Josef Müller: Ein Schurke und gefragter Interviewpartner

Er ist in dieser Woche bei Markus Lanz zu Gast und reist von einer TV-Sendung zur nächsten. Nachdem Josef Müller wegen Betrugs im Gefängnis gelandet war, hat er zum Glauben an Jesus Christus gefunden. Sein Gefängnisaufenthalt hat ihn verändert – und zum gefragten Interviewpartner gemacht. Denn Müller saß im selben Gefängnis, in das Uli Hoeneß kommen soll.
Von PRO
Josef Müller war wegen Betrugs im Gefängnis. Dort findet er zum Glauben an Jesus Christus

pro: Gehört es zu Gottes Plan, dass Sie erst viele Menschen betrogen haben, um dann von Gott zu erzählen?

Josef Müller: Sagen wir es mal so: Unser Gott ist sehr kreativ und schöpfungsreich. Hätte ich ein paar Flaschen Wodka beim Kaufmann geklaut und wäre dann bekehrt worden, hätte es weniger Aufmerksamkeit erregt. Ihr Gedanke liegt nahe, denn meine Geschichte klingt wie ein James-Bond-Abenteuer, obwohl ich im Rollstuhl sitze. Doch Betrug und Gesetzesverstöße kommen nicht von Gott, aber er kann das Schlechte in etwas Gutes verwandeln.

Wie kam bei Ihnen die Erkenntnis, dass es Gott gibt und er eine Rolle in ihrem Leben spielen soll?

Als ich mutterseelenallein im Gefängnis, nach meinem protzigen Lebensstil bei den Schönen und Reichen aufwachte, war niemand mehr für mich da. Meine Frau verließ mich, meine Mutter starb und mein Vater war dement. Die Reichen wollten nichts mehr mit mir zu tun haben und die normalen Menschen kannte ich wiederum nicht. Da bekam ich eine Bibel in die Hände und las Josua 1,9. Dort steht sinngemäß, dass Gott immer mit mir ist, wo ich auch bin. Dieser Satz aus dem Alten Testament gab mir so viel Kraft wie noch nie ein Satz zuvor. Diesen Gott wollte ich kennenlernen. Ich begann im Gefängnis ein theologisches Fernstudium und lernte dabei, dass Gott die Liebe ist und er mich nur um meiner selbst liebt und ich ihm nicht mit schnellen Autos, Yachten und Luxus imponieren konnte. Das beeindruckte mich so, dass ich ihm durch Jesus mein Leben übergab und ein neues Leben in Zufriedenheit begann. Heute bin ich glücklicher als mit allem materiellem Reichtum je zuvor. Heute berichte ich von meinem wilden Leben von einst, meiner Reue und Umkehr. Das beeindruckt Menschen. Viele Kirchenfremde kommen zum Glauben. Das Buch, das ich darüber geschrieben habe, „Ziemlich bester Schurke“, dient nur als Türöffner. Alles andere ist Sache des Heiligen Geistes. Das gibt mir selbst Kraft und Ermutigung davon zu erzählen.

Durch den Fall Uli Hoeneß ist auch ihre Lebensgeschichte noch einmal in den Fokus gerückt. Wie bewerten Sie es, dass Sie jetzt noch einmal öffentlichkeitswirksam ein Zeugnis für Gott ablegen können?

Mein Buch kam zur Buchmesse im Oktober 2013 auf den Markt. Christen sowie christliche Buchläden reagierten zögerlich auf den Titel. Der Durchbruch im Buchhandel gelang erst, als der Fall Uli Hoeneß bekannt wurde. Da gibt es viele Parallelen: Gier, Zockerei an der Börse trotz großen Reichtums. Die Geschichte eines Promis, der ins Gefängnis kommt, findet lebhaftes Interesse in den Medien. Jetzt gebe ich Interviews im Radio, im Fernsehen und den Print Medien.

Gibt es Parallelen zwischen Ihnen und Uli Hoeneß?

Die Gier nach mehr Geld. Das Verlangen nach dem ultimativen „Kick“, beziehungsweise der Nervenkitzel an der Börse. Das langsame Abrutschen in die Kriminalität, obwohl das schlechte Gewissen einem davor warnt. Die öffentliche Häme, der man plötzlich von seinen früheren „Fans“ mit aller Härte und Menschenverachtung preisgegeben ist. Sehen Sie, das ist ein biblisches Muster. Jesus erging es ähnlich am Palmsonntag. Dieselben Menschen die riefen „Gepriesen sei unser König“, forderten mit aller Kraft ein paar Tage später, am Karfreitag: „Kreuzigt ihn!“ Die Erfahrung, als Prominenter in ein bayerisches Gefängnis zu kommen und dort den Promi-Bonus, beziehungsweise den Malus, erfahren zu dürfen.

Was erwartet Uli Hoeneß?

Zuerst einmal ein Schock. Denn: Wer hoch oben steht, für den ist der Fall nach ganz unten ins Gefängnis besonders hart und schwer. Die Gewohnheit, Verantwortung im Leben zu tragen und sein eigenes und das Leben anderer zu bestimmen, sollte er von Anfang an ablegen. 20-jährige Vollzugsbeamten werden ihm sagen, wann er seinen Kaffee trinken darf, wann und wie lange er duschen kann und wann die Türe auf oder zugeschlossen wird. Ihm wird erst im Gefängnis seine Ohnmacht richtig bewusst werden. Darauf kann sich keiner vorbereiten. Ich kann ihm nur drei Dinge empfehlen, die ihm vom ersten Tag an helfen: Sich sofort an die veränderte Situation des Unterordnens anpassen. Sich mit der eigenen Tat auseinandersetzen um festzustellen, was ihn auf die „schiefe Bahn“ gebracht hat und was er unternehmen kann, damit dies nie wieder geschieht. Und sich mit den Fragen „Was bewirkt Geld eigentlich?“ und „Werde ich wirklich glücklich durch mehr Geld oder ist es einfach nur der Kick, den ich brauchte, und wenn ja, wie kann ich ihn durch andere Dinge ersetzen?“ Diese Fragen führen letztendlich zu den entscheidenden Fragen: Was ist der wahre Sinn meines Lebens hier auf der Welt? Und welche Bedeutung hat Gott in meinem Leben?

Wie bewerten Sie die Rolle der Medien? Gehen die Medien zu hart und unbarmherzig mit ihm um?

Für die Medien ist ein Skandal die beste Möglichkeit, eigene Auflagen oder Einschaltquoten sehr rasch drastisch zu erhöhen, denn unsere Gesellschaft ist leider schnell am Verurteilen anderer und sehr langsam, wenn es um die eigenen Verfehlungen geht. Das Schicksal der anderen ist oft ein Tagesthema, das in allen Medien mit einer peinlicher Genauigkeit, ohne Rücksicht auf den Schaden der Betroffenen, bis zum Letzten ausgetreten wird. Selbst wenn einer schon am Boden liegt, treten die Medien solange noch nach, bis wieder ein anderes Thema die Öffentlichkeit interessiert.

Haben Sie noch Kontakt zu ihren alten Freunden? Sind Sie noch Teil der High Society?

Ich habe keinen Kontakt mehr zu den sogenannten Schönen und Reichen. Da bin ich auch sehr dankbar und froh darüber. Keiner hat mich im Gefängnis besucht oder sich nach mir erkundigt und das ist gut so. Eine Bussi-Bussi Gesellschaft in München, die nach ihren eigenen Regeln lebt und in der du schnell verurteilt und ausgestoßen wirst. Ich bin von Herzen froh und Gott dafür mein Leben lang dankbar, dass er mich da rausgeholt hat. Nur ein einziger meiner Freunde hielt zu mir – er verkehrt allerdings nicht in dieser Münchner Gesellschaft – der Tatort Schauspieler Charles Brauer. Obwohl ich ihm noch Geld schuldete, schickte er mir ins Gefängnis Briefmarken und kleine Geldbeträge, damit ich mir Duschgel und Obst kaufen konnte und ermutigte mich mit Briefen. Das ist ein wahrer Freund, mit dem ich mich heute gerne noch treffe. Er ist ein Einziger von Hunderten. Aber einer ersetzt eine Unzahl von Pseudo Freunden, die nicht zu dir stehen wenn du sie in der Not brauchst. Ich hoffe, dass Uli Hoeneß noch ehrliche Freunde hat, die ihm als Menschen verbunden bleiben und nicht nur der Vorteile wegen.

Hat Gott auch bei Menschen in ihrem Umfeld Veränderungen bewirkt?

Früher nicht, aber nachdem ich mein Buch veröffentlich habe und in allen deutschsprachigen Ländern Vorträge über meine Umkehr halte, erhalte ich fast täglich E-Mails, Anrufe und persönliche Zeugnisse, dass Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus fanden und sich bekehrten. In fast allen Fällen werden Leser und Zuhörer durch meine Lebensgeschichte berührt und ermutigt. Aber es ist letztendlich das Werk Gottes durch den Heiligen Geist.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Die Fragen stellte Johannes Weil
https://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen/detailansicht/aktuell/ein-schurke-ergreift-emgottes-rettende-handem/L
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