Gefährliches Netz: Kinderpornografie boomt

Zwischen den Jahren 2001 und 2004 hat sich die Zahl der Internetseiten mit kinderpornografischen Inhalten verdoppelt. Das meldet die UN-Berichterstatterin Najat M'jid Maalla in einem Bericht. Anlass zur Sorge gäben nicht nur die hohen Zugriffszahlen auf solche Seiten, sondern auch die immer jünger werdenden Opfer.

Von PRO

Während der UN-Bericht für das Jahr 2001 260.000 Kinderpornoseiten aufweist, zählt er für 2004 ganze 480.000 Seiten – Tendenz weiter steigend. Von 2004 bis 2007 habe sich die Zahl schwerer sexueller Missbrauchsfälle vor laufender Kamera vervierfacht. 47 Prozent der betreffenden Seiten zeigten Missbrauch "der schlimmsten Kategorie", 21 Prozent Folterszenen.

In ihrem Bericht trägt Maalla Daten zusammen, die internationale Organisationen in den vergangenen Jahren gesammelt haben, und die das Wachstum des lukrativen Geschäfts mit der Kinderpornografie belegen. Weil Kinderpornografie nicht in jedem Land ein Verbrechen ist und die Produzenten oft unbekannt bleiben, müsse mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden. Die Zahl der zu diesem Zweck missbrauchten Minderjährigen liege zwischen 10.000 und 100.000. Täglich, so heißt es im UN-Bericht, würden 200 neue Aufnahmen online gestellt. Die Produzenten und Betreiber erzielten mit ihrem Geschäft Gewinne zwischen 3 und 20 Milliarden Dollar. Pornografische Aufnahmen, die einmal ins Internet gestellt worden sind, kursierten dort oft ohne Chance auf eine Löschung. Dies mache die Situation der Opfer noch tragischer.

Gefährliche Chats

Immer mehr Kinder erhielten online sexuelle Angebote, meist in Chaträumen. Jederzeit suchten etwa 750.000 User gleichzeitig nach Kontakten zu Kindern. Neue Risiken ergäben sich aus der zunehmenden Vernetzung Neuer Medien, etwa des Internets mit dem Handy. Laut dem "PEW-Research Center" bekommen 60 Prozent der Heranwachsenden Nachrichten Unbekannter. Einer von vier Betroffenen finde das normal. Nach FBI-Informationen steige die Zahl solcher "Online-Angriffe" jährlich um zehn Prozent.

Meist hätten Personen, die kinderpornografisches Material anfertigten, dennoch vor allem persönlichen Kontakt zu ihren Opfern, etwa in der Familie oder im eigenen Haushalt. In 37 Prozent der Fälle handle es sich bei den Opfern um Familienmitglieder, 36 Prozent kämen aus dem Bekanntenkreis der Täter. Obwohl nicht davon ausgegangen werden könne, dass alle Nutzer kinderpornografischer Seiten auch selbst Kinder missbrauchten, seien die meisten festgenommenen Kindervergewaltiger auch im Besitz solcher Pornografie.

Weltweite Ächtung von Kinderpornografie

Um dieser Form von Kriminalität beizukommen, fordert Maalla verschiedene Maßnahmen: Wichtig seien Hotlines oder virtuelle Warnknöpfe, um Vorfälle zu melden, Filter oder die Mitarbeit von Internetprovidern, Banken und Kreditkartenunternehmen, um den Handel mit Kinderpornografie zu unterbinden. Die UN-Sonderbeauftragte unterstützt auch Vorhaben wie das von Familienministerin Ursula von der Leyen zur Blockierung von Seiten mit kinderpornografischem Inhalt. So müsse es eine weltweite Liste von kinderpornografischen Webseiten geben, die permanent aktualisiert wird und allen Staaten und Internetprovidern zur Verfügung stehe. Grundsätzlich sei die internationale Kooperation bei der Bekämpfung von Kinderpornografie zu stärken. Noch immer gebe es Staaten, in denen Kinderpornografie nicht verboten ist, etwa  Oman oder Irak. (PRO)

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