Matthias Katsch, Anselm Kohn und Adrian Koerfer wünschen sich vor allem zwei Dinge: Eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung des Missbrauchs von Kindern durch Geistliche und Lehrer. Und eine angemessene Entschädigungszahlung durch die entsprechenden Institutionen. Alle drei Männer haben als Kind sexuelle Gewalt erfahren. Matthias Katsch am katholischen Canisius-Kolleg, Anselm Kohn in der evangelischen Nordkirche und Adrian Koerfer in der reformpädagogischen Odenwaldschule. Vor fünf Jahren wurden ihre Schicksale und die tausender weiterer Betroffener bekannt. Am Montag sagte Koerfer bei einer Pressekonferenz in Berlin über die Aufarbeitung seitdem: „Wir sind nicht sehr weit gekommen.“
Und das, obwohl die mediale Aufmerksamkeit die Kirchen und andere Institutionen dazu gezwungen hat, sich mit dem systematischen Verbrechen in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. Das aber geschehe nur halbherzig, sagte Anselm Kohn: „Es wird nur zugegeben, was schon bekannt ist.“ Ein Problem sieht er vor allem darin, dass es bis heute keine unabhängige Kommission gibt, die sich mit den Fälle befasst. Stattdessen seien die „Täterinstitutionen“ selbst damit betraut und deshalb „Richter, Anwalt und sogar psychosozialer Betreuer in einem“, klagte Kohn. „Grenzüberschreitend und unprofessionell“ sei das.