Bundespräsident Joachim Gauck hat Auslandseinsätze der Bundeswehr in Konfliktregionen gerechtfertigt. Dafür wurde er von etlichen Theologen, darunter auch die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, kritisiert. Deren Argumente hält der Zeit-Redakteur Tilman Steffen allerdings für dürftig.
Von PRO
7. Juli 2014
Foto: pro
Sie hat sich gegen den Bundespräsidenten Joachim Gauck gestellt. Die Argumente von Margot Käßmann gegen Militäreinsätze findet Zeit-Redakteur Tilman Steffen allerdings schwach
Etliche ostdeutsche Pfarrer hatten Gauck vorgeworfen, die Ideale der DDR-Friedensbewegung zu verraten. Aus ihrer Sicht seien militärische Mittel wenig geeignet, bestehende Konflikte zu lösen. Ähnlich sieht dies Margot Käßmann: „Kein Mensch dürfe durch eine Waffe sterben“, hatte sie in der vergangenen Woche geschrieben und wiederholt den Afghanistan-Abzug gefordert.
Käßmann wirft Gauck vor, das Prinzip der Gewaltlosigkeit in Frage zu stellen. Aus Sicht des Zeit-Redakteurs Tilman Steffen führt die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende damit einen uralten Konflikt fort, der den biblischen Auftrag, Frieden zu stiften, betrifft. Für die Kirchen ist Waffengewalt als Mittel zum Schutz des Friedens legitim. Dies erklärten die Protestanten 2007. Auch der Papst hatte nach den Morden im Bosnien-Konflikt eingestanden, dass ein Verteidigungskrieg als letztes Mittel möglich sein müsse.
Verengte Sichtweise?
Für Steffen vermengt Käßmann die Maximen der Friedensbewegung und die Konflikte der Jetztzeit. War die damalige Zeit durch Blockkonfrontation, Rüstungsbeschlüsse und Kriegsangst geprägt, hätten die Konflikte heute eine andere Gewichtung: „In Syrien führt Assad Krieg gegen das eigene Volk, islamistische Milizen unterjochen weite Teile des Irak, Syriens, sie morden Hunderte in Nigeria.“
Von Käßmann vermisst er Vorschläge, wie dieses Leid zu beenden sei. „Stattdessen ignoriert sie, dass jedem Militäreinsatz demokratischer Staaten lange Verhandlungen, Mahnungen und Sanktionen vorausgehen“, schreibt Steffen weiter. Der Papst, die Evangelische Kirche und Gauck hätten auf diese veränderten Konfliktlagen reagiert. Käßmann lehne Auslandseinsätze ab, ohne eigene, pragmatische Lösungen für ein Ende der Gewalt zu skizzieren.
Kein Grund zu zweifeln
Die Einsätze hätte die UN stets legitimiert und auch der Bundestag kontrolliere die Einsätze der Bundeswehr sorgfältig und penibel: „Aber es gibt keinen Grund, an Gaucks Friedfertigkeit zu zweifeln. Diese Bundeswehr soll auch künftig Frieden sichern, wo immer es nötig ist. Soviel Vertrauen in die Demokratie muss sein“, kommentiert der Zeit-Redakteur.
Inwieweit die Kirche in Kriege eingreifen soll, war auch die Frage vor 100 Jahren zu Beginn des 1. Weltkriegs. Wie die Kirchen sich dort verhalten haben, das soll Gegenstand einer pro-Serie sein, die wir im Laufe der kommenden Woche auf dieser Seite veröffentlichen. Starten wollen wir morgen mit den Siebenten-Tages-Adventisten, die eigentlich den Kriegsdienst abgelehnt haben. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit den Positionen der Heilsarmee, der Deutschen Evangelischen Allianz sowie der Katholischen und der Evangelischen Kirche. (pro)
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