Bill Hybels: Was einen Leiter zum Leiter macht

Die Willow Creek Community Church ist eine der größten Gemeinden der USA, und auch der so genannte Leadership Summit zieht jedes Jahr Tausende Christen an, die in leitenden Positionen in Gemeinden, Organisationen oder Firmen tätig sind. In der vergangenen Woche nahmen mehr als 7.000 in der Gemeinde in South Barrington bei Chicago und rund 50.000 Christen in via Satellit zugeschalteten Orten an dem Leitungskongress teil. Auf www.pro-medienmagazin.de lesen Sie in dieser Woche täglich Berichte über die Vorträge der Redner. Wir starten mit dem Vortrag von Bill Hybels, dem Gründer und leitenden Pastor der Willow Creek Community Church. Sein Thema: "Der Lebenszyklus eines Leiters".
Von PRO

Wenn Bill Hybels die Bühne in seiner Gemeinde betritt, wird er begeistert empfangen. Auch die mehr als 7.000 Teilnehmer des Leadership Summit applaudieren, als Hybels von seinem Platz aufsteht und die Pastoren, Gemeindeleiter, Geschäftsführer und leitende Mitarbeiter von Organisationen und Firmen begrüßt. Sie alle kennen ihn, den Gründer und Visionär der Willow Creek Gemeinde, den Autor von knapp 20 Büchern, den Initiator dieses und zahlreicher, auf allen Kontinenten der Erde stattfindender Kongresse von Willow Creek.

Bill Hybels hat viel zu sagen. Doch nicht nur deshalb, weil er sich intensiv Gedanken macht über die Kernaussagen seiner Predigten und Vorträge und es deshalb leicht fällt, seine Positionen zu verstehen. Hybels hat vielmehr deshalb viel zu sagen, weil er viel im Leben, als Gemeindegründer und Pastor, als Ehemann und Familienvater erlebt hat. Konkreter: Weil er in seinem Leben viel mit Gott erlebt hat. Das merkt man Hybels an, sein Glaube, seine Liebe zu Menschen und seine langjährigen Erfahrungen haben ihn zu einem prägenden Menschen werden lassen.

Hybels ist keiner von diesen evangelikalen US-Fernsehpastoren, die mehr sich, ihre Bücher, Kassetten und sonstigen Devotionalien verkaufen wollen als vielmehr die Botschaft zu verkünden, die ihnen als Hirten für ihre Schafe am Herzen liegen sollte. Das hat Hybels etwa mit Rick Warren gemein, dem Pastor der Saddleback Church in Kalifornien. Und das unterscheidet ihn von diesen Show-Predigern im US-Fernsehen. Er steht nicht gern im Mittelpunkt, lässt sich nicht gerne „feiern“, den Applaus erträgt er.

Lebenszyklus eines Leiters

In seinem Vortrag spricht Hybels, der mittlerweile mehr als 30 Jahre lang im Gemeindedienst tätig ist, über den „Lebenszyklus eines Leiters“. Er berichtet von Produkten wie Musikkassetten und Walkman, von CDs und tragbaren Playern. „All diese Produkte haben eines gemeinsam: nachdem sie auf den Markt kamen, wurden sie begeistert und in Massen gekauft. Sie hielten sich lange als Top-Produkte. Doch dann kam eine neue Erfindung, ein technischer Fortschritt. Und die Erfolgskurve der Produkte ging rapide nach unten. Noch sind die mp3-Player wie der iPod nicht abgelöst und gelten als neuester Stand der Technik. Die Frage ist nur: wie lange noch.“

Produkte verkaufen sich in Zyklen, der Markt bestimmt die Nachfrage, den Erfolg oder Misserfolg. Doch wer bestimmt eigentlich, wie der „Zyklus“ eines Leiters verlaufen kann? Und wie kann der „Lebenszyklus eines Leiters“ überhaupt verlaufen? Wie der eines simplen Produktes? Erst steil nach oben und dann ebenso steil nach unten? Nein. Einen großen Anteil an seinem „Lebenszyklus“ hat der Leiter selbst. Indem er sich, so erklärt Hybels, vier Prinzipien der Leiterschaft klar macht. Zunächst sollte ein Leiter seine Leidenschaft, seine Berufung und Begabung erkennen, die ihn (oder sie) in eine leitende Position in der Gemeinde oder einer Organisation führt. Die Berufung und Begabung durch Gott ist der Grundstock für jeden Leiter, jedoch nicht alles. In einem zweiten Schritt muss sich jeder Leiter mit den nötigen Fähigkeiten ausrüsten lassen, die ihm Kompetenz verleihen. Berufung ohne Wissen und Können geht eben nicht.

Vier wichtige Kennzeichen eines Leiters

Hybels erläutert, wie so oft, seine Thesen an einer simplen Zeichnung. Stufe 1 des „Lebenszyklus“ eines Leiters ist die „Begabung“, Stufe 2 das „Können“. Jetzt kommt Schritt 3: Ein Leiter bildet „Nachfolger“ heran, ermutigt andere aus der Gemeinde, andere Leitungsaufgaben zu übernehmen. Unter seiner Führung wachsen weitere Leiter in ihrer Verantwortung für einen Arbeitsbereich der Gemeinde. Doch damit nicht genug, es folgt der 4. Schritt: Aus dem Kreis der von ihm geförderten „kleinen Leiter“ überträgt der Leiter wesentliche Aufgaben aus seinem Arbeitsbereich an andere. Er gibt eigene Kompetenzen ab und steht damit auf einer Stufe mit anderen, neuen Leitern. Das ist, so Hybels, der wesentliche und entscheidende Schritt im „Lebenszyklus eines Leiters“. Und auch hier spricht er aus Erfahrung: „Als ich als leitender Pastor der Gemeinde wesentliche Aufgaben abgegeben habe, ist mir das mehr als schwer gefallen. Während der ersten Sitzung der leitenden Pastoren, an der ich nicht mehr teilgenommen habe, war ich alleine in meinem Büro und habe mich gefragt: Was tust du hier eigentlich?! Doch auch, wenn es schwer fällt: ein Leiter muss bereit sein, Verantwortung abzugeben, sich bewusst zurückzuziehen.“

Neue Leiter erkennen

Bill Hybels hat sich neuen Aufgaben gewidmet. Er ist viel unterwegs, spricht auf Willow Creek Kongressen im Ausland, engagiert sich führend in seiner Gemeinde im Kampf gegen Aids und Armut. All das wäre nicht möglich, hätte Hybels nicht andere Leiter gefördert, ihnen Verantwortung übertragen. Zum Schluss erklärt er noch, an welchen Kriterien er „neue Leiter“ erkennt und sie fördert: Es sind seine „drei C“: „Compassion“, „Competence“ und „Chemistry“. Zu deutsch: Die Begeisterung muss da sein, die Kompetenz vorhanden sein und die „persönliche Chemie“ muss stimmen.

Übrigens ist der von Bill Hybels vorgestellte „Lebenszyklus eines Leiters“ genau genommen kein in sich geschlossener Zyklus, sondern eine Art Stufensystem. Es sind Stufen, die Leiter im Vertrauen auf Gott gehen sollen. In der Gewissheit, dass ihnen nichts fehlt, wenn sie etwas abgeben. Auch das hat Hybels in seinem persönlichen Lebenszyklus ausreichend erfahren.

Unter dem Thema „Geistlich leiten – auf klarem Kurs“ findet vom 9. bis 11. November in Bremen der Willow Creek Leitungskongress statt. Mit dabei sind Bill Hybels, Rick Warren, Nancy Beach, Michael Herbst und viele andere. Weite Informationen: www.willowcreek.de

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