Gekommen, um zu bleiben?



Wie attraktiv ist Deutschland für seine Migranten? Der am Dienstag vorgelegte Migrationsreport der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, dass viele Zuwanderer in Deutschland Arbeit finden und auch eigene Unternehmen gründen.
Von PRO



Viele Horrorszenarien, die Abwanderung und Fachkräftemangel betreffen,
könnten mit den erhobenen Zahlen nicht bestätigt werden, so der
OECD-Referent für Internationale Migration, Thomas Liebig, gegenüber der
Tageszeitung "Die Welt". Obwohl die Zuwanderung in Deutschland um 13
Prozent auf 198.000 Einwanderer zurückgegangen sei, bleibe das Land
trotzdem für Menschen aus aller Welt attraktiv.


Die Zuwanderung wurde vor allem durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise gebremst, so die Experten. Damit liegt Deutschland auf Rang acht der Beliebtheitsskala. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ist die Bundesrepublik allerdings Vorletzter vor Japan. Die meisten Zuwanderer nach Deutschland kommen aber nicht mehr aus der Türkei. Der lange Zeit unangefochtene Spitzenreiter wurde von Polen, Rumänien und Bulgarien überrundet, die auf den Spitzenplätzen rangieren.

Studenten eine wichtige Ressource



Von 1998 bis 2008 verdoppelt hat sich die Zahl der von Zuwanderern gegründeten Unternehmen, die mittlerweile bei rund 100.000 Firmen liegt. "Und das sind längst nicht mehr nur kleine Einkaufsläden, sondern die ganze Bandbreite von Betrieben", so Liebig. Insgesamt beschäftigten diese Unternehmen in Deutschland jährlich mehr als 750.000 Menschen. Um deren Potential zu nutzen, sei nicht nur in der Startphase eine Unterstützung der Unternehmen vonnöten, sondern auch darüber hinaus, betont der Bericht.



Eine wichtige Ressource für den Arbeitsmarkt stellt aus OECD-Sicht auch der Zuzug von Studenten aus dem Ausland dar. 2009 hätten 60.000 Studenten Deutschland als Studienort gewählt: ein neuer Rekordwert. 27 Prozent von ihnen blieben auch nach dem Studium in Deutschland. Damit gehört Deutschland mit den USA, Großbritannien, Frankreich und Australien zu den Top fünf. Die meisten Länder hätten inzwischen reagiert und Maßnahmen eingeführt, die internationalen Studenten den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichterten.



Zuwanderung nach Deutschland schmackhaft machen



Wie die OECD schreibt, blieb die langfristige Zuwanderung von Fachkräften aus den Ländern außerhalb der EU gering – trotz verstärkter Bemühungen diese schmackhaft zu machen. OECD-weit ist die Zahl der Einwanderer auf circa 4,25 Millionen Menschen und damit gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent geschrumpft. Nur Schweden, die Niederlande, Kanada, Australien, Russland und die USA hatten positive Einwanderungswerte von einem bis 17 Prozent. Schlusslicht des Berichtes ist Tschechien mit einem Rückgang von über 40 Prozent.



Aktuell sorgten vor allem die Revolutionen in der arabischen Welt für "kräftige Migrationsströme", so OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung der Zahlen: "Wir sollten uns auf neue Muster vorbereiten." Die Untersuchung der OECD konzentrierte sich auf die Migrationsbewegungen innerhalb ihrer 34 Mitgliedstaaten. Untersucht wurden in der Studie Trends, Arbeitsmigration und Zuwanderung von Studenten sowie Einwanderungspolitik und das Unternehmertum von Migranten. (pro)

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