Gefangen von Islamisten: „Sie beteten, bevor sie folterten“
Mit Islamisten über den Glauben diskutieren – geht das? Der Amerikaner Theo Padnos berichtet im Magazin Chrismon von seiner Gefangenschaft in Syrien und erklärt, wie dort bereits Kinder zu Bestien erzogen werden.
In Syrien (hier: Damaskus) ist der amerikanische Schriftsteller Theo Padnos entführt worden. Im Interview von Chrismon schreibt er, dass er von Christen in dieser Situation vor allem die Feindesliebe umsetzen will.
Theo Padnos ging 2012 nach Syrien, um eine Reportage über dortige Rebellen zu schreiben. Der amerikanische Autor geriet in die Hände von Dschihadisten der Al-Nusra-Front und in eine 22-monatige Gefangenschaft. Im Interview mit Chrismon berichtet er von den vielen Demütigungen und Folterungen, die er erlebt hat.
Die Islamisten hätten ihn gefragt, warum er nicht zum Islam konvertiere, weil Ungläubige ja nicht in den Himmel kämen. „Aber ich sagte ihnen: Ihr schlagt mich und ich soll konvertieren? Das sahen sie ein.“ Für Padnos steht fest: „Dass sich jemand im Al-Kaida-Kerker in den Islam verliebt, das ist, wie wenn sich ein Jude im KZ für die Nazis begeistert. Es ist einfach undenkbar.“
Er selbst sei zwar kein Christ und kenne sich mit dem Koran besser aus, als mit der Bibel, aber er wolle die christliche Regel der Feindesliebe beherzigen. „Wir müssen anständig mit der arabischen Welt umgehen“, erklärt Padnos. Mit dem Werfen von Bomben höre die Gewalt nicht auf: „Das produziert nur Schmerz und Hass. Und der verbreitet sich auch Richtung Westen.“
Sie beteten zu Allah, bevor sie mit der Folter begannen
Im Interview erzählt er von den Foltermethoden und der ständigen Angst, abgeschlachtet zu werden. Selbst Kinder hätten dabei mitgeholfen, ihn zu foltern. „Die Kleinen waren ganz süß. Sie brachten mir Essen“, erinnert er sich. „Aber mit zehn, elf Jahren wurden manche von ihnen zu Bestien.“ Er sei ein klares Feindbild für seine Peiniger gewesen: „An einem gewissen Punkt hatte ich mich damit abgefunden, dass sie mich irgendwann umbringen werden.“ In solchen Augenblicken denke man nur noch an die nächsten Minuten seines Lebens.
Häufig hätten seine Peiniger vor der Folter gebetet. Für ihn habe dies den Eindruck erweckt, als hätten sie ihren Gott um dessen Einverständnis für die Folter gebeten. Trotz allem Erlebten schätze er am Islam die Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Weisheit vieler Gläubiger. Von vielen Muslimen lerne er auch, dankbar für die kleinen Dinge zu sein.
Ein Spielplatz für den Dschihad
Den Peinigern gehe es darum, die Menschen glauben zu machen, dass sie einen neuen Staat aufbauen: „Sie bauen keinen islamischen Staat auf, sie bauen lediglich einen Spielplatz für ihren Dschihad“, sagt Nadmos. „Die Gewalt, die sie jetzt ausüben, verschafft ihnen ein neues Selbstwertgefühl – mit dem Segen des Korans“, findet er. Bei den Gläubigen werde eine Sehnsucht auf den Himmel geweckt. Viele Peiniger hätten sich Al-Kaida angeschlossen, um den Islam zu verteidigen.
Die traumatischen Erlebnisse seiner Gefangenschaft will er in kreative Energie umwandeln: „Ich glaube, ich habe meinen Frieden gefunden mit dem, was passiert ist.“ Unter anderem arbeitet er an einem Theaterstück über die Gefangenschaft.
Padnos hat schon viel zum Salafismus veröffentlicht. Bis zum Beginn des Bürgerkriegs in Syrien arbeitete er fast drei Jahre als Journalist in Damaskus. Im August 2014 kam er durch die Vermittlung des Golfemirates Katar schließlich frei. (pro)
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