Tooma ist katholischer Abt im Irak. Er lebt im Kloster der Jungfrau Maria im Städtchen Alqosh, einer von Christen bewohnten Enklave im Nord-Irak, zwei Autostunden von Mosul entfernt. Die Region gilt als Rückzugsort für verfolgte religiöse Minderheiten. "Die religiösen nicht-islamischen Gruppen machen nur drei Prozent der Bevölkerung aus, aber sie stellen zwanzig Prozent der Flüchtlinge", schreibt Stromer. Tooma sei einst selbst aus Bagdad geflohen. Einmal sei eine Autobombe vor den Mauern seines Klosters explodiert, ein andermal hätten ihm Killer eine "unmissverständliche Botschaft" geschickt: eine Kugel in einem Briefumschlag. Da ging er nach Alqosh.
"Die Angst ist allgegenwärtig"
Auch in Mosul leben Christen gefährlich, heißt es in der FR: Dort tummelten sich religiöse Hetzer und Terroristen der Al-Kaida. "Bis vor ein paar Jahren lebten hier mehr als 100.000 Christen, jetzt sind es weniger als 5.000", heißt es in der Reportage. Laut Tooma sind alle Kirchen in Mosul geschlossen, alle Priester, bis auf einen, hätten die Stadt verlassen und das Weihnachtsfest sei im vergangenen Jahr abgesagt worden. Die christliche Familie Maqdasay lebt dort. Ein paar Mal seien sie in den vergangenen zwei Jahren aus ihrer Heimat geflohen und zurückgekehrt. Einmal, weil jemand "Christen verschwindet aus Mosul oder wir töten euch" an eine Hauswand geschmiert habe. Wenn die Familienmitglieder die Wohnung verließen, blieben sie per Handy in Kontakt. "Die Angst ist allgegenwärtig", schreibt Stromer.
Vor hundert Jahren sei jeder vierte Iraker ein Christ gewesen, heute lebten die meisten irakischen Christen in Amerika, Skandinavien oder Deutschland. "Seit zweitausend Jahren sind wir ein Teil dieses Landes. Je mehr Christen ins Ausland fliehen, desto mehr Bestätigung erhalten die Terroristen", sagt Tooma. Mit der zunehmenden Aufmerksamkeit, die das Leiden der Christen im Ausland erführe, nähmen auch die Terroranschläge zu.
Tooma suche im Kampf gegen die Gewalt den Kontakt zu Andersgläubigen. Gemeinsam mit einem Imam, einem Jesiden und einem Kurden habe er den Verein "Eyan" gegründet. Ab und an veranstalteten sie zum Beispiel Nähzirkel für die Frauen der Umgebung. Ziel sei es, Freundschaften zwischen den Religionen zu fördern. Sie feierten auch gemeinsame Gottesdienste: "Die Menschen sollen sehen, dass Christen, Moslems und Jesiden zusammen beten. Wenn sie merken, dass wir uns wie vier Brüder verhalten, bauen sie vielleicht ihre Vorurteile ab", sagt Tooma. So schildert Stromer das Miteinander der Gläubigen in Zeiten der Angst: "Die vier Männer in Alqosh haben für sich eine Lösung gefunden: In Gottvertrauen ausharren! Jeder mit seinem eigenen. Gott ist geduldig." (pro)