Gabriel: Religionen stiften Frieden

Erstmals haben sich im Auswärtigen Amt zahlreiche Vertreter religiöser Gruppen getroffen, um Wege zu einem friedlichen Miteinander zu suchen. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) stellte am Montag vor den Gästen fest: „Religion hat ihren Platz in unserem Land."
Von Anna Lutz
Sigmar Gabriel

Außenminister Sigmar Gabriel sagte am Montag vor hunderten geladenen Gästen im Auswärtigen Amt, er kenne keine Religionsgemeinschaft, die nicht den Frieden umsetzen wolle. Religiosität werde aber missbraucht, um politische Macht durchsetzen zu können. „Es gibt also Gesprächsbedarf.“ Deshalb hat der Minister erstmals hundert ausgewählte Vertreter verschiedener religiöser Gruppen aus aller Welt eingeladen, um über die Friedenspotentiale der Glaubensüberzeugungen zu sprechen. Die Konferenz „Friedensverantwortung der Religionen“ begann bereits am Sonntag und dauert noch bis Dienstag. Sie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zur öffentlichen Veranstaltung am Montag waren zahlreiche weitere Gäste aus Religion und Politik eingeladen.

Außenminister Sigmar Gabriel fördert den Dialog zwischen religiösen Vertretern Foto: pro/Anna Lutz
Außenminister Sigmar Gabriel fördert den Dialog zwischen religiösen Vertretern

„Religion polarisiert im Moment sehr“, sagte der Minister. Sie werde verantwortlich gemacht für Terror. Wahr sei aber: Religionen definierten Gesellschaften und sie verschwänden nicht, wie oft angenommen werde. Deshalb rief er die jeweligen Akteure dazu auf, „den Weg einer immer größeren Eskalation wieder zu verlassen“.

Politik soll klar machen: Islam gehört zu Deutschland

In diesen Tagen erinnere der am Mittwoch beginnende Deutsche Evangelische Kirchentag daran, dass es auch innerhalb der christlichen Religion Konflikte gegeben habe und gebe. „Ich selbst bin Lutheraner“, sagte Gabriel. Dass Religionen „Unheil, Mord und Krieg in die Welt gebracht haben“, sei Christen aus ihrer eigenen Geschichte bekannt. Dennoch: „Religion hat ihren Platz in unserem Land“, sagte Gabriel. Die Bundesrepublik sei nicht laizistisch. Es gelte die Freiheit der Religionen einerseits, aber auch: „Keine Religion steht über dem Gesetz.“

Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und auch der Schutz von Homosexuellen seien leitende Prinzipien in Deutschland. Doch die Politik müsse sich auch darin üben, zu erklären, „dass der Islam zu unserem Land gehört“. In Richtung des Judentums sagte Gabriel, er sei „froh darüber, dass wir wieder jüdische Gemeinden in unserem Land haben“, das sei keine Selbstverständlichkeit.

Evangelische Allianz: Medien stellen Religion negativ dar

Oberrabiner David Rosen aus Jerusalem rief die Politik dazu auf, stärker mit religiösen Akteuren zusammenzuarbeiten: „Wenn wir nicht wollen, dass Religionen Teil des Problems sind, dann müssen wir sie zu einem Teil der Lösung machen.“ Der Großmufti in Bosnien und Herzegowina, Husein Kavazovic, sagte, mit der Rückbesinnung auf die Religion habe niemand mehr gerechnet. Weil Hassprediger ihre Botschaft mit der Religion in Verbindung brächten, seien viele Menschen verunsichert. „Der Islam ist eine Religion des Friedens, genauso, wie alle anderen Religionen“, sagte er. Aber er werde missbraucht. Die Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen, Agnes Abuom, lobte den innerchristlichen Dialog zwischen Lutheranern, Evangelikalen und Katholiken. „Wir müssen diese Vision weiter bewässern“, sagte sie.

Der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz in Berlin, Uwe Heimowski, gehörte zu den eingeladenen Gästen am Montag. Gegenüber pro sagte er, eine Initiative wie diese Konferenz sei „absolut wichtig“. Die Begegnung der Religionen in unserer Gesellschaft sei Realität, deshalb müsse die Friedensforschung sich dieser auch annehmen. Religion könne Konflikte verstärken und lösen. Wer die Religion nicht als Gesprächspartner wahrnehme, verstärke automatisch die radikalen Kräfte, die eben nicht den Frieden suchten. Das sei auch eine Anfrage an die Medien: Dort spiele Religion hauptsächlich in negativen Kontexten eine Rolle. „Die Presse sollte nicht nur die schlechten Nachrichten suchen, sondern auch über religiöse Initiativen berichten, die sich um den Frieden bemühen. Denn dort geschieht gerade an der Basis sehr viel“, sagte Heimowski. (pro)

Von: al

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