Dreieck mit dem Gleichgewicht von Mensch, Mitmensch und Gott hat den bleibenden, letzten Eindruck hinterlassen.

Derzeit ist Ausstellung in Berghülen sowie in Lorch in Baden-Württemberg zu sehen. pro sie bereits im November besucht und darüber diesen Bericht geschrieben.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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