Geert Wilders: Ein „Rechtspopulist“, der Israel liebt

In Holland hat der Politiker Geert Wilders bei den Kommunalwahlen wie erwartet erstaunliche Ergebnisse eingefahren. Könnte er im Juni bei den Parlamentswahlen vielleicht sogar neuer Ministerpräsident werden? So oder so: die Niederlande erleben eine Wende, die besonders in deutschen Medien mit Sorge betrachtet wird.
Von PRO

"Früher galten die Niederlande als Europas Musterstaat – Geert Wilders könnte das Bild gründlich ändern." Mit diesen Worten berichtete der ARD-Korrespondent aus Brüssel in der Tagesschau über Wilders. Der Chef der "Partij voor de Vrijheid" (Partei für die Freiheit) wird in den deutschen Medien vor allem als Gefahr gesehen. Sein Name wird nirgends ohne den Zusatz "Rechtspopulist" genannt.

Am 3. März fanden in Holland Kommunalwahlen statt. Die "Partei für die Freiheit" trat in zwei Städten an, in Almere, der siebtgrößten Stadt der Niederlande, und in Den Haag. In Almere wurde sie stärkste Partei, in Den Haag zweitstärkste. Dies verleitete Wilders laut der "Süddeutschen Zeitung" zu dem Ausruf: "Heute Almere und Den Haag, morgen die ganzen Niederlande". Das Blatt sah darin eine deutliche Analogie zum Kampflied von Hitlers SA: "Heute gehört uns Deutschland, und morgen die ganze Welt…".  Wahrscheinlich sei das gewollt, mutmaßt die Zeitung, und rückte Wilders damit in die Nähe von Nationalsozialisten.

Umfragen zeigen, dass die neun Abgeordneten der Freiheitspartei immer stärkeren Rückhalt in der holländischen Bevölkerung genießen und ein Sieg bei der Parlamentswahl am 9. Juni gar nicht mehr so abwegig ist. Das zeigt sich auch am Ergebnis von Rotterdam, wo Wilders Partei zwar nicht antrat, jedoch eine Wahlempfehlung für die Partei" "Leefbaar Rotterdam" (Lebenswertes Rotterdam) des ermordeten Radikalliberalen Pim Fortuyn ausgab. Diese Partei liegt nun mit den Sozialdemokraten gleichauf.

Koran verbieten

Geert Wilders ist als "Islam-Hasser" bekannt. In einem Leserbrief aus dem Jahr 2007 an die niederländische Tageszeitung "De Volkskrant" ("Volkszeitung") schrieb Wilders einen Weckruf: "Einen moderaten Islam gibt es nicht". Der Islam sei der Koran, und laut Koran müssten alle anderen Religionen auf lange Sicht beseitigt werden. Mehrere Suren würden dazu aufrufen, Juden, Christen und andere "Ungläubige" zu verfolgen oder zu ermorden. "Die Texte aus dem Koran lassen wenig Raum für Phantasie", so Wilders. "Ich habe genug vom Islam in den Niederlanden: keine weiteren muslimischen Einwanderer mehr. Ich bin die Verehrung von Allah und Mohammed in den Niederlanden leid. Ich habe genug von dem Koran in den Niederlanden. Verbietet den Koran."

Wenn jemand mit einem Ruf wie "Genug ist genug!" bei vielen Mitbürgern Erfolg hat, liegt der Verdacht nahe, hier wolle jemand am rechten Wählerrand fischen und als Populist Karriere machen. Doch werden dann derzeit immer mehr Holländer rechtsradikal? War doch bisher immer das erste Adjektiv, das einem bei Holland einfiel, "liberal"? Vielleicht ist es ja auch gerade diese Freiheitsliebe, die die Holländer für Wilders stimmen lässt, und ausländische Medien sehen einen Rechtsruck, wo eigentlich ein Liberal-Ruck ist?
 
Wilders lehnt einen Beitritt der Türkei in die Europäische Union ab; er fordert, dass die Einwanderung in die Niederlande strikter zu beschränken sei. In einem Zeitungsinterview im Februar 2007 sagte er, Muslime, die in den Niederlanden leben wollten, müssten die Hälfte des Korans rausreißen und wegwerfen, weil darin "schreckliche Dinge" stünden. Würde der Prophet Mohammed heute leben, würde er wahrscheinlich als Extremist aus dem Land gejagt werden, so der Politiker.

Seine Ansichten haben einen großen Rückhalt: Laut einer Umfrage von 2008 sagten 56 Prozent der Niederländer, es sei der größte Fehler der Geschichte gewesen, so viele Muslime ins Land zu lassen. 57 Prozent sehen den Islam als die größte Bedrohung der Zeit.

"Israel ist bester Partner der Partei"

Wilders Leitsatz lautet: "Ich hasse nicht die Muslime, ich hasse den Islam." Auch wenn der Islam ursprünglich nicht sein Spezialthema war – sondern die Finanzpolitik – so beschäftigte ihn diese Religion schon seit jungen Jahren. Wilders wurde an der deutschen Grenze in Venlo geboren und katholisch getauft und erzogen. Als er volljährig war, trat er jedoch aus der Kirche aus. Nach seiner Schulausbildung und dem Militärdienst arbeitete er für eine Versicherungsgesellschaft, nebenbei studierte er Rechtswissenschaften.
 
Als junger Mann reiste er nach Israel, wo er zwei Jahre lebte und arbeitete. Gegenüber dem Magazin "Der Spiegel" sagt er, als er in Israel angekommen sei, habe er sich sofort zu Hause gefühlt. "Es war, als sei ich schon einmal dort gewesen." Vielleicht gebe es Juden unter seinen Vorfahren, mutmaßt er.

Wilders reiste viel durch die umliegenden arabischen Länder. "Wenn man mit Ägyptern über Israel sprach, konnte man den Hass in ihren Augen sehen", sagt er. Auch später war er im Iran, in Syrien und Jordanien. Er nennt sie "großartige Länder" und fügt hinzu: "Es ist schade, dass da so ein Chaos herrscht." Heute würde er am liebsten die "jüdisch-christlichen Wurzeln" der westlichen Zivilisation im ersten Artikel der Verfassung verankert sehen. Wilders ist nach eigener Darstellung immer noch "verliebt in Israel" und sieht das Land als großen Verbündeten seiner Partei an. In einem Interview mit der Zeitung "Jerusalem Post" bezeichnete er Israel als das einzige Licht von Demokratie im Nahen Osten. Beim israelisch-palästinensischen Konflikt ginge es nicht um territoriale Fragen, sondern um ideologische. Die Islamisten würden Israels Existenzrecht pauschal ablehnen und sich nicht mit einzelnen Gebieten zufriedengeben.

Der "Spiegel" gibt zu verstehen, dass Wilders sich in der arabischen Welt gut auskenne und streng genommen kein Rassist sei. Er wolle nur verhindern, dass Homosexuelle auf holländischen Straßen von arabischen Jugendlichen erschlagen werden. In manchen holländischen Städten wie etwa Rotterdam hat über die Hälfte der Bürger einen Migrationshintergrund. Wilders freundete sich mit Ayaan Hirsi Ali an, die auf der Flucht vor einer Zwangsheirat nach Amsterdam gekommen war und sich nun politisch gegen die Unterdrückung der Frau im Islam zur Wehr setzt. Auch Hirsi Ali erhielt wie der Filmemacher Theo van Gogh Todesdrohungen. Letzterer wurde, ebenso wie der Politiker Pim Fortuyn, ermordet.

Neuer "Fitna"-Film

Wilders und seine aus Ungarn stammende Frau leben wegen Morddrohungen seit einigen Jahren unter strengstem Personenschutz und wechseln häufig den Wohnort. Das niederländische Büro für die Koordinierung der Terrorismus- Bekämpfung (NCTB) prüft inzwischen, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen für Wilders bei Auftritten im Stadtparlament von Den Haag getroffen werden könnten.

Doch der Politiker lässt sich davon nicht einschüchtern. Er plane bereits einen zweiten Film über den fanatischen Islam. Vor genau zwei Jahren, im März 2008, veröffentlichte er den 17-minütigen Film "Fitna", was so viel wie "Spaltung" bedeutet. Darin wechseln sich Bilder von islamistischen Terroranschlägen der vergangenen Jahre mit Koran-Zitaten ab. "Die Ungläubigen sollen im Feuer verbrennen", wird etwa aus dem Koran zitiert.

"Fitna 2" soll nach Wilders Angaben die Folgen der "Masseneinwanderung aus islamischen Ländern" und die "Islamisierung Europas" thematisieren, sagte er am gestrigen Mittwoch. Zudem werde es um Meinungsfreiheit und die Scharia-Gesetzgebung gehen. Doch vor den Parlamentswahlen am 9. Juni werde der Film nicht mehr fertig, sagte Wilders. Doch er werde "spektakulär". (pro)

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