GEO: 150 Jahre danach hat es Darwins Theorie nicht leicht

H a m b u r g (KEP) - Das angesehene populärwissenschaftliche Magazin GEO hat in angenehm sachlicher Weise erneut über den Streit zwischen Evolutionisten und ihren Kritikern berichtet. 150 Jahre nachdem der studierte Theologe Charles Darwin unter Gewissensbissen seine Theorie über die zufällige Entstehung des Menschen veröffentlichte, versuchen Christen nach wie vor, ihre Meinung gleichberechtigt zur Geltung zu bringen.
Von PRO

Jeder zweite Amerikaner (51 Prozent) lehnt die Evolutionstheorie als Erklärung für die Entstehung des Menschen ab. Dies ergab eine Umfrage von „BSC News“ im Oktober 2005. Eine andere Studie des Pew Research Centers im August ergab, dass 38 Prozent dafür sind, dass Kreationismus statt der Evolutionstheorie an Schulen gelehrt wird.

Fast jeder Vierte sieht Evolutionstheorie skeptisch

Doch auch zu den europäischen Staaten bringt GEO aktuelle Studien. Auch wenn die Theorie des „Intelligent Design“ (ID), also eines intelligenten Schöpfers der Welt, hier nicht so bekannt ist wie in den USA: Die Bildungsminister der Niederlanden und Italiens fanden offenbar Gefallen an den Ideen. „Nach starken Protesten in den Ländern ruderten sie jedoch schnell zurück“, so GEO. „Ausgerechnet aber in England, der Heimat von Charles Darwin, erstarken die Vertreter des ID.“ 22 Prozent der Briten sehen in der Schöpfung die Erklärung für die Entstehung der Lebewesen. Den Theorien des ID hängen 17 Prozent an. Nur jeder Zweite (48 Prozent) hält die Evolutionstheorie für plausibler. 41 der im Auftrag der BBC Befragten wünschten sich zudem, dass im Biologieunterricht über ID informiert werden solle. Für Kreationismus im Klassenzimmer stimmten 44 Prozent.

In Deutschland ist man eher von der Evolutionstheorie überzeugt. Eine Forsa-Umfrage zeigte Ende 2005, dass 61 Prozent der Deutschen die Evolutionstheorie für richtig halten. Nur 13 Prozent glauben, dass die Welt und der Mensch von Gott geschaffen wurden. Weitere 23 Prozent nehmen an, dass der Mensch sich in einem langen Prozess entwickelt hat, der von einem Schöpfer gelenkt wurde. „Ich finde es bedenklich, dass mehr als ein Drittel der Bevölkerung Ansichten hat, die angesichts des heutigen Forschungsstands ähnlich absurd wirken wie einst die Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe“, fand dennoch Michael Schmidt-Salomon, Geschäftsführer der Giordano Bruno Stiftung, die die Studie in Auftrag gab.

Auf den „ID-Zug“ aufspringen?

Der Biologiehistoriker Thomas Junker ist weniger beunruhigt: „Bei uns haben die großen christlichen Kirchen einen anderen Einfluss und evangelikale Gruppe sind bei weitem nicht so stark wie in den USA. Die Kirchen halten sich beim Thema Evolution noch zurück.“ Allerdings, so fährt er fort, es gebe bereits „Versuche, auf den Zug von Anhängern von Kreationismus und ID aufzuspringen“.

Auch die wichtigsten deutschen Vertreter der Kreationisten kommen in GEO zu Wort. Der Mikrobiologe Siegfried Scherer ist der Meinung, dass die Evolutionsforscher den Mechanismus einer Höherentwicklung von Lebewesen bisher nicht lückenlos geklärt haben. „Sicher sind Affe und Mensch ähnliche Lebewesen, aber die Ähnlichkeit könnte ja auch auf einen gemeinsamen Schöpfer zurückgehen“, so Scherer. Er ist der Vorsitzende der „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“, die mit wissenschaftlichen Argumenten Kritik an der Evolutionstheorie übt.

Zusammen mit dem ehemaligen Biologielehrer Reinhard Junker veröffentlichte Scherer im Jahr 2002 das Schulbuch „Evolution – Ein kritisches Lehrbuch“. Dafür erhielten sie Ende 2002 den Deutschen Schulbuchpreis. Dieser Preis wird vergeben vom Verein „Lernen für die Deutsche und Europäische Zukunft“ (LDEZ). „Mitglieder des Vereins sind konservative Christen mit dem Ziel, Gottesfurcht zu verbreiten und die biblische Schöpfungslehre in Deutschlands Klassenzimmer zu tragen“, schreibt die GEO-Autorin. Daraus erkläre sich auch die Auswahl der prämierten Bücher: „gemäß dem festgelegten Vereinszweck sind solche Bücher auszuzeichnen, die den Schülern Ehrfurcht vor Gott, Nächstenliebe, Toleranz und Dialogfähigkeit auf Grundlage einer ethisch hohen christlichen Überzeugung vermitteln“, heißt es in der Satzung des LDEZ. Der Ministerpräsident Thüringens, selbst ehemaliger Physiklehrer, Dieter Althaus, lobte das Buch als „sehr gutes Beispiel für werteorientierte Bildung und Erziehung“ – und löste damit bei manchem Protest aus.

In dem Artikel „Schöpfer oder Zufall?“ von GEO-Autorin Catherine Bouchon erfährt der Leser etwas über die Probleme, die die Evolutionstheorie zu Beginn hatte. „Es ist, als gestände man einen Mord“, schrieb Darwin kurz bevor er 1859 sein Werk „Die Entstehung der Arten“ veröffentlichte. Die Ansicht, nicht Gott könne den Menschen nach einem Plan geschaffen haben, sondern er sei durch Zufall entstanden, würde von gläubigen Christen nicht freudig begrüßt werden, das wusste Darwin.

Bis in die 80er Jahre verboten einige US-Bundesstaaten, an Schulen die Evolutionstheorie zu lehren, ohne auch im Gegenzug die biblische Schöpfungsgeschichte zu verbreiten. Heute wird in 20 der 50 Bundesstaaten neben der Evolutionstheorie auch ein „intelligentes Design“ gelehrt.

Von dem Kampf der Kreationisten und ID-Anhänger um eine gleichberechtigte Behandlung in den Schulen wird man noch weiter einiges hören. Drei Mitglieder der Schulbehörde von Kansas etwa haben sich im November zum Ziel gesetzt, dass die Biologie-Lehrer in Kansas ab 2008 neben der Evolution auch die Ansichten des ID ihren Schülern erklären müssen.

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