Der CDU-Politiker Friedrich Merz ist am Dienstagnachmittag zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Im zweiten Wahlgang erhielt der 69-Jährige 325 der abgegebenen Stimmen, neun Stimmen mehr, als für eine absolute Mehrheit nötig gewesen waren. Union und SPD, die gemeinsam eine Regierungskoalition bilden wollen, haben zusammen genommen 328 Stimmen.
Zuvor hatte Merz in geheimer Wahl den ersten Wahlgang verloren, da er nur 310 Stimmen erhalten hatte. Dass ein designierter Bundeskanzler nicht im ersten Wahlgang gewählt wurde, hat es bisher in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben. Dementsprechend war auch zunächst unklar, wie weiter verfahren werden sollte.
Die Fraktionen zogen sich stundenlang zur Beratung zurück. Am frühen Nachmittag einigten sich CDU/CSU, SPD, Grüne und Linke auf einen weiteren Wahlgang noch am Dienstag. Sie beschlossen damit eine Ausnahme von der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages, wofür eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Abgeordneten nötig war. Ansonsten hätte ein zweiter Wahlgang aufgrund der Ladungsfrist erst am Freitag stattfinden können.