Beten für Berlin – #prayforberlin

Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt nehmen viele Menschen Anteil. Kirchenvertreter, Politiker aus dem In- und Ausland sowie Personen des öffentlichen Lebens solidarisieren sich mit den Opfern und deren Angehörigen. In den sozialen Medien ruft der Hashtag #prayforberlin zum Gebet auf.
Von Norbert Schäfer
Mit dem Hashtag #prayforberlin solidarisieren sich Internetnutzer in den sozialen Medien mit Berlin, den Opfern, deren Hinterbliebenen und Angehörigen.

Zu der Gewalttat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt in unmittelbarer Nähe der Gedächtniskirche haben sich Kirchenvertreter und Politiker bestürzt geäußert. Bereits in der Nacht hatten viele Internetnutzer ihre Solidarität mit den Opfern, deren Hinterbliebenen und Angehörigen in den sozialen Medien zum Ausdruck gebracht. Dabei nutzten sie den Hashtag #prayforberlin (Betet für Berlin). Auch Sigmar Gabriel (SPD), Bundesminister für Wirtschaft und Energie, hatte unmittelbar nach den Anschlägen das Titelbild seiner Facebook-Seite geändert und dabei den Hashtag #prayforberlin verwendet.

Kirchen laden zu Gedenkgottesdiensten ein

„Die Nachrichten aus Berlin haben mich tief erschüttert“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx in einer Pressemitteilung. Die Gewalt auf dem Weihnachtsmarkt sei das Gegenteil dessen, was die Besucher wollten. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Verletzten. Für alle werde ich beten. In dieser schweren Stunde für die Stadt Berlin und unser Land gilt es, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und zusammenhalten.“

Marx hat zudem zur Besonnenheit aufgerufen. „Es wäre verheerend, wenn wir jetzt sagen: ‚Aha, jetzt sehen wir es: Die Flüchtlinge sind schuld'“, sagte Marx der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Der Kardinal hält es für unwahrscheinlich, dass Deutschland ohne Flüchtlinge vom Terrorismus verschont geblieben wäre. „Wir dürfen diesen Terroristen nicht noch einen nachträglichen Erfolg verschaffen, indem wir gegeneinander lostreten, indem wir nicht zusammenhalten, indem wir unbesonnen und mit Hass im Herzen die Dinge angehen“, sagte er.

Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, hatte für 12 Uhr zu einem Gebet für die Opfer und deren Angehörige in die St. Hedwig-Kathedrale in Berlin-Mitte eingeladen.

Auch der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hat seinem Bedauern zu der „feigen“ Bluttat in Berlin Ausdruck verliehen. „Mit vielen Menschen in Deutschland und weltweit bin ich im Gebet für die Opfer einer fürchterlichen Gewalttat vereint. Wir alle sind entsetzt über diese brutale und sinnlose Gewalt. So viele unschuldige Menschen sind ihr zum Opfer gefallen. Ich kann mir vorstellen, welche Abgründe sich jetzt für die Familien der Opfer auftun, die ihre Liebsten durch diese feige Gewalttat verloren haben“, erklärte Bedford-Strohm an Dienstagmorgen. Um 18 Uhr soll ein Gedenkgottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, nur wenige Meter vom Ort des Geschehens entfernt, stattfinden.

Allianz-Vorsitzender will Weihnachtsmarkt besuchen

Auch der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener, äußerte sich „schockiert“ über die Ereignisse in Berlin. Obwohl man von einem terroristischen Anschlag in Berlin ausgehen müsse, sei bei der endgültigen Bewertung des Vorfalls Zurückhaltung geboten. „Unser tiefempfundenes Mitgefühl und unsere Gebete sind bei den Opfern, den mindestens 12 toten Menschen und ihren Angehörigen, bei den Verletzten an Leib und Seele“, erklärte Diener über Facebook. Der infame Anschlag treffe die Gesellschaft mitten ins Herz. Nun müsse sich zeigen, ob die Weihnachtsbotschaft trage.

„Ablehnung, Terror und Flucht finden sich im Umfeld der Krippe damals und seitdem durch alle Zeiten. Die Botschaft vom Frieden auf Erden, der uns geschenkt wird und doch durch unser barmherziges, die Menschen liebendes, den Notleidenden helfendes Verhalten befördert werden kann, lässt sich durch blinden Terror nicht zum Schweigen bringen“, schreibt Diener auf Facebook. Ihm helfe die Botschaft von Weihnachten, realistische Politik und „Glaube, Hoffnung, Liebe“ in einem Satz auszusprechen und zu leben. Auch deshalb will Diener heute an seinem Dienstsitz in Kassel den Weihnachtsmarkt besuchen.

Auch der Präses des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden und zukünftige Allianz-Vorsitzende, Ekkehart Vetter, hat gegenüber pro seine Trauer ausgedrückt. „Wir beten für alle Verantwortlichen, insbesondere für die, die aufgrund dieses Geschehens politisch entscheiden müssen, dass sie angemessen, verantwortlich und zum Wohl aller reagieren“, erklärte Vetter auf Anfrage.

Es gelte, für ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft zu beten und zu arbeiten. „Der Segen Gottes hat so viel Gutes in unserem Land bewirkt. Das darf uns nicht durch wahnsinniges Handeln Einzelner geraubt werden“, sagte Vetter. Christen sollten in guten und insbesondere in schweren Tagen „Botschafter an Christi Statt” (2.Korinther 5,20) sein, und die biblische Friedensbotschaft in Tat und Wort verkündigen.

Hinweise auf Terrorakt verdichten sich

Am Montagabend fuhr ein LKW in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. Dabei kamen bislang zwölf Besucher des Weihnachtsmarktes am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg zu Tode, weitere wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben der Berliner Polizei wurde der LKW mit polnischen Kennzeichen vorsätzlich in die Menge gelenkt.

Die Behörden haben sich bislang zurückhaltend über die Hintergründe der Bluttat geäußert, der Verdacht auf einen terroristischer Hintergrund verdichtet sich zusehends. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet am Dienstagvormittag von einem „mutmaßlichen Terroranschlag“. Die Polizei hat einen Tatverdächtigen festgenommen, der aus Pakistan oder Afghanistan stammen soll und als Flüchtling nach Deutschland eingereist ist. (pro)

Von: nob

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