Auf Autobahnraststätten hängte er Zettel auf und sprach mit den Fahrern. „Die Resonanz war unglaublich“, schwärmt der 42-jährige Kattinger laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd). Mit den meisten sei er sofort ins Gespräch gekommen, und nur zwei Mal habe man ihm die kalte Schulter gezeigt. Bislang sind mehr als 130 Gebete bei Kattinger eingegangen.
Die Gebete handeln oft vom Alltag auf der Straße: Die einen danken für einen knapp verhinderten Unfall, andere bitten um Besonnenheit und weniger Zeitdruck. Viele Fahrer denken an ihre Familien und an die langen einsamen Nächte auf den Rastplätzen an der Autobahn. Ein 52-jähriger Trucker aus Wuppertal sagte gegenüber epd, dass ihm auf seinen Reisen oft der Sinn nach Gebet sei. „Man erlebt die tollsten Dinge und gefährliche Situationen“. Auch Ehefrauen von Fernfahrern haben ihre Gebete an Kattinger geschickt. „Lieber Gott, segne und beschütze meinen Mann, der jede Nacht ‚auf der Straße liegt‘. Lass ihn bitte gesund zu uns zurückkehren. Hilf ihm und uns, diese manchmal schreckliche Einsamkeit zu ertragen, damit unsere Liebe nicht zerstört wird“, schreibt eine Frau, die seit 35 Jahren mit einem Trucker verheiratet ist.
Das Buch mit dem Titel „Routenplaner – Wer betet, ist nicht allein“ wird vom Offizialat Oldenburg herausgeben. Anfang Mai präsentierte der Weihbischof für die Region Oldenburg, Heinrich Timmerevers, in den Räumen der Spedition „Schockemöhle“ in Mühlen die Idee. Neben Kattinger, der Internet-Beauftragter des Offizialats und zugleich Projektleiter des Gebetbuchs ist, nahm daran der Unternehmer und Olympiasieger Paul Schockemöhle teil. Auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee unterstützt das Projekt und schreibt für das Buch das Vorwort. „Das Gebetbuch leistet vor allem eine Orientierungshilfe jenseits der vorgegebenen Fahrtouren“, so der Minister. „Es ist wie ein Navigationsgerät für die Seele.“
Weihbischof Timmerevers sagte, er selbst sei „gut 60.000 Kilometer im Jahr auf Deutschlands Straßen unterwegs“. Gerade in Stauphasen habe er sich schon oft gefragt: Wie mag es wohl den Fernfahrern gehen, die als „Einzelkämpfer im Beruf“ jeden Tag allein unterwegs und oft getrennt von ihrer Familie sind? „Mit solchen Büchern kommen wir in Bereiche, die wir sonst nicht erreichen“, fügte der Weihbischof hinzu.
Leitplanke und Orientierung
Auch Kattinger selbst hat eigene Erfahrung gesammelt, um das Leben eines Fernfahrers verstehen zu können: Er setzte sich für einen Arbeitstag von morgens 3.45 Uhr bis um 18 Uhr auf den Beifahrersitz eines 40-Tonners. Er habe gesehen, dass der Beruf des Fernfahrers „zu den härtesten und gleichzeitig gefährlichsten gehört, die es gibt“, so der Theologe. Auch Speditionsunternehmer Schockemöhle zeigte sich begeistert: „Es gibt doch keinen, der nicht schon einmal im Straßenverkehr Glück gehabt hat“, sagte er bei der Präsentation. Er hoffe, dass seine Fahrer durch das Gebet sicherer an ihre täglichen Aufgaben herangehen könnten.
Fernfahrer, ihre Ehefrauen oder Freunde, die für sie beten, sind eingeladen, an diesem Buchprojekt mitzuarbeiten. Gebete können geschickt werden an:
Lkw-Gebete
Postfach 1301
49362 Vechta
E-Mail: gebete@kirchentuer.de