„Galileo“ über Freikirchen: „Das ist irgendwie sehr rührend“

Wie sieht es in einer Freikirche aus? Dieser Frage ist die ProSieben-Sendung „Galileo“ nachgegangen. Die Redaktion hatte eine junge Reporterin in freikirchliche Gemeinden geschickt. Sie lieferte einen nüchternen, aber auch kritischen Bericht, und zeigte sich bisweilen leicht beeindruckt.
Von Jörn Schumacher
„Zu Besuch bei einer Freichristlichen Gemeinde“ hieß der 15-minütige Beitrag in der Sendung „Galileo“ am Donnerstag

„Zu Besuch bei einer Freichristlichen Gemeinde“ hieß der 15-minütige Beitrag in der Sendung „Galileo“, Folge 237, Staffel 2017, die am Donnerstag ausgestrahlt worden ist. „Die sogenannten Freikirchen haben einen immer größeren Zulauf. Vor allem die Zahl der jungen Anhänger nimmt zu. Aber wer genau steckt hinter diesen freichristlichen Gemeinden?“, heißt es in der Sendungsinfo. „Galileo“-Reporterin Maike Greine besuchte Freikirchen und stellte fest: „Was aussieht wie ein Popkonzert, ist in Wirklichkeit ein christlicher Gottesdienst.“

Die Reporterin besuchte einen Gottesdienst, in dem der Pastor Johannes Hartl predigt. Ihr erster Eindruck angesichts des modernen Ambientes: „Ein Mittelding aus Standup und Gottesdienst. Die Leute feiern‘s ab.“ Beim Anbetungsteil heißt es: „2.000 Menschen beten gleichzeitig. Eine besondere Atmosphäre.“ Und Reporterin Greine ist leicht beeindruckt: „Das ist irgendwie sehr rührend.“

Der Reporterin fällt auf, dass das Publikum im Durchschnitt sehr jung ist. Sie fragt: „Was fasziniert Jugendliche am christlichen Glauben?“ Eine jugendliche Besucherin antwortet ihr: „Jesus ist mein bester Freund.“ Ein anderer sagt, die Art der Predigt sei für ihn als jungen Menschen ansprechender als in traditionellen Gottesdiensten.

Die Journalistin traf sich für den Beitrag zudem mit einer Familie, die zur Freikirche ICF in Berlin geht. „Gott ist Liebe, aber er ist auch Gerechtigkeit“, antwortet der Vater der Familie auf die Frage, ob er auch an die Hölle glaubt. ICF entstand in der Schweiz, klärt der Film auf. Was alle Ableger gemeinsam haben: „Nach außen hin sehr modern, aber sie nehmen die Bibel wörtlich. Gleichgeschlechtliche Liebe und Sex vor der Ehe gehören nicht zu ihrem Werteverständnis. Außerdem glauben sie an Wunder durch Gebete.“ Die ICF wolle eine „Kirche für Nicht-Kirchengänger“ sein, heißt es weiter. Greine merkt an, dass die Medienauftritte der Kirche sehr professionell seien, „als wenn eine Marketing-Agentur dahinter steckt“.

„Leicht kritischer Unterton“

Beim Gespräch mit dem Hauptpastor der Gemeinde, Stefan Hänsch, erfährt sie, dass es im ICF keine festen Mitglieder gebe, und daher kämen die Gelder allein durch Spenden der Gottesdienstbesucher zusammen. Kritiker sagen, der ICF habe „sektenähnliche Züge“. Das würde aber bedeuten, dass Mitgliedern nicht erlaubt wird, auszutreten. Der Beitrag erklärt: „Wer nicht mehr dazugehören will, der muss nicht einmal austreten, denn es gibt keine Verträge.“ Und weiter: „Das ist hier total wie in einem Club“, staunt die Reporterin, als sie die Gottesdiensträume besucht, die über eine Soundanlage, Scheinwerfer und eine große Videowand verfügen.

Nach dem Besuch eines Sonntagsgottesdienstes ist die Reporterin aber weniger begeistert. „Das Ganze hatte so etwas von einem Kinobesuch“, sagt sie, und: „Mir wurde einfach zu oft Geld da reingebracht.“ Ihr Endfazit lautet: „Irgendwie ist das alles fast zu schön, um wahr zu sein. Aber den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, tut das gut, weil sie sich verstanden fühlen, weil sie geborgen sind und die Kirche ihre Sprache spricht.“

Pastor Hänsch zeigt sich gegenüber pro als zufrieden mit dem Beitrag. „Keine der Aussagen vor laufender Kamera wurde arg verfälscht oder aus dem Kontext gerissen, dass ein völlig anderer Eindruck entstand.“ Er fügt hinzu: „Dennoch schwang bei der Reportage ein leicht kritischer Unterton mit, der sich in der Mimik der Reporterin und zusammenfassenden Sätzen zeigte. Diese bezogen sich vor allem auf die generellen Vorurteile, die man gegenüber Freikirchen sowieso hat.“ Doch der Umgang mit dem Fernsehteam von ProSieben sei „von einer sehr offenen Atmosphäre und einer wirklich fragenden Einstellung geprägt gewesen“.

Johannes Hartl, der im Beitrag ebenfalls zu sehen ist, empfindet den Beitrag „insgesamt als wohlwollend und positiv“, wie er gegenüber pro sagte. „Ich freue mich, mit welch neugieriger Haltung eine junge Redaktion an so ein Phänomen herantritt.“ (pro)

Von: js

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