Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali über die schleichende Scharia

F r a n k f u r t / M a i n (PRO) - Dass die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali nur unter strengster Bewachung, umgeben von Bodyguards und Sicherheitsexperten, zu Interviews oder in der Öffentlichkeit erscheint, hat einen guten Grund: Sie gilt als eine der gefährdetsten Personen, die jederzeit von gewaltbereiten Moslems ermordet werden könnten. Denn Ayaan Hirsi Ali nimmt in Bezug auf Islamismus, Scharia und Dialog der Religionen kein Blatt vor den Mund – wie ein Interview in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" beweist.
Von PRO

Eindrücklich warnt Ayaan Hirsi Ali davor, sich von muslimischen Friedensbeteuerungen einlullen zu lassen. „Für mich steht fest, dass der Islam mit der liberalen Gesellschaft, wie sie sich im Gefolge der Aufklärung herausgebildet hat, nicht vereinbar ist. Wenn man diese Feststellung für plausibel hält, dann ist es nur richtig, die Muslime auch damit zu konfrontieren. Statt dessen verirren sich die Debatten im Taktischen, alles Problematische wird in Nebel gehüllt, und am Ende lässt man sich darauf ein, zu sagen: Der Islam ist Frieden, Mitgefühl, Barmherzigkeit“, sagte die Islamkritikerin und Buchautorin gegenüber der F.A.Z. Weil man jedoch Mitleid mit Minderheiten empfinde, würden diese Dinge nicht beim Namen genannt. „Das ist falsch. Es wäre besser, sich die Wahrheit zu sagen.“

Im Islam ist Trennung von Religion und Staat nicht möglich

Zur Wahrheit über den Islam gehört für Ayaan Hirsi Ali auch eine nicht mögliche Trennung von islamischer Lehre und Staat. „Im Islam ist eine Unterscheidung zwischen religiösem und öffentlichem Bereich undenkbar. Alles ist im Koran und im Hadith festgeschrieben, und jede Form des Wissens, die nicht diesen beiden Büchern entspringt, ist haram – unrein.“ Dieser Umstand treffe auch den Umgang mit Menschen und Gesellschaften, die nicht dem Islam angehören. „Ungläubige müssen der dahwa ausgesetzt werden, erst freilich der Predigt, wenn sie die aber ablehnen, tritt die sechste Verpflichtung, der Dschihad, in Kraft. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des Islam, der natürlich völlig inakzeptabel ist“, so Ayaan Hirsi Ali.

Zudem widerspricht die Kritikerin der immer wieder gebrauchten Formel, der Islam werde von Terroristen missbraucht. „Das ist kein Missbrauch. So wurde uns der Islam überliefert. Jeder Schüler lernt, dass Islam die Unterwerfung unter den Willen Gottes bedeutet. Dann wird er fragen: Wo finde ich denn den Willen Gottes? Dann stößt er auf den Koran und Hadith. Und was man dort dann wörtlich liest und auswendig lernt, hat eben mehr mit Bin Laden zu tun als mit den schönen Worten europäischer Islam-Reformer. Darum hat Bin Laden so viele Anhänger, jeder Muslim kann das nachvollziehen.“

„Dschihad ist Unterwerfung Ungläubiger“

Ausführlich geht Ayaan Hirsi Ali auch auf eine Behauptung des Generalsekretärs des Zentralverbandes der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, ein. Er hatte am Sonntag in der Sendung „Sabine Christiansen“ den Dschihad mit „den inneren Schweinehund zu überwinden“ definiert. Dazu Ayaan Hirsi Ali: „Der Betreffende hat nur einen Teil der Wahrheit dargestellt. Die erste Stufe von Dschihad meint tatsächlich den inneren Kampf, die eigene Unterwerfung zu bewerkstelligen, also fünfmal am Tag beten, den Koran lesen, am Ramadan fasten und nach Mekka zu pilgern. Dann gibt es die Stufe der Mission, friedlich zuerst. Aber die problematische Dimension des Dschihad ist dann die nächste Stufe. Sie folgt dem Koran, der sagt, Friede sei erst dann möglich, wenn alle dem Glauben unterworfen sind.“ Wobei öffentliche Äußerungen von Islamvertretern grundsätzlich mit Vorsicht zu bewerten seien, so die Kritikerin. „Hier im Westen nehmen Leute erst einmal an, die Aussage eines Gesprächspartners sei auch so gemeint. Die Generalunterstellung ist erst einmal die, dass man sich die Wahrheit sagt. Im arabisch-islamischen Raum ist das nicht unbedingt so, denn es gibt keine Notwendigkeit, einem Ungläubigen gegenüber wahrhaftig zu sein.“

Aus Respekt von Moslems: Keine Sparschweine in Banken

In Europa beobachtet Ayaan Hirsi Ali eine „schleichende Scharia“, eine „Untergrabung der freiheitlichen Gesellschaft“. Und sie nennt dafür konkrete Beispiele: In manchen Gegenden Frankreichs „gibt es manchmal nur noch einen Supermarkt, einen islamischen, in dem kein Schweinefleisch und kein Alkohol zu haben sind. Dort muss man mit dem Bus fahren, wenn man eine Flasche Wein kaufen will. Und in Großbritannien geht es nun so weit, dass Sparkassen keine Sparschweine mehr aufstellen, um die Gefühle der Muslime nicht zu verletzen, für die Schweine ja unrein sind. Das ist eben die schleichende Scharia.“

Verfolgt von Morddrohungen

Ayaan Hirsi Ali, geboren 1969, ist niederländische Politikerin und Frauenrechtlerin somalischer Herkunft. Sie war bis Mai 2006 Mitglied der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments für die Partei VVD. Seit September 2002 erhält Hirsi Ali Morddrohungen. Sie wurde unter permanenten Polizeischutz gestellt. Grund dafür war auch der Mord an dem niederländischen Filmregisseur Theo van Gogh am 2. November 2004 in Amsterdam. Van Gogh wurde mit einem Messer in den Brustkorb ermordet, an dem ein an Ayaan Hirsi Ali gerichteter Drohbrief hing.

Das US-amerikanische „Time Magazine“ wählte sie 2005 zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt, Ayaan Hirsi Ali wurde als Kandidatin für den Friedensnobelpreis 2006 vorgeschlagen. Zu Bestsellern wurden ihr Buch „Ich klage an. Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen“ aus dem Jahr 2005 und ihre in diesem Jahr veröffentlichte Biographie „Mein Leben, meine Freiheit“, die beide im Piper-Verlag erschienen sind.

Das ganze Interview finden Sie in im Online-Angebot der F.A.Z.

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