Arabische Länder gegen Vollverschleierung

Erst Belgien, dann Frankreich: Nun streben auch arabische Länder das Verbot eines islamischen Vollschleiers an. In Syrien, Saudi-Arabien und Ägypten versuchen die Regierungen nun den Einfluss strenggläubiger Muslime zu mindern.

Von PRO

"An Europa und Frankreich möchte ich als Botschaft schicken: Der Niqab hat keine Grundlage im Islam, er schadet vielmehr dem Ansehen des Islam", sagte Abdel Muti al-Bayyumi zur Gesichtsverschleierung. Er ist Mitglied des Hohen Rates der Geistlichkeit an der Kairoer Al-Azhar Universität, der höchsten Lehrautorität der sunnitischen Muslime. Ähnliche Ansichten vertritt auch die gesamte ägyptische Regierung, heißt es in der Wochenzeitung "Die Zeit".

Die Debatte um die Vollverschleierung hatte der ägyptische Großscheich Mohammed Said Tantawi im vergangenen Jahr ausgelöst. In einer Schule hatte er eine Zwölfjährige dazu aufgefordert, die Verschleierung abzunehmen und ihr Gesicht zu zeigen. Der im März verstorbene Ägypter war der Ansicht, die Kopfbedeckung habe nichts mit dem Islam zu tun. Tantawi untersagte Studentinnen auch den Zutritt zu Wohnheimen und der Al-Azhar-Universität, wenn sie ihre Verschleierung trügen. Dies hatte eine Reihe von Protesten und Gerichtsverfahren zur Folge. Dem Verbot schlossen sich im vergangenen Jahr mehrere Restaurants und Clubs an, schreibt "Die Zeit". Ab diesem Wintersemester gilt das Verbot auch Professoren.

In Syrien soll die Ausbreitung "extremer Ideen und Praktiken" ebenfalls verhindert werden, sagte ein Sprecher des Erziehungsministeriums. Aus diesem Grund entließ man 1.200 Lehrerinnen aus dem Schuldienst, die eine Vollverschleierung trugen. Die Verhüllung sei eine "ideologische Invasion". Ebenso dürfen sich Frauen, die einen Niqab tragen, nicht mehr an Universitäten einschreiben. Der syrische Präsident Baschar al-Assad will die "Gesellschaft so säkular halten wie sie heute ist". Deswegen müssen einige Imame jede Woche ein Tonband mit ihrer Freitagspredigt bei den Sicherheitsbehörden abgeben.

Ähnlich ist die Situation in Saudi-Arabien. Dort wurden rund 2.000 Imame wegen radikaler Ansichten des Predigtdienstes verwiesen. Das harte Vorgehen gegen den Niqab sei allerdings mehr als ein frommer Konflikt, heißt es in "Die Zeit". "Die Befürworter des Vollschleiers berufen sich nicht primär auf den Koran oder die Aussagen des Propheten, sie pochen vor allem auf ihre Religions- und Meinungsfreiheit." Die Regierungen sehen in der Komplettverhüllung der Frauen eine rebellische Aktion gegen das politische System. (pro)

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