„Spiegel“: Wachsender Einfluss von Christen in den USA

H a m b u r g (KEP) - Christliche Lobbyisten versuchen, das amerikanische Wertesystem wieder "auf den rechten Weg" zurückzuführen. Dabei kommt ihnen die Neubesetzung zweier Richterposten des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten (Supreme Court) gerade recht. Alexander Osang sieht daher eine wachsende Einflussnahme christlicher Lobbyisten und beschreibt in der aktuellen "Spiegel"-Ausgabe deren Versuch, biblischen Grundwerten ihren ursprünglichen Stellenwert in der Verfassung zurückzugeben.
Von PRO

Hintergrund des „Spiegel“-Berichts ist der Rücktritt von Sandra Day O´Connor und der Tod von William Rehnquist, beide Richter am Obersten Gerichtshof der USA. Laut dem Leiter der Massachusetts-Vertretung des Family Research Council (FRC), einer der größten konservativen Lobbyistengruppen in den USA, Kris Mineau, würden die nun anstehenden Neuberufungen das Potential in sich bergen, das amerikanische Wertesystem nachhaltig zu verändern.

Die Macht der Richter, deren Amtszeit auf Lebenszeit festgelegt ist, ist aus diesem Grund erheblich, zitiert der „Spiegel“ den Amerikaner: „Wer sie ersetzt, wird darüber entscheiden, in welche Richtung sich Amerika in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird.“

Bewahrung der ursprünglichen sozialen Grundwerte

Christen wollen, so der „Spiegel“, diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen und „Amerika wieder in ein anständiges Land“ verwandeln. Wunschkandidat der Christen in Amerika ist demnach John Roberts, der konservative Überzeugungen zu Themen wie Ehe, Abtreibung, Frauenrechten, Religionsfreiheit und Todesstrafe vertritt.

Der FRC fühlt sich den Grundsätzen der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika verpflichtet. Mineau spielt dabei auf die „sozialen Grundwerte“ an, auf denen das Land einst errichtet worden sei und die es zu bewahren gelte. Die Verfassung, das wichtigste Fundament der amerikanischen Gesellschaft, solle biblische Werte, wie sie von den Gründervätern vertreten worden waren, reflektieren. Gerade auch die Institution der Ehe müsse geschützt und die Bedrohung „eines homosexuellen Lebensstils“ auf die Gesellschaft eingedämmt werden.

Der „Spiegel“-Autor verweist in diesem Zusammenhang auf den Versuch christlich-konservativer Gruppen, die Verfassung um eine Passage zu ergänzen, wonach eine Ehe ausschließlich zwischen Mann und Frau eingegangen werden dürfe. Außerdem, berichtet der „Spiegel“, plädierten Vertreter des FRC für das einheitliche Wiederinkrafttreten der Todesstrafe sowie für ein Verbot der Embryonenforschung. Des weiteren soll Sterbehilfe unter Strafe gestellt und das Aufstellen der Zehn Gebote in staatlichen Gebäuden zur Pflicht gemacht werden.

Negativer Einfluss aus Westeuropa

Die Wahl von John Roberts soll, laut „Spiegel“, dem christlich-konservativen Amerika helfen, diese Werte durchzusetzen. Osang schreibt zudem von US-amerikanischen Christen, die Druck auf die Senatoren ausüben, um deren Stimme für John Roberts als neuen Richter zu sichern. Zudem werde in Gottesdiensten für Roberts gebetet, und Evangelisten würden aufgefordert, die Kandidatur Roberts öffentlich zu preisen.

In den Augen vieler Christen sei das Oberste Gericht der USA in den vergangenen Jahren zunehmend unter den „Einfluss aus Westeuropa geraten“ und von „gottlosen Kräften eingeschüchtert“ worden, heißt es im „Spiegel“ weiter. Man hoffe auf neue Richter im Supreme Court, die dieser „furchtbaren Entwicklung“ ein Ende setzen.

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