Von den 83 Millionen Ägypter sind 87 Prozent Muslime, zehn Prozent
orthodoxe Kopten und ganz kleiner Teil Katholiken und Protestanten. Wie
am Freitag bekannt wurde, sollen elf koptische Christen bereits am 30.
Januar Opfer eines Anschlags radikal-islamischer Gruppen geworden sein.
Auch aus anderen Regionen werden Übergriffe auf Läden von Christen
gemeldet. Andererseits demonstrieren seit dem 26. Januar vor allem junge
Christen in Kairo gemeinsam mit Muslimen für ein Ende der Herrschaft
von Staatspräsident Hosni Mubarak.
Die Kopten in- und außerhalb Ägyptens beten, "dass Gott seine schützende Hand über uns hält" sagte der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland, Anba Damian (Höxter), im "idea Fernsehen". Die Kirche hoffe, dass es in Ägypten zu Reformen komme, die den Menschenrechten und damit auch der Religionsfreiheit, Geltung verschafften. Mit Sorge sehe die Kirche die fortgesetzten Übergriffe von islamischen Extremisten auf Christen. "Ich hoffe, dass die Kopten nicht zu Blitzableitern werden", so Damian. Die Entscheidung, ob sich Kirchenmitglieder an den Demonstrationen gegen die Regierung beteiligen, überlasse man den einzelnen. Gewaltanwendung sei aber ausgeschlossen.
Hoffnung und Ungewissheit
Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) wirbt auf ihrer Internetseite dafür, für Ägypten zu beten. Zu den möglichen Verbesserungen durch einen Regierungswechsel, komme auch die Ungewissheit, wie die nachfolgende Regierung mit der christlichen Minderheit umgehe. Deswegen sei es vor allem wichtig und notwendig, um Weisheit für alle ägyptischen Führungspersönlichkeiten zu beten, damit die Religionsfreiheit der Minderheiten gewahrt werde. "Betet für einen friedlichen Wechsel und für einen positiven Ausgang für das gesamte Land", heißt es auf der Internetseite.
Die WEA befürchtet, dass die Unruhen in Nordafrika auch Auswirkungen auf Christen in benachbarten Regionen haben könnten. So könne sich der "Druck auf die Minderheit im nordostafrikanischen Eritrea verstärken", da Staatspräsident Issayas Afewerki ein Übergreifen des Aufruhrs auf sein Land befürchtet. Er sieht Christen, die sich der Kontrolle des Staats entziehen, als potentielle Aufrührer an. (pro)