Geldsorgen statt Geldsegen: Viele Briten lehnen Papstbesuch ab

20 Millionen britische Pfund, umgerechnet 24,3 Millionen Euro soll der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Großbritannien den Steuerzahler auf der "Insel" kosten. Was man mit diesem Geld alternativ alles machen könnte, danach fragt die neue Internetplattform "20million.org". Ihre Besucher werden dazu aufgerufen, Vorschläge zu twittern, wie diese Summe am nachhaltigsten verwendet werden könnte.
Von PRO

Noch nicht eingerechnet in die Gesamtsumme sind die Ausgaben für eventuelle Sicherungskosten. Der Staat soll mit 14,61 Millionen Euro den Löwenanteil der anfallenden Kosten tragen, den Rest des Geldes wird die Kirche beisteuern.



Sobald der Nutzer die Website "20million.org" aufruft, ist auf der rechten Seite ein großes Bild des Papstes mit ausgestreckten Armen zu sehen. Links von ihm teilen die Nutzer in unregelmäßigen Abständen – manchmal sekündlich – Vorschläge für eine alternative Verwendung der Summe mit.

Eher in Bildung, Forschung und karitative Zwecke investieren

Viele Seitenbesucher plädieren dafür, das Geld in Bildung, Forschung oder karitative Zwecke zu investieren. Manchen meinen, dass die Aufklärung über die fragwürdigen Überzeugungen des Papstes für das britische Volk und die Welt den größten Nutzen hätten. Wie die humanistische Internetplattform "Wissen rockt" schreibt, gab es in den letzten Monaten bereits diverse Protestaktionen säkularer Verbände gegen die Papstreise.

 Deren Vertreter heißen das Oberhaupt der Katholischen Kirche zwar grundsätzlich willkommen, kritisieren aber vehement die enormen Ausgaben des Papstbesuches.

Einer Umfrage des "Daily Telegraph" zufolge haben vier von fünf Briten "keinerlei persönliches Interesse" am Papstbesuch. Ein Drittel der Briten teilt sogar die Ansicht, dass der Papstbesuch Großbritannien nichts Gutes bringe, während 29 Prozent das Gegenteil glauben. Drei von vier Briten meinen, dass der Steuerzahler die Papstreise nicht finanzieren sollte.



Wie "Wissen rockt" schreibt, verkauften sich die Tickets, die in den Großstädten bis zu 30 Euro kosten, für die großen Gottesdienste mit dem Papst auch nur schleppend. In vielen Großdiözesen wurde bisher maximal ein Drittel des Bestandes verkauft. Die Papstmesse in Liverpool musste mangels Interesse der Gläubigen bereits abgesagt werden.


"Größeres Kritikpotenzial als anderswo"



Wenn der Pontifex am 16. September seine viertägige Reise mit einem Empfang bei der Queen in Edinburgh beginnt, muss er sich auf Proteste gefasst machen: Wie "RP online" meldet, wollen tausende Menschen gegen die Haltung des Vatikans in den Missbrauchs-Skandalen demonstrieren. Die anti-katholische Opposition plane ein Anti-Papst-Filmfestival, während Homosexuelle, Atheisten und andere Gruppen religionskritische Debatten und provokante Plakataktionen vorbereiten.

Die Religionskritiker Richard Dawkins und Christopher Hitchens hatten angekündigt den Papst aufgrund der Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit der Vertuschung von Missbrauchsfällen festnehmen zu lassen.

"Es gibt in Großbritannien ein größeres Kritikpotenzial als anderswo", sagte ein Vertreter des Heiligen Stuhls der "Sunday Times".

Der Katholizismus ist in Großbritannien zahlenmäßig auf dem Vormarsch. 2007 konvertierte der ehemalige Premierminister Tony Blair zum Katholizismus. Ansonsten erhöhen die Arbeitsmigranten aus Osteuropa die Zahl der katholischen Gemeinden. Nach Angaben von "RP online" ist jede zehnte englische Kirche mittlerweile katholisch.(pro)

http://20million.org/
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