„Frontal 21“-Beitrag: ZDF-Intendant bedauert Missverständnisse

Der Intendant des ZDF, Markus Schächter, hat etwa zwei Monate nach Ausstrahlung eines Beitrages des Magazins "Frontal 21" über die Sekte "Wort und Geist" Missverständnisse bedauert. Die Gruppierung war damals in die Nähe von Freikirchen gerückt worden.
Von PRO

Eine gezielte Falschberichterstattung liege bei dem Beitrag jedoch nicht vor, so Schächter in einer Antwort auf eine Programmbeschwerde des Geschäftsführers des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake (Wetzlar). Der ZDF-Intendant schreibt: "Vielmehr ist der Redaktion bewusst, dass sich viele freikirchliche Organisationen von der Entwicklung der Gemeinschaft ‚Wort und Geist‘ distanziert haben, weil sie ihr vorwerfen, die Aussagen des Neuen Testaments irreführend zu verkürzen."

"Wort und Geist" wird seit ihrer Gründung vor etwa zehn Jahren häufig kritisiert. Rolf Wiesenhütter etwa, Pastor einer freikirchlichen Gemeinde im Norden Deutschlands, gilt als einer der Kenner von "Wort und Geist". In einem Internetforum berichtet er über die Hintergründe der Organisation, veröffentlicht aktuelle Entwicklungen.

Auch in dem "Frontal 21"-Beitrag fasst Wiesenhütter seine Einschätzung zusammen: "Es ist tatsächlich so, dass da eben Psychotechniken greifen, die teilweise auch aus der Esoterik kommen, die aus dem Bereich kommen, den wir okkult nennen und mittels dieser Psychotechniken werden eben Menschen auch beeinflusst. ‚Wort und Geist‘ sagt dazu: Sie werden ‚übernommen‘." Der Sektenbeauftrage des Erzbischöflichen Ordinariats München, Axel Seegers, pflichtet ihm bei: "Ich habe den Eindruck, hier werden Menschen letztendlich instrumentalisiert. Es wird suggeriert, man könnte alle Krankheiten heilen. Und wenn man dann durch die Reihen geht, und fragt: Wer braucht noch Heilung, dann ist das etwas, was – denke ich – weder seriös ist, noch wirklich unterstützungswert ist."

Im Internet stellt sich die Organisation harmloser dar: "Wort+Geist ist eine christliche Freikirche, deren einzige Grundlage das Wort Gottes – die Bibel – ist und die das volle Evangelium ohne Kompromisse verkündet", heißt es da. "Wie schon damals, während der Zeit der Apostel in der Urgemeinde geschehen, bestätigt Gott auch hier sein Wort durch mächtige Zeichen und Wunder."

"Bei manchen Zuschauern zu Missverständnissen geführt"

Wohl auch diese Selbstdarstellung hat die Redaktion von "Frontal 21" Ende Oktober dazu veranlasst, die Reportage in den Kontext von freikirchlichen Gemeinden zu stellen. "Jesus hat Zulauf. Auch wenn die großen Kirchen Mitglieder verlieren – christliche Freikirchen sind im Aufschwung", sagte Moderatorin Hilke Petersen in ihrer Anmoderation. Und weiter: "Ihr Angebot: Das Evangelium ohne Kompromisse – sie nehmen die Bibel wortwörtlich – Wunder inklusive. ‚Wort und Geist‘ ist so eine neureligiöse Glaubens-Gemeinschaft. Vor zehn Jahren gegründet. In legeren Gottesdiensten nach amerikanischem Vorbild sollen – etwa durch Handauflegen – auch schwere Krankheiten geheilt werden. Der Glaube macht´s, heißt es." Nach dem Beitrag fügte Moderatorin Petersen noch hinzu: "Den evangelischen Freikirchen in Deutschland gehören insgesamt rund 330.000 Gläubige an."

Wenige Tage nach Ausstrahlung des Beitrages distanzierte sich die "Frontal 21"-Redaktion von diesen Formulierungen. "Die Abmoderation hat bei manchen Zuschauern zu Missverständnissen geführt. Es war nicht die Absicht der Redaktion, die Freikirchen in die Nähe von ‚Wort + Geist‘ zu rücken oder eine solche Nähe zu unterstellen", so die Redaktion damals. Die Zahlenangabe habe lediglich der Information der Zuschauer gedient, um das Größenverhältnis von Freikirchen im Vergleich zu den evangelischen Landeskirchen deutlich zu machen. Der Redaktion sei bewusst, "dass es ein großes, differenziertes Spektrum christlicher Gemeinden gibt".

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