Fußballspielen lernt man nur durch Fußballspielen

… und den Umgang mit der Corona-Krise lernt man erst in der Corona-Krise. Schuldzuweisungen sind jetzt fehl am Platze. Vielmehr sollten wir uns gegenseitig und andere unterstützen. Denn trotz allem gibt es viel Grund, dankbar zu sein. Ein Gastkommentar von Uwe Heimowski
Von PRO
Eine Krise wie die vom Coronavirus ausgelöste ist wohl für fast alle Menschen eine neue Situation

Niemand von uns hat jemals etwas Vergleichbares erlebt. Weltumspannend, unsichtbar, surreal legt Corona unser Leben lahm. Ist es da verwunderlich, dass Menschen in Panik geraten? Hamsterkäufe sind unnötig, und mehr als das: manche Waren sind überhaupt nur wegen der Hamsterkäufe knapp geworden. Aber sind Ängste rational? Wir sollten einander nicht verurteilen oder verspotten, sondern uns gegenseitig helfen, die Panik zu überwinden. Was aber nicht heißt, dass Angst eine Entschuldigung dafür ist, in Krankenhäusern oder Pflegeheimen Desinfektionsmittel von den Wänden zu reißen. So etwas ist kriminell, es gefährdet das Leben von Menschen!

Viele von uns sind enttäuscht, manche sind wütend. Der Urlaub ist geplatzt, die Familienfeier storniert. Wenn du dich seit Monaten freust, und dann noch auf den Kosten sitzen bleibst, da kommt dir schon mal die Galle hoch. Wen wundert’s. Doch dann blicken wir in die Runde: Andere triff es noch ganz anders. Die Erkrankten bangen um ihr Leben, ihre Angehörigen können sie nicht mal in den Arm nehmen. Viele kleine (Familien-)Betriebe vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe, stehen vor dem Nichts. Die Schüler und Studenten wissen nicht, ob sie in diesem Jahr ihre Abschlussprüfungen machen können. Weltweit brechen die Aktienkurse ein. Täglich, fast stündlich kommen neue Hiobsbotschaften dazu. Da möchte ich nicht auf meine persönlichen Nachteile fixiert bleiben.

Krisen sind Stunden der Verführer. Sie folgen dem Jahrtausende alten Muster: Schnell sind sie mit den Schuldigen bei der Hand. Krude Verschwörungstheorien machen bei WhatsApp, bei Telegram und im Netz die Runde. Manche sind aberwitzig, manche sind abscheulich. Schon nach wenigen Tagen tauchten Texte auf, die „die Juden“ an den Pranger stellten. Wer diese Krise unverhohlen für seine Propaganda nutzt, macht sich schuldig. Wer in diesen Zeiten Hassbotschaften absetzt, wer unverhohlen antisemitische Parolen schwingt, der macht sich strafbar. Und wer diese Texte teilt, der macht sich mitschuldig.

Krisen lassen Menschen über sich hinauswachsen und demütig werden

Krisen sind aber auch die Stunden, in denen Menschen über sich hinaus wachsen. Was in diesen Tagen an den Krankenbetten und in den Forschungslaboren, in den Kindereinrichtungen und den Backstuben, was von Polizisten und Verkäuferinnen, von Medizinern und Reinigungskräften geleistet wird, ist herausragend. Ein großer Teil derer, die wirtschaftliche und politische Verantwortung tragen, vom Geschäftsführer bis zum Sportfunktionär, vom Ortsteilbürgermeister bis zum Gesundheitsminister, handelt besonnen und entschlossen. Wahlkämpfe und Eitelkeiten werden hinten angestellt. Respekt!

Was für ein Geschenk, in einer solchen Krise hier in Deutschland zu leben. Ich bin unendlich dankbar für unser Gesundheitssystem und für die funktionierenden Verwaltungen. Aber es macht auch demütig (Womit habe ich das verdient?) – und lässt mich umso mehr an die denken, die dem Virus, der Panik und dem Hass ungeschützt ausgesetzt sind. Auf Lesbos, in Bihac oder in der Türkei. Sie brauchen unsere Hilfe.

Krisen führen Menschen ins Gebet. Gläubige und Nichtgläubige leben auf dem gleichen Globus, die gleichen Ängste treiben uns um. Jesus Christus starb am Kreuz. Er kennt Verzweiflung, Einsamkeit und Schmerz. Jesus hat geklagt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Und kurz darauf hat er voller Barmherzigkeit dem reuigen Verbrecher, der am Kreuz neben ihm hing, ein Leben nach dem Tod versprochen. So wie Jesus will ich beten: Ehrlich, unverblümt, mitfühlend – und trotz allem voller Hoffnung.

Du hast noch nie oder schon lange nicht mehr gebetet? Jetzt ist eine gute Gelegenheit, damit (wieder) anzufangen. Keine Sorge, wenn die Worte stocken. Beten lernt man nur durch beten.

Uwe Heimowski ist Politik-Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz und Mitglied im Vorstand der Christlichen Medieninitiative pro e.V.

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