Christen in China haben es nicht leicht. Nach wie vor gehören sie zur größten verfolgten Minderheit im Land. Der Autor Liao Yiwu geht in seinem Buch „Gott ist rot“ auf Spurensuche und lässt die Christen vor Ort zu Wort kommen. Eine Rezension von Johannes Weil
Von PRO
Foto: S. Fischer Verlag
Mit Christen in China beschäftigt sich das neue Buch von Liao Yiwu „Gott ist rot“
Autor Liao Yiwu hat für sein Buch Christen getroffen, die beschreiben, wie schwer es ist, ihren Glauben in China zu leben. Die einzige Hoffnung, an die sie sich klammern, ist dabei Gott. Vor allem unter dem Diktator Mao Zedong kam der Atheismus auf und die feste Ordnung der Gemeinden wurde zerstört. Vor 1982 hatten wenige Christen gewagt, sich öffentlich zu Gott zu bekennen. Zusammenkünfte von Christen wurden von anderen Menschen angezeigt. Das sei heute zum Glück besser geworden.
Geschichten der Hoffnung
Trotz allem sind es Geschichten der Hoffnung, die Yiwu gesammelt hat. Der Autor saß für seine regimekritischen Geschichten selbst vier Jahre in Haft und wurde schwer misshandelt. Heute lebt der mit mehreren Auszeichnungen und Preisen dekorierte gebürtige Chinese in Berlin.
Es ist vor allem ein Buch von Menschen, die durch den Staat vin ihrem Denken beeinflusst und von klein auf „roter Gehirnwäsche“ unterzogen wurden. Von daher bietet das Buch einen Einblick in das chinesische Denken und macht das Handeln der Christen dort nachvollziehbarer.
Alle Christen bekennen, dass es in „unruhigen Zeiten“ schwierig war, am Glauben festzuhalten. Missionare kommen in China in eine Lebenswelt, in der Geister und Dämonen im Denken weit verbreitet sind. Die oft sehr langatmigen Interviews handeln aber auch von Geschichten und Gemeinden, in denen trotz finanzieller Armut geistliches Leben entstanden ist.
Christen als Konterrevolutionäre
Politisch galten Christen als „übelste und nicht-reuige Konterrevolutionäre“. Der Christ Doktor Sun beschreibt, dass es in China an Liebe und Ehrfurcht fehle und die Menschen für den kleinsten persönlichen Vorteil bereit seien, alles zu tun. Er selbst habe erlebt, wegen seines Christseins aus dem System „entfernt“ worden zu sein und seinen Arbeitsplatz verloren zu haben.
Eine fast 100 Jahre alte Chinesin erzählt, dass im Geist des Christentums eine Wahrheit liegt, „die die Welt wirklich retten kann“. Yiwu führt auch Gespräche mit Menschen, die an Körper und Seele abgestumpft sind, die ihren Glauben aber auch in auswegloser Situation beibehalten und auf sehr verschlungenen Wegen Bekehrungen erleben.
Der Haus-Christ Yuan Fusheng etwa muss im Untergrund agieren, um seinen Glauben auszuleben. „Wir haben – dem Herrn sei Dank – so viele Jahre durchgehalten, die Frohe Botschaft ist längst in ganz China verbreitet“, freut er sich.
Liao Yiwu hat wahrlich keine leichte Lektüre verfasst: Auf der einen Seite bekommt man einen guten Einblick in die chinesische Geschichte und das Denken und Handeln der Menschen, auf der anderen Seite ist vieles für Europäer relativ fremd. Zudem hat das Buch viele Längen und manche Fragen der Interviews sind sehr belanglos und nicht zielführend. Das macht es nicht gerade zu einer leichten und spannenden Lektüre. (pro)
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