Friedrich: Religion kann Schlüsselrolle spielen

"Wir dürfen und wollen in unseren europäischen Gesellschaftsmodellen die prägende Kraft von Religion nicht leugnen, sondern sie fruchtbar machen als Brücke zwischen den Menschen." Diese Ansicht vertritt Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) in einem Gastbeitrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Montag. Ziel müsse es sein, dass sich alle Bürger mit unserer Gesellschaft und ihren Werten identifizierten. Religion könne dabei eine Schlüsselrolle spielen.
Von PRO

Um seiner Freiheitlichkeit willen sei der Staat darauf angewiesen, so Friedrich, "dass seine Bürger ein ethisches Fundament, einen staatstragenden Ethos gemeinsamer Maßstäbe haben". Je heterogener eine Gesellschaft, je vielfältiger und individueller ihre Lebensweise und -entwürfe seien, desto wichtiger und auch sensibler sei die Frage, was unsere Gesellschaft zusammenhalte. "Religion hat für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu jeder Zeit eine wichtige Rolle gespielt", schreibt der Innenminister  und weist darauf hin, dass 45 Prozent der Bundesbürger Werte wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit für "sehr wichtig" halten. "Das Gespür dafür, dass diese Wertvorstellungen christlichen Ursprungs sind, gerät jedoch zunehmend aus dem Blick", stellt Friedrich fest. "Das christliche Menschenbild, das den Menschen als Geschöpf Gottes, erschaffen nach seinem Ebenbild, sieht, ist das Substrat, aus dem sich die Würde des Menschen speist, von der unser Grundgesetz spricht. Diese Wurzeln zu leugnen oder zu relativieren wäre falsch verstandene Toleranz und würde dem notwendigen Dialog der Religionen keinen Gefallen tun." Es gelte vielmehr, Gemeinsamkeiten zu erkennen und Anknüpfungspunkte zu finden. Wer sich diese Mühe mache, werde feststellen, dass es auch unter Einbeziehung der drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam möglich sei, diesen ethischen Grundkonsens in unserem gesellschaftlichen Leben zu aktualisieren und zu entfalten.

"Kirchen sind zur Missionsarbeit aufgerufen"

Alle Umfragen belegten, dass sich gerade junge Menschen auf der Suche nach Sinn und Orientierung wieder stärker religiösen Themen zuwendeten, schreibt der CSU-Politiker. Dies sei eine Herausforderung, der sich die etablierten Religionen, Kirchen und Glaubensgemeinschaften stellen müssten. "Wo früher Glaubensüberzeugungen fast von selbst in der Familie tradiert wurden, stehen die christlichen Kirchen heute im Wettbewerb der Religionen und Sinndeutungsangebote. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes zu Überzeugungs- und Missionsarbeit aufgerufen." Dies könne eine Chance zur Besinnung auf das Wesentliche und zum fruchtbaren Dialog der Religionen sein. Für den Staat bedeute dies, dass er die Rahmenbedingungen schaffe, in denen sich Toleranz und Miteinander der Religionen zum Segen für die Gemeinschaft entfalten könnten. (pro)

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